Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2010 - Acta Ethnologica Danubiana 12. (Dunaszerdahely-Komárno, 2010)

Krónika

ging es um einen historisch für Übergänge der Arbeitsphasen und für Wetterprognosen (d.h.: Ernte-Prognosen) wichtigen Festtag eines Patronatsheiligen der Rebleute, der in den 1980er Jahren neu installiert worden ist. Gerade das Fest in Hajós macht einen Bedeutun­gswandel hin zu einer nun unter den Bedingungen des internationalen Tourismus stattfin­denden Veranstaltung deutlich, in der jedoch symbolisch die „schwäbische Arbeitstradition“ und die Einwanderungszeit des frühen 18. Jahrhunderts in Erinnerung gerufen werden. In den thematisch anders ausgerichteten Beiträgen dieser Münchner Sektion ging es etwa um die lokalhistorisch und -wirtschaftlich herausragende Rolle des jüdischen Han­delbürgertums in Pécs, dezidiert bei Christof Baiersdorf (Düsseldorf) mit seinem Vortrag: Adolf Engel von Jánosi - ein Vertreter des Fünfkirchner jüdischen Bürgertums, sowie um zentrale literaturwissenschaftliche Gegenstände: Peter Motzan (IKGS München) sprach über den literarischen (poetischen) Niederschlag eines zentralen siebenbürgischen Wahr­zeichens („Identitätssemantiken im historischen Wandel: Das Bild der Schwarzen Kirche zu Kronstadt / Braçov/ Brassó in der rumäniendeutschen Nachkriegsliteratur“); Attila Verők von der Universität Eger stellte sein großangelegtes Forschungsprojekt zu den „Produkte(n) des deutschen Buchmarktes in Siebenbürgen“ im 17. und 18. Jahrhundert vor, András Balogh (Universität Cluj/ Budapest) untersuchte Theaterkritiken der Ödenbur­ger Zeitung von 1868 bis 1920 als eine „zweisprachige Mikrokultur im europäischen Kontext“, und Tanja Zigon (Universität Lubljana) referierte zur „Deutschsprachigen Pres­selandschaft in Krain im lokalen und regionalen Kontext“ als Beispielfeld von Kulturtrans­fers und kulturellen Wechselbeziehungen. Übergreifend bedeutsam war der Vortrag von Stefan Sienerth (Literaturwissenschaftler und Direktor des IKGS München) zum „Wirken des Bukarester Literaturhistorikers Heinz Stänescu in den Jahren 1955-1975“ in einem „Spannungsfeld zwischen Stagnation und Aufbruch“. Mit neu bearbeiteten (nun erst zugänglichen) Materialien aus rumänischen Archiven wurde hier die Tätigkeit eines vom Geheimdienst des Ceaucescu-Staates zum Spitzeldienst erpressten Universitätslehrers be­leuchtet und zur - überaus intensiv und kontrovers geführten - Diskussion gestellt. Dass sich diese Tagung so intensiv und pur auf die Arbeit und den Gesprächsaustausch mit ihren Untersuchungsgegenständen konzentrieren konnte, war der nach meinem Ein­druck perfekten Organisation zu verdanken. Die germanistische Abteilung der Universität Pécs hat nicht nur für stets schnelle und wirkungsvolle Hilfe in allen Fragen der Technik, der Unterbringung, des Transports gesorgt, sondern den Besuchern auch eine kulturell sin­gulär schöne Stadtbesichtigung einer der ältesten Universitätsstädte Europas ermöglicht. Es bleibt noch zu berichten, dass klassische volkskundliche Problemstellungen auch in weiteren Sektionen der Tagung behandelt wurden: Wegen seiner Perspektive zur Erzähl­forschung sei hier der Vortrag von Tünde Katona genannt: „Leichenpredigten als Gebrauchsliteratur: Form und Praxis in der Zips in der Frühen Neuzeit“, sowie der Vor­trag von Anikó Szilágyi-Kósa über „Kreuzwege in den deutschen Dörfern des Komitats Veszprém als Abdrücke deutschsprachiger Kultur“. Frau Szilágyi hat bereits an auch deutschsprachigen Publikationen zum Thema mitgewirkt, u.a an dem Buchband „A bar­­nagi kálvária/ Der Kreuzweg von Barnag“ (erschienen Veszprém 2005), wo nicht nur die Baugeschichte dieser Kalvarienanlage mit den dazugehörigen Brauchformen der Oster­festtage festgehalten, sondern auch ihr historischer Zustand und ihre Restaurierung 2003-2005 fotografisch dokumentiert sind. Michael Prosser-Schell 191

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