Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)

Krónika

wurde auch ein Lokaltermin zu den Quellen der Donau im Schwarzwald als ein wichtiger Bestandteil mit Erläuterungen zur historischen Auswanderung aus Südwestdeutschland ins Tagungsprogramm aufgenommen. Eine mindestens ebenso wichtige Ergänzung bot jedoch Robert Keményfi von der EFniversität Debrecen: Für und in Ungarn spielte gerade im frühen 20. Jahrhundert das geographische Konzept vom Karpatenbecken als einem pannonischen Zweistromland eine wichtige Rolle. Keményfis Vortrag war deshalb eine Auseinandersetzung mit diesem Konzept unter dem Titel „Die natürliche Grundlage der ungarischen ,kulturellen Wirkkraft’ - die Idee vom ungarischen Mesopotamien“. Einen dritten Schwerpunkt bildeten Probleme der Kulturanthropologie und Volkskunde der Religion. Den Umgang und die Bedrohungen des Menschen mit und durch Naturbedingungen, Natureinwirkungen und Naturkatastophen zeigen in klassischer Weise Votivbilder. Gábor Barna widmete sich gerade diesen besonders aussagekräftigen Zeugnissen und behandelte sie „Quellen für Natursymbolik“ - mit einem Schwerpunkt auf dem Wallfahrtsort Mária Radna. Die didaktische Wirkungsabsicht von hingegen ästhetischen, idealen Naturvorstellungen über ein auch in Ungarn populäres deutschsprachiges „Volksbuch“ stellte Krisztina Frauhammer vor: Sie hatte Martin von Cochems Volksbuch „Das Grosse Leben Christi“ zu Ihrem Thema gemacht. In dem Buch, 1686 erstmals gedruckt erschienen, zahlreiche Neuauflagen dann bis ins 20. Jahrhundert hinein, wurde auch die Natur-Umgebung der ein­zelnen biblischen Ereignisse sehr genau vorgestellt. Dazu hat Cochem Reiseberichte verwen­det, um auch die Landschaftsgestalt biblischer Szenen so lebensecht wie möglich den Menschen in Mitteleuropa nahezubringen. Der Unterzeichende konnte selbst auf die umfang­reiche Sammlung an „Praesepe“-Dokumentationen, Darstellungen des Heiligen Landes als Bethlehem-Krippen, im Johannes-Künzig-Institut verweisen. Als ein Heiliges Land, oder, um in der Quellensprache präziser zu sein, als einen „Bergungsort“ betrachteten württembergische pietistische Auswanderer des frühen 19. Jahrhunderts auch die Süd-Kaukasusregion unter dem Berg Ararat. Der Berg Ararat als ein Wahrzeichen der physischen Naturwelt und biblischer Landungspunkt der Arche Noah aus der religiösen Glaubenswelt war der Ankerpunkt zum Ende der Tagung. Die beiden Vorträge von Annemarie Röder - mit Ihrem Vortrag „Ararat - die Sehnsucht nach dem Bergungsort. Schwäbische Auswanderung unter den Kaukasus“ - und Ketevan Sebiskveradze - mit Ihrem Vortrag „Kulturtradierung von ,Schwaben’ in Südkaukasien“ stellten das noch wenig erforschte Thema aus deutscher und georgischer Sicht einem interessierten Publikum vor. Naturwahrzeichen können also Kristallisationsphänomene sein, die angestrahlt werden und zugleich abstrahlen, Kristallisationsphänomene, die Idealbilder projizieren und spiegeln, und die zugleich furchterregende Erhabenheit und Schrecknis bedeuten können. Dies gilt genauso für das Wasser des Flusses und Meeres wie etwa für schneebedeckte, lichtgleißende Berggipfel — symbolische Funktionen mit durchaus unterschiedlicher Verheißung sollten und konnten konkret gezeigt und erläutert werden. 248

Next

/
Thumbnails
Contents