Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Karl VI., Triest und die Venezianer nio, che tiene nel Golfo la Republica è’assoluto per esser nato e difeso col proprio sangue“ erklärt hatte34. Am 17. April 1717 sah Grimani seine Befürchtungen nicht nur bestätigt, sondern durch die Fakten erweitert, daß die freie Schiffahrt nicht allein zwischen Neapel und dem Litorale gelten sollte, sondern vielmehr die allgemeine Freiheit der Navigation in Rede war35. Gleichzeitig plane die Flofburg den Einsatz von bewaffneten Fahrzeu­gen gegen die Piraten von Dulcigno. Tatsachen, so Pietro Grimani, die mit dem „antico legitimo Dominio del Golfo“ Venedigs inkompatibel wären, und er versprach schon am 1. Mai mit glühendem Eifer „fervido studio“, wie ihm von der Signoria befohlen, alle Schritte der österreichischen Regiemng, die zur Flebung der Schiffahrt im Litorale hinzielten, zu überwachen36. Die sowohl für den Kaiser als auch für die Republik Venedig leidige Frage der Truppentransporte über die Adria präsentierte sich abermals im April und im Mai 1730. Daniele Bragadini, Botschafter der Serenissima in Wien, wurde mit der Tatsa­che konfrontiert, daß von Triest aus Infanterieverbände mit „Tartane [Lastschiffe] spedite da Napoli“ nach Manfredonia in Apulien gebracht werden sollten, was auch tatsächlich erfolgte. Gravierend in den Augen des Venezianers, der gleich seinen Vorgängern im Amte auf die „antichissimi possessi, che la Serenissima Republica tiene sul Golfo“ pochte, war vor allem der Umstand, daß der Transport von zwei Kriegsschiffen, begleitet wurde. Prinz Eugen, Hofkanzler Graf Sinzendorf und der Kaiser selbst suchten Bragadini mit dem Hinweis zu beruhigen, daß die Galeeren einzig und allein für die Sicherheit dieser Passage eingesetzt wären und die Interes­sen Venedigs in keiner Weise tangiert würden37. Hofkanzler Graf Sinzendorf gegen­über wies Grimani mit Nachdruck darauf hin, daß die Republik in der Vergangen­heit alles unternommen habe, um die Häfen im österreichischen Litorale vor dem gemeinsamen Feind, den Türken und Dulcignoten, zu schützen, zudem hätte sie viele Kriegsschiffe im Golf bereitgestellt. Tage später, am 29. Mai wiederholte der Botschafter deutlich: Ein von Österreich ausgeübter Freihandel an der Adria richte sich eindeutig gegen die Herrschafitsrechte des venezianischen Dogen und Senat. Zudem seien Gerüchte von der Herausgabe eines Edikts im Umlauf, wonach die kaiserlichen Untertanen nicht nur zur Aufnahme eines freien Seehandels, sondern auch zum Bau und zur Armierung von Schiffen aufgefordert würden. Die altehr­würdige gerechte Jurisdiktion, die die Signoria seit jeher über den Golfo ausübe und 34 HHStA Wien, StA Venedig, Dispacci di Germania, Bd. 207, pag. 382, Disp. 277, Wien 3. April 1717 „... cosa che puo esser opposta a quella antichissima e giusta sovranita che l’Ecc"” Senato col l’oro e col san- guesi è acquistata sul’Adriatico ...“. Vgl. Bart 1 : Dulcignoten, S. 19. 35 HHStA Wien, Ebenda, Bd. 207, pag. 430, Disp. 281, Wien 17. April 1717 „... non è infatti vero, che l’indulto sia particolare per li Porti Austriaci, et il Regno di Napoli, come mi era stato prima suposto, ma è universale“ 36 HHStA Wien, Ebenda, Bd. 207, pag. 456, Disp. 295, Mödling (Laxenburg), l.Mai 1717. 37 HHStA Wien, Ebenda, Bd. 224, pag. 95 und 98, Disp. 156, Mödling (Laxenburg), 29. April 1730. 43

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