Gertrude Enderle-Burcel, Dieter Stiefel, Alice Teichova (Hrsg.): Sonderband 9. „Zarte Bande” – Österreich und die europäischen planwirtschaftlichen Länder / „Delicate Relationships” – Austria and Europe’s Planned Economies (2006)

Christoph Boyer: Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und der Sowjetischen Besatzungszone in Deutschland (SBZ) bzw. der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) (1945-1989/90)

„deklaratorisch“ und Österreich nur eine westdeutsche bzw. US-amerikanische Filiale war.12 Der statistische Befund fügt sich in dieses Bild: um die Mitte der Fünfzigerjahre spielte die DDR nach wie vor eine periphere Rolle im österreichischen Außen­handel.13 34 Prozent der österreichischen Importe stammten aus Westdeutschland; in der Rangliste der österreichischen Importpartner folgten die USA, Italien, Frankreich, Großbritannien, die Schweiz und die Niederlande. Polen, Ungarn, die Tschechoslowakei und Jugoslawien nahmen die Ränge acht bis elf ein; die DDR fand sich mit 1,23 Prozent der österreichischen Importe auf Platz 13. Ähnlich waren die Verhältnisse auf der Exportseite: hier nahm die DDR den elften Rang unter den österreichischen Exportpartnern ein. Etwa 2,2 Prozent der österreichischen Ausfuhren gingen nach Ostdeutschland. II. Die Sechzigerjahre 1. Die Koordinaten des Ost-West-Konflikts blieben in den Sechzigerjahren im Grundsatz unverändert. Zwar war keine offizielle diplomatische Reaktion Österreichs auf den Bau der Berliner Mauer im August 1961 zu verzeichnen; der Umstand jedoch, dass Bundespräsident Adolf Schärf den Messestand der DDR auf der Internationalen Wiener Messe im September mied, wurde auf der Gegenseite nicht zu Unrecht als symbolische Demonstration interpretiert. Die Wiener Zeitung hatte es abgelehnt, die offizielle ostdeutsche Messeanzeige zu veröffentlichen, weil auf dieser das offizielle Staatswappen der DDR abgebildet war. Auf der Internationalen Wiener Messe 1963 wurden die Flaggen aller teilnehmenden Länder mit Ausnahme der DDR aufgezogen. Dass 1964 dann die Führung des offiziellen Staatsnamens und des Staatswappens zugestanden wurde, ermutigte die ostdeutsche Propagandamaschinerie dazu, die Teilnahme der DDR an der Wiener Messe von 1965 zum Bestandteil der Agitationskampagne gegen die „westdeutschen Die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Österreich und der Sowjetischen Besatzungszone BArch-B, DL 200, 189, Hauptabteilung Handel mit den kapitalistischen Ländern, Länderreferat Österreich, Handelspolitische Richtlinie für die Abkommensverhandlungen Österreich 1956, 5.1 1.1955. - Ebenda, Kurze Einschätzung über die Entwicklung der Handelsbeziehungen der Deutschen Demokratischen Republik zu Österreich, undatiert [1956], - BArch-B, DL 200, 190, Kammervertretung der DDR in Österreich, Zu den Verhandlungen neuer Warenlisten für das Jahr 1957, 26.9.1956. - Ebenda, Länderreferat Österreich, Einige Probleme der österreichischen Politik und Wirtschaft 10.10.1956. - Ebenda, Stellvertreter des Ministers für den Handel mit dem kapitalistischen Ausland, Abkommensdirektive Österreich, 17.10.1956. - BArch-B, DL 2, VA 6 796, Abschlussanalyse über die Verhandlungen der Delegationen der Kammer für Außenhandel und der Bundeskammer für gewerbliche Wirtschaft zur Regelung des Warenverkehrs für das Jahr 1957, undatiert [Ende 1956], 13 BArch-B, DL 200, 190, Länderreferat Österreich, Einige Probleme der österreichischen Politik und Wirtschaft, 10.10.1956. 171

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