Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2015 - Acta Ethnologica Danubiana 17. (Dunaszerdahely-Komárno, 2015)

Tanulmányok - Marx Mária: Műszövés Őriszentpéteren a 19 - 20. század fordulóján

rr Die Kunstweberei in Oriszentpéter an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts (Zusammenfassung) In den 1980-er Jahren hat das Museum in Könnend den Nachlass von Antal Kovács, eines Webermeisters aus Oriszentpéter (Komitat Vas), erworben, der alle offiziellen Dokumente der Kunstweberei Kovács und Czihák enthält, von der Zunftordnung aus dem Jahr 1820 bis zum Jahr 1915, dem Todesjahr des Handwerkers. Die vorliegende Studie stützt sich auf dieses Quellenmaterial, mit dem Ziel, diesen spezifischen, äußerst entwickelten - und in der ethnographischen Forschung bisher kaum beachteten - Zweig der Kunstweberei näher vorzustellen, darüber hinaus die Veränderungen der dörfli­chen und kleinstädtischen Handwerksindustrie an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts. Dank dieser Dokumente können wir den Prozess verfolgen, der einen herkömmlichen dörflichen Webermeister zu einem Unternehmer werden ließ, der eine moderne und stets aktualisierbare Produktpalette hersteilen und vermarkten konnte. Ausgehend von volkstümlichen Stoffen, die aus selbst gesponnenem Garn hergestellt wurden, ist es ihm aufgrund eigenen Fachwissens sowie der Arbeit der von ihm beschäftigten und bestens ausgebildeten Meister gelungen, Produkte auf kunsthandwerklichem Niveau hervorzubringen. Für diese Innovation reichten die im Familienkreis angeeigneten Kenntnisse nicht mehr aus. Der bereits ausgebildete Weber musste, um die aktuelle Entwicklung kennen zu lernen, nach Késmárk (Käsmark), ans andere Ende des Landes gehen, wo ihm die dortigen (mehrheitlich aus Böhmen und Mähren stammenden) Meister den neueren, höher entwickelten und modischeren Zweig seines Metiers, die Jaquard-Musterung, beigebracht haben. In der Käsmarker Fachschule für Kunstweberei konnte er sich nicht nur die neue Webtechnik aneignen, sondern - gemäß dem umfassenden Unterrichtsplan - auch kaufmännische und unternehmerische Kenntnisse erwerben. Auf Empfehlung des Lehrer­kollegiums bzw. mit staatlichen Zuschüssen hat er die Möglichkeit gehabt, zeitgemäße Maschinen zum Weben und Mangeln zu erwerben. Die erste Jacquard-Maschine wurde ihm vermutlich von seinen Lehrern in seinem Atelier installiert. Die gute Beziehung zu seiner Schule blieb bis in spätere Zeiten erhalten. Aus diesem Umfeld stammte auch sein späterer Untemehmenspartner, der aus Doboka (also ebenfalls vom anderen Ende des Landes) stammte - und auch sein späterer Schwiegersohn, Elek Horváth, hat hier seine Studien vollendet. Hier hat er seine Muster gekauft und hier hat er auch die Adressen seiner Lieferanten erhalten. Während einer bestimmten Periode seines Schaffens ließ er sogar seine eigene gesponnene Damast-Ware in Käsmark bleichen und mangeln. Den Ruf seiner neuen Produkte hat er mittels gezielter Werbungen und Zeitungsinseraten verbrei­tet, wodurch er erreichen hat, dass seine Artikel auch in weit von seiner Werkstatt entfernten Gegenden vermarktet werden konnten. Der Kreis seiner Klienten, bisher dörfliche Handwerker, Intellektuelle sowie Käufer aus dem Niederadel, verlagerte sich nun zum städtischen Bürgertum, und parallel dazu konnte er auch die städtischen Geschäftsnetzwerke erreichen. Dem Aufschwung hat vor allem die bür­gerliche Mode der Damast-Ware und anderer neuer Artikel den Weg geebnet - Antal Kovács hatte ein gutes Gespür für die neuen Tendenzen. Seine Aktivitäten wurden auch durch staatliche Zuschüsse geför­dert, da die Regierung das Aufblühen der Industrie gerade mit gezielter Unterstützung von Unternehmen dieser Art erzielen wollte. In Folge seiner Fachkenntnisse, seiner Risikobereitschaft und seiner Investitionen hat sich sein Betrieb zu einem gut funktionierenden Unternehmen entwickelt. Er selbst avancierte zu einem allgemein geachteten, hochangesehenen Bürger in seinem Wohnort und ist Vorsitzender mehrerer lokaler Vereinigungen geworden. Das Ende des Ersten Weltkrieges (der Handwerksuntemehmen wie seines vernichtet hat) konnte er nicht mehr miterleben. Sein Schwiegersohn, Elek Horváth wirkte nach dem Krieg nicht mehr als eigen­ständiger Handwerker, sondern hat bis zu seinem Ruhestand als Angestellter einer Textilfabrik in Szombathely (Steinamanger) gearbeitet. 110

Next

/
Thumbnails
Contents