Ciubotă, Viorel (szerk.): Satu Mare. Studii şi comunicări 11-12. (1994-1995)

Istorie

190 Ernest Hauler n folgte nun unter dem Schutz der von ihnen gelenkten allmächtigen Partei ihr .letzter Angriff auf die vogelfreien Schwaben. Obwohl in Rumänien lebend, wurden alle deutschen Schulen zu madjarischen umgewandelt, selbst in Ortschaften, wo kein Kind madjarisch sprechen konnte. Aus den Kirchen wurde jeder deutsche Lauf verbannt. Als dann nach gut 10 Jahren im Banat und bei den Siebenbürger Sachsen sich das deutsche Kulturleben wieder zu entfalten begann, setzte die Parteiführung in Sathmar, — sie stand immer noch in madjarischer Hand — alles daran, die Existenz der Schwaben totzuschweigen. Die Deutschen erhielten in Rumänien 1969 eine Organisation: in 10 Kreisen wurde der Rat deutscher Werktätigen gegründet. Sathmar blieb unbe­achtet. Erst 1971 wurden auch Sathmarer nach Bukarest zum Plenum der Kreisräte eingeladen. Ich wurde von Banatern dazu gedrängt mich zu Worte1 zu melden. Ich hatte Bedenken. Sollen wir wieder mit deut­schen Aktivitäten in Sathmar beginnen, wo doch unsere Schwaben mal SO' draufgezahlt haben? Als ich am Rednerpult stand und frei, vielleicht auch frech offenlegte, wie die Sathmarschwaben verdrängt werden, winkte mir Staatspräsident Ceausescu zu. Und wirklich, dit Mängel, die ich aufgezählt hatte, wurden binnen zwei Monaten behoben und sogar der Kreisrat deutscher Werktätigen auf die Beine gestellt. Es begann ein zügiger Aufschwung. Binnen 6 Jahren schnellte sich die Zahl der Zög­linge an der deutschen Lehrerbildungsanstalt von 3 auf 27.15 Deutsche Kulturgruppen bereisten die Ortschaften. Die Rumänen standen noch Wohlwollen uns. zur Seite. Sie freuten sich, wenn immer mehr dem Sog des Magyarismus entrissen wurden. Es war aber eine Sisyphosarbeit. So oft wir beim Administrator des Bistums Sathmar vorsprachen und deutschen Gottesdienst und deutsche Predigt verlangten, erhielten wir wohlwollendes Verständnis, sonst aber nichts. Mein Hinweis auf den missionarischen Geist der Geistlichkeit erweckte beim Ordinarius Sipos ein Auflachen: „Wo ist der heute vorhanden? Ich bin zufrieden, wenn meine Priester an der Stange bleiben. Plötzlich wurde in allen röm.-kath. Kirchen der Stadt Sathmar ver­kündet, daß im Sinne des Vatikanischen Konzils am 7.11.1976 der deut­sche Gottesdienst in der Kalvarienkirche stattfinden wird. Das Pfarramt hat uns Deutsche überhaupt nicht in Acht genommen. Wir aber verviel­fältigten Meß- und Liedertexte. Die Kirche wurde voll. In der ersten Reihe saß der Bevollmächtigte der Partei. Wie paradox das auch klingen mag, die kommunistische Partei verhalf uns zum. deutschen Gottesdienst. Nach einem Jahr erkämpften wir uns einen Kaplan, der den Religions­unterricht in der Sakristei deutschen Schülern deutsch erteilen konnte. Lange hätte die deutsche Kulturarbeit im Kreis Sathmar unter den Bedingungen des Sozialismus auch nicht blühen können. Der Pferdefuß, Homogenisierung der Gesellschaft, war allzu sichtbar. Durch die Lücken des Eisernen Vorhangs setzten sich immer mehr Deutsche nach Deutsch­land ab. Der Volksmund drückte es anders aus: „Rumänien braucht nicht mehr Schweine zu mästen. Der Export seiner Deutschen bringt mehr ein.“ So stimmte es auch irgendwie. 15 Hauler, E., Sathmar und seine Schwaben, S. 85.

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