Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Der „Alltag“ bei der K. U. K. Escadre
Georg Lehner - Monika Lehner einstigen Minsterien[,] einem kaiserlichen Ahnentempel etc. zu rechnen haben, die schon jetzt von den Chinesen ziemlich eindringlich reclamiert werden.2289 Da es Chinesen künftig verboten sein sollte, im Gesandtschaftsviertel zu wohnen2290, und Hauseigentümer von der chinesischen Regierung „eine angemessene und gerechte Entschädigung“2291 erhalten sollten, übertrug das Diplomatische Corps die Feststellung der Entschädigungsansprüche einer Kommission, der unter dem Vorsitz des k. u. k. Gesandten die Gesandten Frankreichs und Italiens und drei Dolmetscher beigegeben wurden. Wie Czikann berichtete, hatten die Vertreter Großbritanniens2292 und Russlands längere Zeit die Beratung über das Gutachten der Militärkommission über die Verteidigungsanlagen verzögert. Sir Emest Satow wollte die Frage der Grenzen des Gesandtschaftsviertels in politische und militärische Aspekte teilen. Diese Taktik hatte unter den Vertretern der anderen Mächte für Unmut gesorgt, da die Bauarbeiten tunlichst mit Beginn der Frühjahrs-Bauperiode beginnen sollten. Als am 2. Februar 1901 endlich über das Gutachten der Militärkommission beraten wurde, sprach sich der neue Bevollmächtigte der USA, W.W. Rockhill2293 plötzlich gegen jede Verteidigungsanlage und sogar gegen jede Gesandtschaftswache aus, so wie er überhaupt auch schon in einigen anderen Fragen eher die Rolle eines Vertheidigers der bisherigen chinesischen Gräuel und Miss-Wirtschaft, als jene des Vertreters eines durch die Verbrechen des Sommers 1900 beleidigten Staates zu spielen scheint.2294 Die Aussagen Rockhills führten sofort zu Spekulationen über den tatsächlichen Standpunkt der USA und gaben Anlass zu Befürchtungen dass Amerika wieder dieselbe politische Haltung einnehmen wird, durch die es schon im Jahre 1860, nach der Einnahme Pekings durch die Engländer und Franzosen, die gehörige Ausnützung der damaligen Niederwerfung Chinas in mancher Hinsicht vereitelt hat.2295 Angesichts dieser neuen Situation beriefen sich sowohl Sir Emest Satow als auch der russische Gesandte Giers auf mangelnde Instruktionen. Der britische Gesandte war einigermaßen verunsichert und um Zeit zu gewinnen, plädierte er dafür, das Gutachten über die Verteidigungsanlagen an die Militärkommission zurückzusenden und diese aufzufordem, die Forderungen für den Verteidigungs- * So 2289 2290 2294 2295 HHStA, P.A. XXIX/15, fol. 188'-189v, Czikann an Gotuchowski, Bericht No. 11, Peking 3.3.1901. Im Protocole final heißt es unter Artikel VII: „Le Gouvernement Chinois a accepté que le quartier occupé par les Légations fût considéré comme un quartier spécialement réservé à leur usage et placé sous leur police exclusive, où les Chinois n’auraient pas le droit de résider, et qui pourrait être mis en état de défense.“ (HHStA, AUR 1901 IX 7, fol. 8V)HHStA, P.A. XX1X/15, fol. 189v, Czikann an Gotuchowski, Bericht No. 11, Peking 3.3.1901. So hatte Sir Emest Satow angefragt, was mit dem Eigentum eines chinesischen Bediensteten der Gesandtschaft Großbritanniens geschehen sollte, das seiner Ansicht nach unter die Gesetze der Exterritorialität falle. Cf. ACNP, 26e séance, 16.2.1901. Conger war beurlaubt worden, cf. HHStA, P.A. XXIX/15, fol. 191', Czikann an Gotuchowski, Bericht No. 11, Peking 3.3.1901. Ebenda, fol. 191, Czikann an Gotuchowski, Bericht No. 11, Peking 3.3.1901. Ebenda, fol. 191*, Czikann an Gotuchowski, Bericht No. 11, Peking 3.3.1901. 585