Ciubotă, Viorel - Nicolescu, Gheorge - Ţucă, Cornel (szerk.): Jurnal de operaţiuni al Comandamentului Trupelor din Transilvania (1918-1921) 2. (Satu Mare, 1998)

Lingvistică şi etnografie / Sprachwissenschaft und Volkskunde / Nyelvészet és néprajz - Contact lingvistic: iterferete, bilingvism / Sprachkontakt, Interferenzen, Zweisprachigkeit / Nyelvi kontaktus, interferencia-jelenségek, kétnyelvűség

386 Sprachwandel bei den Sathmarer Schwaben von Petrifeld Generation (Eltern) sprach schwäbisch mit den Eltern und mit Personen der älteren Generation, aber ungarisch mit den Kindern und mit jüngeren Leuten. Die dritte Generation (Kinder) sprach in den meisten Fällen ungarisch mit allen, weil das Ungarische schon die Muttersprache war. Aber passiv erlernte sie noch das Schwäbische der Großeltern. Also fast alle verstehen noch schwäbisch, aber nur sehr wenige spechen das Schwäbische. In diesem Fall begegnen wir der einseitigen Zweisprachigkeit: Sie haben eine schwäbische Herkunft, aber sie bekennen sich als ungarische Muttersprachler. Der intraethnische Sprachwandel hat also in Petrifeld innerhalb einer Generation stattgefunden, fast von einem Tag zum anderen. Der intraethnische Sprachwandel führte nicht zur Einsprachigkeit. Die Kommunikation mit der dominierenden Gruppe war unvermeidlich, so entstand die ungarisch-rumänische Zweisprachigkeit, und weil das Prestige der deutschen Sprache in den letzten Jahren plötzlich viel größer geworden ist, ist auch eine ungarisch-deutsche Zweisprachigkeit im Entstehen begriffen. 7. Muttersprache und Identität Die plötzliche Änderung der Sprache verursachte auch Störungen des Identitätsbewusstseins. Jene Sathmarer Schwaben, die schon Ungarisch als Muttersprache hatten, waren sich dessen bewusst, dass sie deutscher Abstammung sind, aber sie fühlten sich schon mehr Ungarn als Schwaben oder zumindest nannten sie sich Ungarn. In der Wahl der Identität spielten auch die Eltern, die den Krieg und die Schrecken der Deportation noch nicht vergessen haben, eine große Rolle. Die Schwaben gaben ihre deutsche Identität auf, immer mehr bekannten sich selbst als Ungarn und erzogen die Kinder im ungarischen Sinne. Im Jahre 1978-79 bekannten sich nur 8-9% der Bevölkerung als Schwaben, alle andere als Ungarn. Viele Kindern wurden in ungarische oder rumänische Schule geschickt, um später bessere Aufstiegsmöglichkeiten zu haben. Viele Jugendliche setzten nach der achten Klasse ihr Studium im Temeswar fort und manche blieben nach dem Schulabschluss im Banat. Die Banater Schwaben waren fortgeschrittener als die Sathmarer Schwaben und ihre Beziehungen zu Deutschland waren lebendiger. Hier begann auch die Auswanderung der Schwaben. Zuerst emigrierten von den Sathmarer Schwaben jene Jugendlichen nach Deutschland, die in Temeswar geblieben waren. Die Familien der Ausgewanderten erkannten bald, dass deutsch zu sein nicht so schlecht sei als bisher angenommen und dass es sich lohne, sich als Deutsche zu bekennen. Auch in Petrifeld erhöhte sich plötzlich der Zahl der Schwaben,

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