Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Karl VI., Triest und die Venezianer mußten16. An zwei Teilstücken bewiesen die Ingenieure ihr außerordentliches Kön­nen. Das eine Mal, als es galt, vom Triester Stadtrand weg, unter Anlegung steiler, vom schwersten Fuhrwerk jedoch befahrbarer Rampen den Anschluß an die Karst­hochebene zu finden und dann bei der Überwindung des Semmeringmassivs, womit die Verbindung der Steiermark über Niederösterreich mit der Haupt- und Residenz­stadt ermöglicht wurde. Die zweite große Straße sollte aus der ungarischen Tiefebene über Kroatien die Adria bei Fiume erreichen. Hier lagen so gut wie keine Spuren alter Wege vor. Diese Straße, mit Recht Karlsstraße oder „via Carolina“ genannt, führte von Fiume bis zum Kulpafluß bei Karlstadt und weiter nach Sissek. Mit der Schiffbarmachung der Save war bereits 1712 begonnen worden. Diese neuen Straßen bloß zu besichtigen, rechtfertigen schon hohe Reisekosten, berichtete begeistert 1730 Hofrat Anton von Widmann17. Auch an anderen Verkehrswegen ist unter Karls Regierungszeit gebaut worden. So wurden Arbeiten, die unter anderem die oben erwähnten Hauptverkehrsadern mit­einander verbinden sollten, bzw. eine Verbindung aus dem Görzischen nach Triest und eine weitere Straße von Triest über Mitterburg (Pisino, Pazin) nach Fiume in Angriff genommen. Vollendet wurden diese Straßen zum Großteil aber erst unter Maria Theresia und Joseph II. Bei der Aufzählung der vom Landesinneren nach dem Litorale führenden Ver­kehrswege darf ein Vorhaben nicht übergangen werden, dessen Ansätze südlich Wiens im sogenannten Wiener Neustädter Kanal bis auf den heutigen Tag sichtbar geblieben sind. Es ist dies die kühne, aus Geldmangel jedoch nicht über ihr An­fangsstadium hinaus realisierte Planung einer Wasserstraße, die Wien mit den bei­den Adriahäfen Triest und Fiume verbinden sollte18. Bereits 1700 hatte der Ingenieur Lothar von Vogemonte einen Plan vorlegt, der die Vereinigung von Elbe, Oder und Weichsel zu einem Wasserstraßennetz vorsah. In der Folge sollten die aus diesem Kanalsystem gewonnenen Einkünfte zur Erwei­terung desselben auf Theiß und Donau und schließlich zu seiner Weiterführung bis zur Adria verwendet werden. Im Zuge seiner Bemühungen um die erbländischen Seehäfen griff Karl VI. auf Vogemontes Aufzeichnungen mit dem Ergebnis zurück, daß General Schmettau mit der Untersuchung der Save von der Umgebung Laibachs bis Belgrad auf ihre Eignung als allfällig einzubauende Wasserstraße hin betraut wurde. Mehr geschah auf diesem Gebiet unter Karls VI. Regierung nicht. 16 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 9, fol. 279r (Kaiserliches Handschreiben vom 19. Dezember 1725) „Abbiamo fatto ridur in tale Stato, migliorare, e slargare le Strade principali, che non solamente sopra le medeme possono esser condotte le Mercanzie con carriaggi grossi caricati da nostri privileggiati Porti Maritimi per i nostri Stati delTAustria interiore, ma eziandio per tutta sicurezza sono stati constituai e fabricati sopra di fiumi Torrenti e Ruscelli dei ponti..." Ebenda, fol. 404' „... Pero una Strada buona puô facilitare molto, questa è da Vienna si ben fatta di maniera, che si possa dire di meritare le Spese di far un viaggio solamente per vederla.“ 18 Valerie Else Riebe hat diesem Projekt eine aufschlußreiche Abhandlung gewidmet, auf die sich die folgenden Gedanken im wesentlichen stützen. 37

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