Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
Kurz vor dem Auslaufen von S.M.S. „Kaiserin Elisabeth“ und S.M.S. „Aspern“ sah man sich in der Militärkanzlei Seiner Majestät und in der Marine-Sektion des Reichskriegsministeriums mit einer Anfrage der königlich rumänischen Gesandtschaft in Wien konfrontiert. Diese hatte beim Ministerium des Äußern vorgefühlt, ob eine Möglichkeit zur Einschiffung der beiden rumänischen Seeoffiziere Michael Gavrilescu und Eugen Tant auf den beiden nach China bestimmten Schiffen bestehe. Gavrilescu und Tant erfuhren seit dem Frühjahr 1900 für einige Monate als Frequentanten in der k. u. k. Kriegsmarine ihre weitere Ausbildung.461 Am 24. Juli - dem Tag, an dem die beiden Schiffe den Hafen von Pola verließen - trug die Marinesektion der Militärkanzlei Seiner Majestät diese Angelegenheit vor, und ersuchte, die „Allerhöchste Willensmeinung“ dazu einzuholen. In der Marinesektion war man geneigt, diesen Antrag durchaus positiv zu beurteilen, doch ergaben sich durch die - mit Rücksicht auf die für S.M.S. „Zenta“ und S.M.S. “Kaiserin und Königin Maria Theresia“ notwendigen personellen und materiellen Ergänzungen - sehr spezifischen Diensteinteilungen der k. u. k. Seeoffiziere auf S.M.S. „Kaiserin Elisabeth“ und , Aspern“ Raumprobleme für die Unterbringung zweier weiterer Offiziere. Bei einer Genehmigung des rumänischen Ansuchens hätten nämlich zwei österreichisch-ungarische Seeoffiziere wieder ausgeschifft werden müssen, wodurch der Dienststand an Seeofficieren auf diesen Schiffen - insbesondere mit Hinblick auf die eventuelle Ausschiffung von Landungs-Detachements für längere Zeit- bedenklich herabsinken würde. Einer Dienstleistung der beiden rumänischen Offiziere im Rahmen der k. u. k. Eskader konnte jedoch schon deshalb nicht zugestimmt werden, da sie nicht den Flaggeneid leisten konnten und ihnen auch „keinerlei Dienst zugewiesen werden könnte, welcher eine Verantwortlichkeit involviert.“ Der Entscheidung des Kaisers war sowohl durch die bereits erfolgte Abreise der Schiffe, als auch durch die Ausführungen der Marinesektion vorgegriffen worden; von der „abweisenden Erledigung“ durch Franz Joseph setzte der Stellvertreter des Chefs der Militärkanzlei, Oberstleutnant Rohm, die Marinesektion am 26. Juli in Kenntnis.462 Am 29. Juli erhielt das Ministerium des Äußern die ablehnende Antwort, die sie der rumänischen Gesandtschaft tags darauf mitteilte.463 Sowohl bei „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ als auch bei „Kaiserin Elisabeth“ und ,Aspern“ war bei der Ausrüstung berücksichtigt worden, dass auf S.M.S. “Zenta“ Personal und Material ergänzt werden musste. S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ hatte vier Offiziere „über den Stand“ an Bord; auf Österreich-Ungarn und der Beginn des internationalen Engagements ... HHStA, IB Kart. 400, 1899-82/2846, Legation de Roumanie à Gotuchowski, No. 545 Urgent, Vienne, le 6./19. Juillet 1900, MdÄ an RKM/MS, No. 1 735/1. B., Wien, 22.7.1900. 462 KA, MKSM 1900 66-5/6-11, No. 1 979, MS/PK an MKSM, No. 1 945, Wien, 24.7.1900. MKSM an RKM/MS, No. ! 979, Wien, 26.7.1900. 463 HHStA, IB Kart. 400, 1899-82/2846, RKM/MS an MdÄ, MS/PK No. 1 999, Wien, 29.7.1900. - MdÄ an Ghika, Nr. 1 826/1. B„ Wien, 30.7.1900. 145