Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2002 - Acta Ethnologica Danubiana 4. (Dunaszerdahely-Komárno, 2002)

A kisemlékkutatók 15. nemzetközi tanácskozásának előadásaiból - L. Juhász Ilona: A sírjeltől a nemzeti szimbólumig. Emlékoszlopok és kopjafák, mint a nemzeti identitás kifejezői

Acta Ethnologica Danubiana 4 (2002), Komárom-Dunaszerdahely Vom Grabmal zum Nationalsymbol (Gedenksäulen und Speerhölzer als Zeichen nationaler Identität) Ilona L. Juhász Die auf den Friedhöfen der ungarischen Dörfer vorhandenen Grabzeichen weisen in konfes­sioneller Hinsicht Unterschiede auf. Bei den Katholiken war das Kreuz verbreitet; Reformierte, Unitarier und Evangelische bezeichneten bzw. bezeichnen auch heute noch die Gräber mit einem Grabholz. Es gibt eine geschnitzte bunte Variante von Grabhölzem, die auch “Speerholz“ (ung. kopjafa) genannt wird. Diese sind in erster Linie in Siebenbürgen (im heutigen Rumänien), in einigen Gebieten der Ungarischen Tiefebene und vereinzelt auch in der heutigen Slowakei verbreitet. Die Symbole auf den säulenartigen, mit Holzschnitt gestal­teten Grabhölzem wie auch ihre Form drückten Geschlecht, Familienstand, Alter etc. des Verstorbenen aus. In meinem Vortrag möchte ich mich mit dem Nachleben und dem Funk­tionswandel dieser Grabzeichen beschäftigen. In den letzten 30 Jahren haben sich diese Zeichen im ungarischen Sprachgebiet sehr ver­breitet; sie dienten jedoch nicht mehr als Grabdenkmäler, sondern als Nationalsymbole. Dies gilt auch für die ungarische Minderheit in der Slowekei. Um die Frage beantworten zu können, wann Speerhölzer als nationale Symbole auf­tauchen, verfügen wir über noch ziemlich lückenhafte Kenntnisse. Nach den bisherigen Erkenntnissen kann vermutet werden, daß sie in Ungarn zum ersten Mal anläßlich des 450. Jahrestages der Schlacht von Mohács (als die Türken die Ungarn im Jahre 1526 besiegt hat­ten) erschienen. Auf dem ehemaligen Schlachtort wurden Speerholz - Gedenksäulen zur symbolischen Bezeichnung der Gräber aufgestellt. Hingewiesen werden muß auch auf das Grab des 1968 verstorbenen Museologen und Malers Kálmán Tichy und dessen Bruders Gyula Tichy auf dem Zentralfriedhof in Rosenau (Rozsnyó/Rožňava), obwohl es sich dabei nicht um ein Speerholz im traditionellen Sinn handelt: das Grab ist versehen mit einem Zeichen aus Stein (Beton), angefertigt aber nach dem Muster eines Speerholzes (Abb. 1). Auf diesem Zentralfriedhof befindet sich noch ein weiteres, wahrscheinlich aus derselben Zeit stammendes ähnliches Grabdenkmal. Während meiner Forschungsarbeiten habe ich in den Ortschaften auf dem ungarischen Sprachgebiet der Slowakei bis jetzt keine solchen oder ähnlichen Grabzeichen gefunden. Daß die Ungarn in der Slowakei zu bestimmten Anlässen Speerhölzer - Gedenksäulen aufgestellt haben, dafür gibt es den ersten Beweis aus dem Jahre 1977. Dies geschah in dem Autocamping von Örsüjfalu bei Komom (Nová Stráž), anläßlich des Ersten Kulturtreffens ungarischer Hochschulstudenten und Intellektueller der Slowakei (Abb. 2). Von der Form her ging es um eine Säule mit quadratischem Querriß, die mit verschiedenen Motiven ge­schmückt war; neben Jahreszahl und Ereignis wurden in Runenschrift auch die Wörter “wir sind da“ eingeschnitzt. Damit wollte man ausdrücken, daß das Ungamtum in der Slowakei trotz ungarnfeindlichen politischen Äußerungen und Assimilations-Bestrebungen doch 67

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