Die Erste internationale Jagd-Ausstellung Wien, 1910. Wien-Leipzig, 1912 / Sz.Zs. 424
II. TEIL. Die Ausstellung und das Jagdwesen - II. ABSCHNITT. Die Jagd und deren Betrieb
Die Jagdtropbäen. Die Kronenbirfcbe und die Mendelfchen Gefetje. Von Dr. Wilhelm Sallac. Die im Pavillon der exotifeben Jagd ausgeftellt gewefenen Trophäen haben alle Befucber durch ihre Großartigkeit in Staunen verfemt, doch nicht minder feblug das Herz eines jeden Jägers beim Anblicke des Kopffcbmuckes unferes beimifeben Wildes, wie er in den verfebiedenen Pavillons der europäifeben Staaten zu finden war. Insbefondere waren es die Kronenbirfcbe, die das böcbfte Intereffe erweckten. Außerordentlich mannigfach waren die Formen der 2349 ausgefeilten Hirfchgeweihe, doch ließ fieb eine gewiffe Zufammengebörigkeit und eine Gefetjmäßigkeit in deren Bildung, und zwar an der Hand der für die Vererbung und Bildung von Variationen allgemein giltigen Mendelfchen Gefe^e naebweifen. Diefe letzteren laffen fieb kurz in die folgenden Sätje kleiden: »Bei Kreuzungen von Pflanzen und Tieren, die fieb nur durch ein Merkmal unterfebeiden, tritt — gleichviel, welches von beiden Individuen man als Vater, welches als Mutter nimmt — bei dem Baftard keine Mifchung der beiden Merkmale auf, fondern das eine Merkmal wird durch das andere unterdrückt« und ferner »Die Anlagen für die Merkmale fpalten fieb bei den unreinen Baftarden wieder«. Allerdings ift der vorgemeinte Nachweis bei den Hirfcbgeweiben nicht fo leicht zu führen. Nur eine fo reich befcbickte Ausftellung, wie es die Erfte Internationale Jagdausftellung war, konnte dies überhaupt ermöglichen. Es ift eben zu berückficbtigen, daß alle fünf Sproffen des Hirfcbgeweibes »mendeln«, d. b. variieren können und daß fieb diefe Variation auf die Länge, Richtung, Einfügung und Krümmung aller Sproffen bei der vierten und fünften Sproffe auch auf ihre Einfachheit oder Teilungsfäbigkeit bezieben kann. Selbftverftändlicb müffen diefe vielen Faktoren eine Unzahl Variationen ergeben; aber gerade in diefer großen Veränderlichkeit liegt für den Jäger ein großer Reiz, immer neue Trophäen zu erbeuten. Die größte Veränderlichkeit weift die Kronenbildung auf, die geringfte die Augenfproffe. Letzteres bat feinen Grund darin, daß diefe Sproffe allen Arten der Gattung Elapbus in ziemlich gleicher Form zukommt. Auch die Eisfproffe ändert fieb beim wefteuropäifeben Kronenbirfcbe außerordentlich, fie kann auch ganz fehlen. Es ift dies darauf zurückzuführen, daß der Kronenbirfcb fieb erft ganz allmählich aus einfachen Formen 94 beutet, wog zur Zeit der Jagdausftellung nocb 2 35 Kilogramm; die rechte Stangenlänge beträgt 75'5, die linke 72'5 Zentimeter; die Rofe rechts 17, links 16 Zentimeter, die Schaufelbreite rechts beträgt 18, links 16 Zentimeter, die Stärke der Stangen über der Hugenfproffe je 10 Zentimeter, die innere Liebte 29, die Auslage 68 Zentimeter. Emericb Graf Karolyi brachte aus feinem Reviere in Bälyok (Bibarer Komitat) einen im Jabre 1908 erbeuteten Damfehaufler zur Husftellung, welcher im Jabre 1910 nocb 4'25 Kilogramm wog, er ift bedacht. Bei einem Gewichte von 3 Kilogramm wies dasfelbe an Stangenlänge rechts 73-2, links 70 Zentimeter auf, an Rofenumfang rechts 20'5, links 19'9 Zentimeter, an Scbaufelbreite rechts und links je 16'56 Zentimeter, an Stangenftärke über der flugenfproffe rechts 11 "5,links 10'5 Zentimeter, endlich innere Lichte 30 und Auslage 62 Zentimeter. Fluch das Mufflon- fowie Gemswild war in Ungarns Husftellung vertreten. In dem Reviere bei Betlér des Fürften Béla OdescalcbiiftdasabgebildeteMufflongebörn erbeutet worden, das eine Hornlänge von 83 Zentimeter, einen Umtang an der Balis von 23 Zentimeter zeigt. Hier fei aucb nocb eines Mufflongebörnes gedacht, welches von Karl Grafen Forgacb am 17. Juni 1887 in Kosztolan erbeutet worden war; die Länge des Hornes ift 80 Zentimeter, der Umfang der Bafis 24 Zentimeter. Eine größere Sammlung von Mufflongebörnen war in der Koje des Grafen Fipponyi in der Tropbäenballe zu feben, ebenfo auch in den Gängen des Ungarifchen Jagdfchloffes, wo fie, gleichwie im Jtalienifcben Pavillon, an den Wänden gefällig gruppiert waren. Der Wifent, eine im flusfterben befindliche Wildart, war in dem Diorama des Fürften Hobenlobe-Oebringen zur Schau gebracht; das Revier Javorina im Tatragebirge febeint diefem dort eingebürgerten Wilde einen guten Einftand zu gewähren. Die obige Flbbildung zeigt den Kopf eines durch den Fürften Cbriftian Kraft Hobenlobe-Oebringen akklimatifierten Bifons. Er wurde von Ihrer k. u. k. Hoheit der Frau Erzherzogin Ifabella in dem genannten Reviere am 8. Februar 1907 erlegt; fein Gewicht betrug aufgebrochen 597 Kilogramm. als Zwanzigender anzufpreeben, war bereits in Budapeft im Jabre 1909 mit einem erften Preife bedacht und zeigte an Stangenlange rechts 77'5, links 80 Zentimeter, an Rofenumfang rechts 20-2, links 19'5 Zentimeter, an Scbaufelbreite rechts 15'5, links 7*5 Zentimeter, die Stärke der Stangen rechts 11 "5, links 11 Zentimeter; innere Lichte 51, Auslage 92 Zentimeter. Mit einem erften Preife wurde bei der Jagdausftellung aucb der von Prinz Leopold von Sacbien-Coburg-Gotba im Jabre 1906 erbeutete Damfcbaufler, Secbzebnender, aus dem Reviere Puszta Vacs (Pefter Komitat) Wifent aus Javorina.