Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarns Maritim-Militärische Präsenz in China: Vom Entsatz der Gesandtschaften bis Ende Januar 1901

Georg Lehner - Monika Lehner Brunnen festzustellen, da der Boden bis in 10 m Tiefe verjaucht war.1451 Entlang des Baihe war der Mangel an Trinkwasser besonders fühlbar. Die geringe Fließgeschwindigkeit des Baihe führte dazu, dass sehr viele Leichen und Tierkadaver darin trieben, die - ähnlich wie die unter zerstörten Häusern begrabenen Leichen - einen „fast unerträglichen Geruch“ verbreiteten. Dadurch kam es auch vor, dass auch viele in besseren Quartieren untergebrachte Offiziere an Fieber und Dysenterie erkrankten. Das kühlere Wetter verhinderte jedoch den Ausbruch größerer Epidemien unter den gelandeten Truppen der verschiedenen Kontingente.1452 Da einige dieser Krankheiten mit dem Eintritt der kalten Jahreszeit weiter zuzunehmen drohten, sah sich das Eskaderkommando veranlasst, dem Landungs- Detachement hygienische Maßnahmen für Offiziere und Mannschaften anzuordnen.1453 Vermeidung der Erkältungen, als prädisponierende Ursache der genannten Erkrankungen durch die, den Temperaturverhältnissen entsprechende Adjustierung. Strenge Beaufsichtigung der Lebensmittel insbesondere von Obst und Gemüse. Die Letzteren dürfen nur unter Contrôle mit abgekochtem Wasser gründlich gewaschen werden, wenn nöthig, ist der Genuss derselben zu untersagen. Die detachierten Mannschaften sind diesbezüglich genau zu instruieren und zu belehren, sich vom Genüsse von Speisen und Getränkefn] (besonders der hiesigen Brandweinsorten [sic!]) ausserhalb der Menage zu enthalten. Feuchte und enge Ubicationen sowie die Ueberfüllung derselben sind nach Thunlichkeit zu vermeiden. Auf die Reinhaltung und Ventilierbarkeit derselben ist besondere Aufmerksamkeit zu richten. Das zum Genüsse verwendete Wasser muss unbedingt abgekocht werden (zu mindest 5 Minuten im Kochen erhalten). Sollte sich die Nothwendigkeit ergeben, das filtrierte Wasser zu geniessen, so müssen die Filterkörper der Berkefeld’schen Armeefilter mindestens alle acht Tage durch ständiges Kochen im Wasser sterilisiert werden. Die Kranken müssen absolut separiert und für dieselben eigene Aborte bestimmt werden, die jeden Tag unter Aufsicht gründlich zu desinficieren sind. Trotz der angeordneten Maßnahmen verschlimmerte sich die gesundheitliche Situation der Landungstruppen Anfang Oktober „leider täglich“. Infektiöse Krankheiten des Verdauungstraktes waren vorherrschend. Am 7. Oktober starb der Matrose 2. CI. Alois Vrech vom Stande S.M.S. „Zenta“ an Typhus. Weitere sechzehn schwere Krankheitsfälle mussten damals in Beijing von der Ambulanz versorgt werden.1454 In der zweiten Oktoberhälfte erkrankten auch der 1451 Statistischer Sanitäts-Bericht der k. u. k. Kriegs-Marine für die Jahre 1900 und 1901. Zusammengestellt von der IX. Abteilung des k. u. k. Reichs-Kriegsministeriums (Marine-Sektion), Wien 1902, S. 91. 1452 KA, MS/OK 1900-X-14/6, Nr. 2 990, Einsichtsstück des RKM, Präs. No. 6 925 vom 27.11.1900, Situationsbericht des Hauptmanns Wöjcik per 1.10.1900. 1453 KA, MDP, Res. No. 29 ex 1900, ECiO an LDP, Res. Nr. 252/m, Taku-Rhede, 17.10.1900. 1454 KA, MS/OK 1900-XI-2/7, Nr. 2 851, ECiO an RKM/MS, Res. Nr. 249/m, Missionsbericht für die Zeit vom l.bis 15.10.1900, Taku-Rhede, 16.10.1900. 402

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