K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859

4 eben tíemüthern noth wendiger weise entsteht, die Liebe für Wissenschaft neue Nahrung finden: ja die Jugend wird durch diese Einsicht zur Aeusserung der dankbarsten Gefühle gegen die allgiilige und allweise Gottheit gestimmt, die aus der besten Absicht die Kräfte der Natur und ihre Gesetze vor unseren Sinnen verbarg um uns zur Thätigkeit, zur Forschung ihrer Wunderwerke, zur Ausbildung unserer geistigen Fähigkeiten aufzumuntern, und unsere Mühe dabei mit den erfolgreichsten und erfreulichsten Resultaten zu belohnen. Alte 2K e 11* I. Zeitraum. Vom Jahre vor Christi Gehurt 3983—558. Alle Künste und Wissenschaften finden in diesem Zeiträume ihren Ursprung; ihre geringen An» fange liegen in dunkler Finsterniss verborgen; desswegen sind uns die meisten Erfinder der Gegenstände unbekannt. Weder der Phoenicier Tliaut oder Thot, noch der Babylonier Oannes, noch Hermes Tris­megistus aus Aegypten können als Erfinder aller Künste und Wissenschaften, wie sich ihre Völker damit brüsten, anerkannt werden. Pie Künste und Wissenschaften werden im Laufe der Zeit, durch mehrere er­funden und nach und nach vervollkommnet. Es liegt ausser Zweifel, dass die Wiege der Künste und Wis­senschaften om die Flüsse Euphrat und Nil zu finden sei. Die Babylonier, Phoenicier, und Aegyptier traten als Lehrer anderer Völker auf; von diesen wurden zuerst die Inder und Chinesen, dann später die Europäern- unterrichtet, unter welchen sich die Griechen mit der Zeit derart auszerchneten, dass sie ihre Lehrer im ho­hen Grade übertrai'en. Kaum bat man aber die ernsten Disciplinen noch anders als Zum Gebrauche des gemeinen und bürgerlichen Lebens oder zum Dienste des Aberglaubens betrieben. Es lässt sich kein noch so geringer Grad der Culhir ohne Kenntniss der Realwissenschaften denken. Die grossartrgen Land- und Wasserbauten, die. in einem olt überschwemmten Grunde erhaltenen Grenzmarken setzten Mechanik, Hydraulik und Geome­trie voraus: die Leitung des Ackerbaues, die Ordnung fast aller menschlichen und gesellschaftlichen Verrich­tungen machten ein bestimmtes Z-eitmass, folglich Astronomie vonnöthen. Die verschiedenartigen Gewebe, so wie die Landwirthschaft konnten nicht vervollkommnet, Stoffe und Werkzeuge nicht bereitet werden oh­ne mancherlei naturhistorische, physikalische, chemische, metallurgische Kenntnisse, wenn auch diese keine systematische Wissenschaft bildeten. Wir können also annehmen, dass alle jene Zweige der Naturwissen­schaften schon in dieser frühen Periode bei allen gebildeten Völkern getrieben wurden. Belege biezu finden wir im Alterlhume: Als den ersten, der die Metalle grub, und die Kunst dieselben zu schmelzen, schmieden und verschiedene Kunstprodukte daraus za erzeugen erfand, nennt die heilige Schrift im ersten Buche Mosis den Tubalkain; sogar Spuren der eleganteren Künste sind hier zu finden, Juhai wird als Erfinder musi­kalischer Instrumente, namentlich der Cither und Orgel gepriesen. Hieraus ist ersichtlich, dass die Kainilen schon manche Kenntnisse der Naturgegenstände besass >n und sich derselben zur Einrichtung eines bequeme­ren und angenehmeren Lebens bedienten. — Die von Aegyptiern, Babyloniern, Phoeniciern und insbesondere von Chinesen hinterlassenen uralten Baudenkmäler aus Grani! und Syenit werden heutzutage bewundert. — Itn ersten und zweiten Buche Mosis erwähnt man der Edelsteine, deren zwölfe an der Zahl die Tafel zierten, welche der Hohepriester Aaron auf seiner Brust trug. — Das erste bekannte Goldbergwerk war zü Ophir in Asien, wo besonders Salamon reiche Ausbeute machte. — Zu Colchis soll goldhaltiger Sand über Feljen gewaschen worden sein, woraus wohl die Sage vom goldenen Vliesse entstand. Die Naturwissenschaften würden jedoch schwerlich bedeutende Fortschritte, oder nur äusserst lang­sam gemacht haben, wenn sie, der Erfindung und Pflege der zerstreuten und durch vielfache Lebensmühe be­lasteten einzelnen Menschen wären überlassen worden, sie hoben sich schneller, nachdem besondere Famili­en oder Kastei) sie eigens zum Geschäfte ihres Lebens und zum erblichen Besitzlliume machten, wohl wis­send , welche grossen Vortheile die Wissenschaften ihnen zur Vermehrung ihrer Macht und ihrer Schätze bringen müssten; daher ihr Streben nach Erringung und Verheimlichung der Wissenschaft; daher schlossen sie ihr Wissen in die Geheimnisse von Zahlen, Hieroglyphen, symbolischen Worten ein. Sie studirten den Lauf der Gestirne, berechneten das Sonnen- und Mondénjain- und hoben, besonders in Chaldaea und Aegyp­ten — die Astronomie so hoch, als es ohne Fernröhre möglich war, aber die erhabenste Wissenschaft wur­de durch den as rologischcn Unsinn entstellt.

Next

/
Thumbnails
Contents