Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

I. TEIL. Der Führer durch die Ausstellung. Von Dr. Adolf Stengl, k. k. Forstrat

Der Führer durch die Fíus ítellung. Den Raum XIJ befchickten Abfolventen der Kunftgewerbefcbule des k. k. öfterreicbifcben Mufeums für Kunft und Induftrie mit diverfen Plaftiken, Holzfcbnitjereien und Treibarbeiten. Die Räume XIII und XIV wiefen wiederum Gegenftände verfcbiedener kunftgewerblicber Branchen auf: Juwelen, Silber-- und Emailicbmuck, Metallkunftgegenftände, Hausbaltungsgeräte aus maffiver Bronze, Holzintarfien, Ledergalanterie- und Gebraucbsgegenftände. Unter den Silberwaren wäre hervorzuheben ein Zigarrenfcbrank aus Ebenbolz mit Silberftabverzierung, deffen Silberauffatj das kaiferlicbe Jagd­fcbloß Mürzfteg vorftellte. Bemerkt fei, daß die Her­ftellung diefes Objektes 6 MonateScbmiede-und3Mo­nateZifelierarbeit erforderte. Außerdem waren Silberer­zeugniffe modernen Genres, Deckelpokale mit breitfläcbi­gen, glatten Formen und origineller Ornamentierung, dann Silberfervice u. a. zu feben; weiters Schmuck-- und dekorative Gegenftände, an denen verfcbiedene Metall­tecbniken in Verbindung mit Email zur Anwendung ge­langten, dann eine Kollektion maffiver und fogenannter Kerngalvanos. Erftere find Raum IX. Pavillon »Kunftgewerbe« Kupfergalvanoplaftiken, de­ren bohle Rückfeite mit Hart­meffing ausgefüllt und deren Oberfläche durch Vergolden, Verfilbern oder Patinieren veredelt ift; letztere forgfäl­tig in Gips gegoffene, mit einer Härtemaffe vollkommen durchtränkte Skulpturen, die dadurch außerordentliche Härte erhalten. In einer befonderen, eigens konftruierten, ver­fenkbaren Vitrine fab man Schmuck und Juwelen von großem Werte, fo ein herrli­ches Diadem famt Brillanten­korfage (Eigentum Jbrer k. u. k. Hoheit der durch­laucbtigften Frau Erzherzogin Maria Jofefa), ringsherum die tadellofeften und größten Perlen, Prachtexemplare von Brillanten, darunter ein flacbgefcbliffener Stein im Werte von 100.000 Kronen. Von den Ledergalanteriewaren erwähnen wir Erzeugniffe aus Antilopen-, Hirfcb-, Reh-, Schweins- und Eberleder, die in bezug auf Feinheit und Exaktheit der Ausführung, Schönheit und Reinheit der Farbe fowie auserlefenen Gefcbmack ihresgleichen fuchten. Es waren zu feben Hand- und Brieftafeben aller Art, Jagdbücber, Scbreibmappen, Reifeubren etc. mit künftlerifcb entworfenen, bandgearbeiteten Befcblägen in Edelmetall, darunter ein Jagdbucb aus Eberleder mit Hubertusbirfcbauflage en relief in Gold und Silber mit Brillantenkreuz. Raum XV enthielt Papierwaren (Kunftblätter, Kalender, Menu- und Tifcbkarten, Briefpapiere etc.). Raum XVI brachte in dem dazugehörigen Durchgange gefebliffene, gravierte, geätjte und metallmontierte Glasgegenftände und Kammacbererzeugniffe, anfonften diverfe Objekte verfcbiedener kunftgewerblicber Branchen, und zwar Porzellan, darunter ein febönes Empire-Service mit kobaltblauen Rändern und feinem Golddekor, Porzellanmalereien mit jagdlichen Sujets; flache Goldubren mit Email und Brillanten verziert, fowie Jagdfzenen en relief; Schmuck-, Luxus- und Gebraucbsgegenftände in Gold, Silber und Legierungsmetallen, Bronzen (»Gemsjäger« und »Treiberjungen«), endlich ein prächtiges Kabinett aus Tbujaholz mit Rofen aus Ber­berisbolz u. a. Raum XVII enthielt eine Scbauftellung von Objekten aus Kunftporzellan; im Mittelpunkte eine große Vafe, ausgeführt in verlorenem Kobaltfond und Laufglafur mit Golddekoration von moderner Auffaffung; Empiretafelfervice, »Wild«-Service, dann diverfe Objekte mit Unterglafurmalerei etc. Raum XVIII Tiroler Kunftmajoliken, diverfe Steinzeugwaren und einen ori­ginellen, für eine Jagdbütte gedachten Tiroler Kugelofen mit Ofenbank. Raum XIX allerband Terrakotten und Fayencegegenftände, wie Beleucbtungs-­objekte, Standuhren, Figuren, Büften, Vafen etc. Die Räume XX und XXI, beiderfeits eines fcbmalen Durchganges gelegen, hatten auserleiene Objekte der Silberfcbmiedekunft, beziebungsweife Juwelen, Gold- und Silberwaren aufgenommen. Unter den erftgenannten fab man neben Tafelfervice und Gebraucb^gegenftänden aus Silber, in denen fo ziemlich alle gangbaren Stile vertreten waren, eine Reibe von Sport- und Ebren­preiien, fo den von der Marinefektion des k. u. k. Kriegsminifteriums geftifteten Wanderpreis für gefechtsmäßiges Schießen der Scblacbtfcbiffe u. a. in.; unter den zweitgenannten Scbmuckgegenftände mit Jagdemblemen, plaftiicbe und figurale Objekte, vor allem eine filberne Plakette Sr. Majeftät des Kaifers Franz Jofepb I. im Jagdkoftüm von Medailleur Rudolf Neuberger, eine Reiterftatuette des Kaifers ufw. Wir kehren nunmehr in die Empfangshalle zurück, hinter der, wie erwähnt, der Scbloßbof lag und gewiffermaßen das Verbindungsglied zwifeben Hallenpavillon und dem neugefebaffenen Anbau, dem berr­Zigarrenfcbrank mit dem kaiferl. Jagdfcbloß Mürzfteg als fluffat). Pavillon »Kunftgewerbe«. 24

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