Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

Thomas Winkelbauer: Finanznot und Friedenssehnsucht. Der Kaiserhof im Jahre 1645

Finanznot und Friedenssehnsucht. Der Kaiserhof im Jahre 1645 Jungfrau Maria und der Heiligen Wenzel und Leopold das Waffenglück (durch den Beistand Gottes) zu erzwingen20. Am 29. März 1645 legte Ferdinand III. im Rahmen einer großen, zu Ehren der Gottesmutter in Wien abgehaltenen Bittprozession vor dem Gnadenbild der Schot­tenmuttergottes im Stephansdom das Gelübde ab, auf einem öffentlichen Platz - nach dem Vorbild Münchens bzw. Herzog Maximilians I. - eine Mariensäule zu errichten. Über die im Mai 1647 erfolgte Errichtung und feierliche Einweihung der Immaculata-Säule auf dem Platz Am Hof (vor der Kirche und dem Profeßhaus der Jesuiten!), bei der (bzw. bereits durch einen feierlichen Akt am 18. März 1647) der Kaiser Maria zur Herrin und Patronin Österreichs erwählte und sich, seine Kinder, Völker, Heere und Provinzen der jungfräulichen Gottesgebärerin weihte, ließ 1648 niemand anderer als Wilhelm von Slavata in Wien einen Bericht drucken21. Die nicht zuletzt aus der starken Überlegenheit der schwedischen Feldartillerie resultie­rende vernichtende Niederlage der um ein bayerisches Korps sowie eine kleinere sächsische Einheit verstärkten kaiserlichen Armee22 gegen die Schweden unter Tor- stensson in der äußerst blutigen, den ganzen Tag dauernden Schlacht bei Jankau (Jankov) in Südböhmen (knapp 30 km nördlich von Tabor) am 6. März 1645 führte die Monarchie an den Rand des Abgrunds23. 20 Schwarz: Privy Council, S. 75-79 und 364-400. 21 Siehe Kurz, Josef: Zur Geschichte der Mariensäule am Hof und der Andachten vor derselben. Wien 1904; Woinovich, Maria: Die Heiligenverehrung des Zeitalters der Gegenreformation und des Barock im Spiegel der Kirchen Wiens. Wien (ungedr. Hausarbeit am Institut für Österreichische Geschichtsfor­schung) o. J. [1941], Kap. „Die Verehrung der Immakulata (...)“, bes. S. 11-15; Piesch, Herma: Domi­na Austriae. In: Stummvoll, Josef (Hrsg.): Die Österreichische Nationalbibliothek. Festschrift für Josef Bick. Wien 1948, S. 523-533; Coreth, Anna: Pietas Austriaca. Österreichische Frömmigkeit im Barock. Wien 2., erw. Aufl. 1982, S. 50-57; Mazakarini, Leopold: Frühe Denkmäler mit politischen und zeit­geschichtlichen Aussagen. Wien 1986, S. 7-11; Repgen: Ferdinand III., S. 147. - Bereits 1640 hatte Ferdinand III., der wie sein Vater marianischer Sodale war, in ein Album einer Löwener Kongregation die folgende, an Maria gerichtete Widmung eingetragen: „Tibi ego me, meosque Conjugem ac Liberos, Tibi Romanorum Imperium, cui me Deus praefecit, Tibi regna a majoribus accepta, Tibi tutelaeque tuae Popu­lum et Exercitus meos, Tibi tuoque Filio militantes, committo. Tu me in tuum admitte, qui Filio tuo, qui Tibi, qui utriusque honori vivo, regno, pugno. Tuus igitur ego ero, Maria. Tui erunt quicunque mei, Tua erunt ditiones et regna mea et Imperium, Tui Populi et exercitus, Tu eos protege, Tu eis vince, Tu in eis regna et impera. Ita voveo MDCXL Tuus Pietate et Justitia Ferdinandus.“ Zitat nach Piesch: Domina Austriae, S. 532. 22 Der 1635 Unterzeichnete Friede von Prag „hatte die Armierung einzelner Reichsstände und Ständebünd­nisse untersagt und eine einzige Reichsarmada vorgesehen, in der Kursachsen und Kurbayem jedoch eige­ne Armeen behielten; die Finanzierung dieser Reichstruppen war in der herkömmlichen Weise, Kosten durch reichsständische Umlage von Römermonaten aufzubringen, geregelt“. Repgen: Ferdinand III., S. 151. Zum „Reichskriegswesen“ und zur Reichsarmee im System des Prager Friedens vgl. jetzt zusam­menfassend Salm: Armeefmanzierung, S. 11-30. 23 Zur Schlacht bei Jankau vgl. zusammenfassend Toegel: Bitva; Broucek: Schwedenfeldzug, S. 5 und 7 f.; Reingrabner, Gustav: Der Dreißigjährige Krieg und Österreich. In: Der Schwed’ ist im Land (wie Anm. 11), S. 15-97, hier 50-53. Zu den Folgen für Österreich unter der Enns siehe die sehr informativen, aus den Quellen gearbeiteten Studien von Broucek, Peter: Die Bedrohung Wiens durch die Schweden im Jahre 1645. In: Jahrbuch des Vereines für Geschichte der Stadt Wien 26 (1970), S. 120-165, und der­selbe: Kämpfe um Krems und Stein 1645/46. In: Mitteilungen des Kremser Stadtarchivs 11 (1971), S. 13-54; zusammenfassend: derselbe: Schwedenfeldzug; zuletzt: Reingrabner: Der Dreißigjährige Krieg, S. 53-72; für Böhmen und Mähren: Rezek, Ant(onin): Deje Cech a Moravy za Ferdinanda III. az 4 *

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