Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2008-2009 - Acta Ethnologica Danubiana 10-11. (Dunaszerdahely-Komárno, 2009)

Tanulmányok - Spieker, Ira: "A kuli olcsónés jól dolgozik…" Idénymunkások 1900 körül Közép-Európában a gazdasági kalkulációk és a szociális rágalmak kereszttüzében (Összefoglalás)

Spannungen und (Nationalitäten-)Konflikte, die vor allem durch die Magyarisierungspolitik sowie die Selbstständigkeitsbestrebungen der nichtmagyarischen Völker ausgelöst wurden. Die Zuwanderung von 15.000 bis 20.000 „Kulis“ hätte dem Komitat Békés eine weit­ere Gruppe mit fünf bis sieben Prozent Anteil an der Gesamtbevölkerung hinzugefügt. Max Nitzsche vermutete denn auch, dass die Regierung dem Plan nicht zustimmen werde. Schließlich ergebe sich daraus, bei vorsichtiger Hochrechnung, ein Bedarf von mehreren hunderttausend „Kulis“ im gesamten Land. Diese Aussicht erregte in mehrerer Hinsicht bei Politikern wie Volkswirten - gelinde ausgedrückt — Besorgnis. Dabei zählte Dr. Max Nitzsche keinesfalls zu denjenigen Ökonomen, die der „Gelben Gefahr“ das Wort redeten; er sah im Gegenteil auch Möglichkeiten wechselseitiger wirtschaftlicher Bereicherung, nicht zuletzt durch die Steigerung der Kaufkraft asiatischer Nationen durch den Import ihrer Produkte, was sie wiederum zu potenziellen Abnehmern von europäi­schen Exportgütem machte (Mehnert 1995, 39). Die Idee, chinesische Arbeiter in großer Zahl für den Einsatz in der Landwirtschaft nach Ungarn zu bringen, mag zwar aus heutiger Perspektive erstaunen, war jedoch in ihrem zeitlichen Kontext so außergewöhnlich nicht. Die westpreußische Landwirtschafts­kammer hatte bereits anderthalb Jahrzehnte zuvor einen Sturm der Entrüstung entfacht, als sie die „Einfuhr“ chinesischer „Kulis“ in großem Stil vorgeschlagen hatte.3 Zwischen 1890 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurden an das preußische Landwirtschafts­ministerium immer wieder Forderangen herangetragen, chinesische Arbeiter für land­wirtschaftliche Tätigkeiten anzuwerben (Conrad 2003, 82 f.). Die Vorschläge entsprangen nicht den exotischen Phantasien isolierter Gutsbesitzer, sondern orientierten sich an der Praxis anderer Staaten, die in der Tat Erfahrungen mit asiatischen Saisonarbeitern gemacht hatten. Ende des Jahre 1899 hatte zudem Kaiser Wilhelm II. einen „Bericht über die Beschäftigung chinesischer Kulis in Deutschland“ eingefordert (Nichtweiß 1959, 63). Was aber ist ein „Kuli“ — oder genauer: Was wurde in der zeitgenössischen Diktion darunter verstanden? Unter dieser Bezeichnung wurden zunächst alle Tagelöhner ohne eigenen oder gepachteten Besitz in Vorderindien (Indien, Pakistan, Bangladesh, Sri Lanka und den Malediven) subsumiert, schließlich auch diejenigen Arbeiter aus Ostasien (ins­besondere aus Japan und China), die zur Auswanderung in tropische Länder angeworben wurden. Die Anwerbung geschah verstärkt ab Mitte des 19. Jahrhunderts; asiatische Arbeiter sollten die Lücke schließen und diejenigen Arbeiten verrichten, „zu welchen vor Unterdrückung des Sklavenhandels Neger angekauft wurden“.4 Insbesondere der rasante Bevölkerungsanstieg in China forderte die Arbeitsmigration nach Übersee, zeitgleich entwickelte die Entdeckung von Goldvorkommen in den USA (Kalifornien) und Australien eine Sogwirkung. Um 1880 wurden in den USA bereits fast 105.000 chinesische Einwohner verzeichnet; in Kanada waren es knapp 4.400. In Australien und Neuseeland hatte das Goldfieber bereits wieder der Ernüchterung Platz gemacht; zudem erschwerten wirtschaftliche Beschränkungen die Zuwanderung, sodass die Anzahl der chinesischen „Kulis“ nur noch 44.000 betrug. Neben der eher freiwilligen Migration im Zuge des Goldrauschs stellte die Anwerbungspraxis für landwirtschaftliche Arbeiten ein besonders dunkles Kapitel in der Geschichte der chinesischen „Kulis“ dar: Durch die Öffnung der chinesischen Häfen ab 1860 entwickelte sich ein regelrechter „Handel“, insbesondere über 3 Vgl. HStA DD 10736, Ministerium des Innern, Nr. 15857, Bl. 52. 4 Stw. „Kuli“, ln: Meyers Konversations-Lexikon, Bd. 10 Leipzig 1888, S. 288 f., hier S. 288. 112

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