Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)

1. Tanulmányok - Van der Kooi, Jurjen: Határtörténetek - határokon átnyúló történetek

Acta Ethnologica Danubiana 2-3 (2000-2001), Komärom-Komárno Grenzgeschichten - Geschichten über Grenzen JURJEN VAN DER KOOI „ Wenn man vor 1883, als die freien Reichsstädte Bremen und Hamburg dem deutschen Zollgebiet noch nicht beigetreten waren, von Bremen nach Oldenburg reiste, so mußte man auf dem damaligen Bremer Bahnhof erst deutsche Zollbeamte passieren und seine in Bremen gemachten Einkäufe, zum Beispiel Kognak, Tabak und Gewürze, sehr hoch verzollen. Die natürliche Folge war ein lebhafter Schmuggel. Ich erinnere mich noch genau, daß um das Jahr 1874 herum eine Freundin meiner Mutter dieser voll Stolz und vorsichtig ihre ‘Bremer Einkaufstasche ' zeigte, indem sie ihre Röcke hochhob, unter denen dann ein doppelwandiger Unterrock zum Vorschein kam. Damals war das am Stau liegende Hotel de Russie das feinste Hotel Oldenburgs. Sein Besitzer hieß Martin Kruse. »M. Kruse« prangte denn auch in goldenen Buchstaben als Inschrift auf dem Hotelwagen, der bei Ankunft fast aller Züge vor dem Bahnhof stand. Der Vorname »M. « (Martin) wurde aber damals von den Bremern in »Moses« umgetauft. Das hatte folgende Bewandtnis. Martin Kruse hatte einen Hausdiener, der allgemein den Spitznamen Moses führte. Dieser Moses wurde nun einmal von seinem Brotherrn nach Bremen geschickt, um dort bei dem Wirt des an der Bahnhofstraße gelegenen Hotel du Nord echten Jamaika-Rum und Whisky abzu­holen und nach Möglichkeit den hohen Eingangszoll ins deutsche Zollgebiet zu sparen. Der schlaue Moses hatte zu diesem Zweck einen kleinen Handkoffer mitgenommen und darin eine Katze verstaut. Auf die Frage des Zollbeamten: »Wat is dar in?« hatte Moses wahrheitsgemäß geantwortet, aber dann unter dem höhnischen Lachen des Zollbeamten den Befehl erhalten, den Handkoffer sofort zu öffnen. Dabei war die Katze mit einem großen Satz herausgesprungen und auf die Straße gelaufen. Moses sauste mit seinem leeren Handkoffer hinterher. Als er nach einigen Minuten, den Handkoffer festverschlossen, zurückkehrte, ver­langte der Zollbeamte nicht nochmals das Öffnen des Handkoffers, sondern ließ den Moses ruhig passieren mit den Worten: »Nun lasse das Biest aber nicht wieder laufen!« Moses hatte inzwischen aber statt der Katze im nahen Hotel du Nord rasch seine Flaschen Jamaika-Rum und Whisky im Handkoffer untergebracht und kam damit auch unkontrolliert bei seinem Brotherrn in Oldenburg an, der seitdem bei seinen Stammgästen nur noch »Moses Kruse« hieß. ” 193

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