Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424

I. TEIL. Der Führer durch die Ausstellung. Von Dr. Adolf Stengl, k. k. Forstrat

Der Führer durch die Fíus ítellung. gelegenen Objekte und insbefondere auf die Schaffung eines entfprecbenden Gegenübers für den Kunftpavillon wurde feitens der Ausftellungsunternebmung für das Kunftgewerbe ein Pavillon nach Entwürfen des Chef­arcbitekten, k. k. Baurates Alexander Décfey, errichtet und dem Komitee pacbtweife überlaffen. Diefes beftellte dann für feine Zwecke den Architekten Cefar Poppovits - Wien, deffen Hufgabe es nun war, die Raumgeftaltung, innere Ein­ricbtung und Dekoration des in den Außenwänden ferti­gen Baues durchzuführen, fowie im Anfcbluffe daran alle weiteren Objekte felb­ftändig zu entwerfen. Wir werden im folgenden fehen, wie glücklich die Löfung die* fer Aufgabe gelungen ift. Der Wunfeh, den Bedürfe niffen der einzelnen Zweige des Kunftgewerbes voll Rech­nung zu tragen, hätte es am zweckentfprechendften er* den Hallenpavillon in kleine Räume aufteilte und diefe einzelnen Ausftellern oder mehreren zufammen zuwies, für zufammenbängende Gruppen des Kunftgewerbes aber neue Objekte angliederte. Vor allem wurde Detail eines Fenfters in Kunftverglafung. Pavillon »Kunftgewerbe«. auf die letztere Weife den An- vonProfefforRichardLukfch. forderungen der modernen Die beiden Portale waren Wohnungseinrichtung Rech-- mit febwarzem Glas vertäfelt nung getragen und, nach- und mit Mofaikftreifen ge­dem in diefer Gruppe die ziert, während die Portal­älteften und leiftungsfäbig-- köpfe finnige Sprüche über ften Vertreter des Wiener Arbeit und Kunft erhielten. Gewerbes Aufnahme finden Vier eingebaute Nifchen füllten, die Anlage eines zeigten oben Jagdreliefs vornehmen Jagdfchloffes in Keramik (»Zur Jagd« befcbloffen. und »Von der Jagd«) von Der eigentliche Pavil- Bildhauer Franz Klug. Ion erhielt eine durch das Hier haben die erften Hauptportal zugängliche Wiener Juweliere und Sil­Empfangshalle, die ihren berfebmiede ihre Erzeug­Dimenfionen entipreebend, niffe in kleinen Vitrinen in einfachen, großzügigen zur Schau geftellt. Neben Linien durchgebildet war wertvollem Schmuck fah und infolgedeffen einen vor- man Kunft- und Luxus-, fo= nebm ernften Charakter an wie Gebraucbsgegenftände fich trug. Die Hauptpunkte aus Edelmetall, welche ent­derfelben waren durch die weder direkt (Gemsbartge­beiden, in die angeglieder-- ftecke, Scbnepfenfederbro­tenRäume führenden,mäch- fchetten, Jagdblufenknöpfe tig ausgebildeten Portale etc.) oder durch die beban­und durch die Stirnwand delten Vorwürfe und ihren mit ihren drei großen Öff-- Dekor (Madonna mit Hocb­nungen gegen den Schloß- wild, modelliert von Bild­bof betont. Vor der mittle- hauer Hans Müller, Silber­renöffnung,diemitKunftver- kaffette mit Hirfcbgranen, glafung gefcbloffen wurde, Nadeln in Form von Ge­erbob fich auf einem fchwe- weihen, Hirfchfängern etc.) ren Sockel die Kaiferbüfte auf die Jagd Bezug hatten. Die angegliederten Räume zeigten eine dem jeweiligen Zweck angepaßte Ausftattung. Sie waren durch Oberlichten und boebangebraebte Seitenfenfter beliebtet, meift in Weiß gehalten und mit nur wenigen bunten Dekorationsmotiven gefcbmückt, fo daß dadurch für die Ausftellungsgegenftände der richtige Hintergrund mit einfacher, unaufdringlicher Fläcbenwirkung geícbaffen war. Nur wenige Räume trugen Stoffbefpannungen an den Wänden, von Borden oder Leiften unterbrochen. Einzelne Dekorationsmalereien fowie der Technik entfprechende Kunftverglafungen in den Fenftern und einfache, nach den Angaben des Architekten des Haufes patronierte Ornamentenmalereien verfolgten neben dem dekorativen, noch den befonderen Zweck, auch hier 22 fcheinen laffen, intime, kleine Räume zu febaffen, in welchen moderne Einrichtungen ge­zeigt und gleichzeitig auch die übrigen Exponate in zwang­lofer, ihrer eigentlichen Be= ftimmung entfpreebenden Wei­fe hätten untergebracht wer­den können. Diefem wohl einzig richtigen Standpunkte ftellten fich jedochausftellungs­technifcbe und adminiftrative Hinderniffe entgegen, welche fcbließlicb zu einem Kompro­miffe dabin führten, daß man Scbloßbofgang. Scbloßbof mit Anficht des Jagdfchloffes. Rückwärtige Faffaden des Jagdfchloffes.

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