Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarns Maritim-Militärische Präsenz in China: Vom Entsatz der Gesandtschaften bis Ende Januar 1901

In seinem Vorfallenheitsbericht für die erste Dezemberhälfte hatte Montecuccoli über die starke Zunahme venerischer Krankheiten auf den Schiffen der Eskader zu berichten. In diesen vierzehn Tagen traten allein auf den drei damals in den japanischen Gewässern kreuzenden Schiffen zehn Fälle auf.1466 Ende Dezember standen auf „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, , Aspern“ und „Zenta“ bereits „25 derartig erkrankte Personen in Behandlung.“ In den letzten Tagen des Jahres 1900 traten auch einige Fälle fieberhafter Erkrankungen auf, deren Symptome auf Influenza schließen ließen. Nach zwei bis vier Tagen waren die Erkrankten - darunter auch LSL Eiseisberg und LSF Demeter - wieder auf dem Weg der Besserung.1461 In der ersten Dezemberhälfte berichtete das in Shanhaiguan stationierte Detachement über das Auftreten von Typhus und typhösem Fieber unter den dortigen Truppen. Zahlreiche deutsche Soldaten sowie der Matrose 2. CI. Josef Kosar vom Stand S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ wurden ausgeschifft.1468 In der zweiten Dezemberhälfte waren unter der Mannschaft der k. u. k. Haupt-Etappe in Tianjin einige Malaria-Fälle zu verzeichnen.1469 In seinem Vorfallenheitsbericht über die erste Dezemberwoche stellte LSL Schusterschitz fest, dass sich der Gesundheitszustand der in Tianjin stationierten Mannschaft weiter verschlechtert hätte. Unter anderem war beim Matrosen Dominik Bracco vom Stande S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ eine akute Blinddarmentzündung festgestellt worden. Zur dringend notwendigen Operation wurde Bracco in das kaiserlich deutsche Lazarett überstellt1470, konnte jedoch, da er zu geschwächt war, vorerst nicht operiert werden; „bis auf etwas Thee“ konnte Bracco damals keinerlei Nahrung zu sich nehmen.1471 Erst Anfang Österreich-Ungams maritim-militärische Präsenz in China... Wirren (med. Diss.), Leipzig 1903. Schulz unterschied eine „gelbe“ und eine „weiße“ Prostitution. Zur Herkunft der im Gefolge der Truppentransporte nach Ostasien gekommenen zweiten Gruppe schrieb er (ebenda, S. 26): „Der Nationalität nach waren die Balkanländer am stärksten vertreten. [...] Schon ihr Typus war unverkennbar. Sie alle nannten sich .Oesterreicherinnen’. [...] Die Balkanstaaten wozu ich in diesem Falle Galizien, Ungarn und seine Nebenländer rechne dürften ca. 60 % der Gesamtsumme gestellt haben, während die übrigen 40 % sich auf die übrigen Länder gleichmässig verteilten.“ - Zur Prostitution in China im Allgemeinen vgl. Gail Hershatter, Prostitution and the Market in Women in Early Twentieth-Century Shanghai, ln: Marriage and Ine­quality in Chinese Society, ed. Rubie S. Watson , Patricia Buckley Ebrey, Studies on China 12, Berkeley /Los Angeles 1991, S. 256-285 (zur älteren und neueren Literatur vgl. ebenda, S. 283- 285). KA, MS/OK 1901-V-5/3, Nr. 204, ECiO an RKM/MS, Res. No. 432/m, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom l.bis 15.12.1900, Yokohama, 16.12.1900. KA, MS/OK 1901-V-5/4, Nr. 368, ECiO an RKM/MS, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 16. bis 31.12.1900, Res. No. 474/M, Kobe, 31.12.1900. KA, MS/OK 1901 -XI-2/1, Nr. 203, ECiO an RKM/MS, Res. No. 445/m, Yokohama, 16.12.1900. Ebenda, Nr. 364, ECiO an RKM/MS, Res. No. 19/m, Kobe, 1.1.1901. KA, MDP Res. No. 85 ex 1900, K. u. k. Etappenkommando Tientsin an LDP, Res. No. 243, Tient­sin, 10.12.1900. KA, MDP Res. No. 88 ex 1900, K. u. k. Etappenkommando Tientsin an LDP, Res. No. 259, Tient­sin, 17.12.1900. 405

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