Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)

- Ein dritter und vierter Kritikpunkt bestanden darin, dass teilweise an den Auffuhrungsereignissen Einrittsgelder verlangt wurden oder die Gemeinden ihre Passionsspiele mit Hilfe Fahrender Schauspieltruppen abhalten ließen. Wenn professionelle, wandernde Schauspieltruppen, die damals offensichtlich bereits existierten, geistliche Stoffe mit entsprechenden „Possen“ boten, kam das teilweise zur obrigkeitlichen Anzeige (Hartinger 1990, 405). Von der Seite der Gemeindebürger sind die Spielabsichten und weitere Spielpraxis jedoch als lobenswert und nutzvoll verteidigt worden, vehement verteidigt bis hin zu gewaltsamen Protestaktionen (Hartinger 1990). Aus zahlreichen Gemeinden konnte Hartinger auch schrift­liche Einreden gegen die Verbote auffinden. Mit welchen Argumenten aber wurde der Wunsch nach dem Fortbestehen der Schauspiele als Element des Festes nun begründet, was wurde den Verbotsdekreten entgegengehalten? Eines der bei Hartinger aufgeführten Dokumente, das wir hier nicht ganz in extenso, aber doch genügend ausführlich heranziehen, zeigt die wesentlichen Argumente in funktionaler Hinsicht. Wir sind im Jahre 1762, unser Text stammt von Laien, nämlich vom Rat der Marktgemeinde Regen im Bayerischen Wald: Nach Auffassung dieser Gemeinde dienten ihre alljährlichen, unter Billigung der lokalen Pfarrer abgehaltenen österlichen „Passions-Exhibitiones“ vor allem zur kräfftigere[n] Einprägung des bitteren Leyden Jesu Christi, keinesweegs aber zum Gewünn der Burgerschafft“. „ Unter derley Andachts-Actu [dürfe] sich nicht einmahl jemandt in einem Würtshaus blicken lassen, noch auch dazumahlen bey großer Straff der Würth ein Maß Pier verleuthgeben“. [Die Aufführungen seien] ,,mit aller Andacht und Ehrerbiettigkeit, iedoch ohne eytle Ehrensbeylegung dergestalten exhibieret wor­den, daß vasst allzeit aus Mitleyden unseres Erlösers iedermann häuffige Zäher vergos­sen" [habe], „Ja, es verschaffen auch manchesmahl bey ein- oder andern sonderbahr und yberhaupts bey dem in hiesiger Waldrefier wohnent grob und einfältigen Paurnvolck sothane Passions-Exhibitiones größeren Seelennutzen als die sünnreichiste Predigt, dann dieselben bey vorseynter Unaufmörcksamkeit bey einem Ohr hinein, bey dem anderen aber widerumben bedauerlichist fruchtlos und ohne Vergiessung eines Zähers hinausgehen, gar vielle aber, wo nit die mehriste wegen allzugroßer Mattigkeit der durch ihre harte Arbeith abgematteten Glieder die ganze Predig hindurch schlaffen, von dem persönlich vorgestälten bitteristen Leyden und Todt Jesu Christi aber mehrer fassen und zu Haus ihren Kindern weegen sichtbarlicher Vorstöllung leichter erklären und eintrucken künen. 13 Das ist nun die passgenaue, tatsächlich passgenaue Übersetzung der Argumentation und der Ziele der jesuitischen Anthropologie und Erziehungslehre in die populäre Praxis und die populären, volkssprachlichen Formulierungen: — Die osterfestspezifisch obligatorisch-inhaltliche Mitteilung von den „bittersten Leiden und Tod Jesu“ persönlich, also mit eigener Person vorstellen zu wollen, das umschreibt nichts anderes als eine gewollte Anverleibung der Botschaft durch den ganzen Menschen; 13 Hartinger 2007, 473; ausf. Hartinger 1990, 408^t09 (Die Bühnenaufführung sei „im ganzen Refier beriemht“ und es geht darum, dass die Gemeinde freiwillig, „auch schene Kleidtungen, wie dermahlen vorhandten, herz­lich gern und willigist mit Freuden beyschaffet“. Es geht also darum, dass man die Sache als „freudig“-enga­­giertes Moment, ästhetisch und somit feierlich, dem Fest keine Schande machend auszeichnet, und insbesonde­re, dass man die liturgisch vorgesehenen Trauerzeremonien im Ritualkomplex nicht vernachlässigt, sondern das Schauspiel damit verbindet.) 40

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