Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Peter Gasser Der Ursprung der Stadt ist römisch. Die Gründung Tergestes dürfte in den Jahren 120 bis 100 v. Chr. erfolgt sein. Die Bedeutung des zwischen Tagliamento und Ison- zo gebildeten Militär- und Straßenzentrums Aquileia erreichte die Stadt im Altertum nicht. An Handel und Küstenfahrt dürfte sie sich gleich den anderen römischen Plätzen Westistriens, wie etwa Parentium (Parenzo, Porec), Egida (Capodistria, Köper) und Pietas Julia (Pola, Pula), jedoch auch beteiligt haben. Aus den Stürmen der Völkerwanderung ging Triest als kleines unabhängiges Ge­meinwesen hervor. Die aus dem Osten nachrückenden Slaven besetzten, das unmit­telbare Hinterland der Stadt. Im Laufe der folgenden Jahrhunderte erschöpften sich die Kräfte Triests nahezu restlos in der Abwehr venezianischer Übergriffe und in dem Bestreben, das unmit­telbare Dominum des übermütigen Nachbarn zu verhindern. In Anbetracht, daß in der Folge die in der nördlichen Adria herrschenden Macht­verhältnisse hier besprochen werden sollen, dürfen Venedigs Aufstieg zur meerbe- herschenden Macht und seine Beziehungen zu Habsburg - Österreich nicht übergan­gen werden. Schon im 9. Jahrhundert betrieben die Venezianer über ihr unangreifbares Lagu­nengebiet hinaus Handel mit Sizilien, Griechenland und Ägypten. Ihrer imperialisti­schen Politik gelang im Jahre 1000 der entscheidende Durchbruch, als die Flotte des gewaltigen Piero Orseolo den freien Handel oder zutreffender ausgedrückt, das ve­nezianische Handelsmonopol in Dalmatien erzwang. So entstand im 11. und 12. Jahrhundert von den Gestaden Friauls bis zu den Booche di Cattaro (Kotor) eine Kette venezianischer Seestützpunkte. Die Republik hat in der Folge stets die ihr hier zuweilen entfremdeten Rechte geltend gemacht und diese seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert im Streite mit dem Patriarchat von Aquileia und den über Dalmatien herrschenden Königen von Ungarn auch nahezu lückenlos durchzusetzen vermocht. Das Patriarchat von Aquileia stand den unbotmäßigen Stadtgemeinden und deren Fehden, von denen Istrien in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts heimgesucht wurde, machtlos gegenüber. Der Serenissima bot sich so leicht Gelegenheit zur Intervention. Freiwillig unter­warf sich dem Dogen im Jahre 1267 als erste Stadt Parenzo, um der andauernden Vergewaltigung durch Capodistria zu entgehen. In den nächsten Jahren folgten diesem Beispiel die westistrianischen Küstenplätze Umago (Umag), Cittanova (Novigrad) und schließlich im Jahre 1279 auch Capodistria selbst. Um das Jahr 1300 befand sich die ganze Westküste der Halbinsel im Besitze der Markusrepublik. Die venezianische Zange hatte sich, von dem beengten Territorium des kraftlosen Patriarchats im Westen und dem nördlichen, spärlich besiedelten Karsthinterland abgesehen, um den kleinen Stadtstaat Triest geschlossen, die der Republik zwar nicht wie die rückeroberten Städte Westistriens in ein Untertanen­grafica di Trieste dalla sua origine all’anno 1695 con gli annali dal 1695-1848 del procuratore civico Pie­tro Kandier; S r b i k : Adriapolitik unter Leopold I. ; d e r s. : Der staatliche Exporthandel Österreichs von Leopold I. bis Maria Theresia. 18

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