K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859
15 diesem Zwecke den geradlinigen Abstand zweier mehrere tausend Fuss von einander entfernten Punkte mit grösster Genauigkeit; um den Einfluss des Windes zu beseitigen, feuerte man Geschütze möglichst gleichzeitig an beiden Endpunkten der Standlinie ab und nahm das Mittel aus den an beiden Standpunkten an richtigen Tertienuhren beobachteten Zwischenzeiten, als die wahre Zeit, welche der wahre Schall braucht um den O Weg von einem Stationsorte zum andern zu durchlaufen. Auf diese Art'fand man, dass der mit gleichförmiger Geschwindigkeit sich fortbewegender Schall bei massiger Feuchtigkeit der Luft und einer Temperatur von OnC. 1050 W. Fuss in der Sekunde durchläuft. Um das Jahr 1744 verfertigten deutsche Physiker, Hausen und Winkler in Leipzig, Bose in Wittemberg die erste Elektrisirmaschine, mit Reiber Reibzeug und Conductor, entzündeten leicht brennbare Körper durch den elektrischen Funken und stellten mehrere neue Versuche an. — Einige behaupten, der Erlinder der Luftpumpe, Otto von Guerike sei auch Erfinder der Elektrisirmaschine. Seine Vorrichtung verdient allerdings den Namen einer Maschine, da sie aus einer, vermittelst einer mechanischen Vorrichtung rasch um eine Axe drehbaren Schwefeikugel bestand; sie war indess von der jetzigen Vorrichtung weit entfernt, da sie von den drei wesentlichen Theilen einer Elektrisirmaschine nur den Reiber wirklich enthielt, während der zweite Theil das Reibzeug, durch die an die gedrehte Kugel gelegte hohle Seite der Hand ersetzt wurde, und der dritte wesentliche Theil der Conductor gänzlich fehlte, und auch nicht vorhanden sein konnte, da zu Guerike’s Zeiten der Unterschied zwischen guten und schlechten Leitern, die Möglichkeit einen guten Leiter zu isoliren und durch Mittheilung zu elektrisiren noch gar unbekannt war. Im November des Jahres 1745 hatten der Domherr von Kleist in Kamin in Pommern, und etwas später Kunnäus, ein Gehülfe des Professor Muschenbröck in Leiden im März 1746 die ersten Versuche mit der elektrischen Flasche gemacht; daher auch die Namen Kleist’sche und Leidner Flasche. — Kleist steckte in ein, etwas Quecksilber enthaltendes Medicinglas einen eisernen Nagel, und eleklrisirte sowohl den Nagel als auch das Quecksilber; während der Elektrisirung hielt er das Medicinglas in der einen Hand, als er dann den Nagel mit der andern Hand berührte, empfand er eine heftige Erschütterung. Das Quecksilber und der Nagel bildeten hiebei die innere, die das Glas haltende Hand die äussere Belegung. — Eine Abänderung der elektrischen Flasche ist die auf beiden Seiten bis auf einen frei bleibenden Rand mit Staniol belegte Glasscheibe, Franklin’sche Tafel genannt. 1748 hat Watson in London Versuche angestellt, um die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der E- leklricität zu bestimmen; wobei er erfuhr, dass die Eleklricität eine längere Drahtleitung mit unmessbarer Geschwindigkeit durchläuft. Er hatte nämlich von dein Zimmer aus, in welchem sich die Electrisirmaschine mit einer eleclrischen Flasche befand, zwei Drähte, deren jeder % geographische Meile lang war, in mehrfachen Windungen auf isolirenden Holzstäben über ein flaches Feld und wieder zurück in’s Zimmer geführt. Der im Zimmer sich befindende Beobachter, hielt in jeder Hand das Ende eines Drahtes, das andere Ende des einen Drahtes war mit der äusseren Belegung der Flasche verbunden, und das zweite Ende des andern Drahtes wurde dem Knopfe der inneren Belegung genähert. Im Momente der Entladung der Flasche empfand der Beobachter in den Armen und in der Brust die Erschütterung. 1750 machte Segner sein Wasserrad bekannt, womit er die rückwirkende Kraft des ausfliessen- den Wassers nachwies. 1752 wies Franklin in Amerika die elektrische Natur des Gewitters nach; er machte den kühnen Versuch die Eleklricität der Gewitterwolken unmittelbar zur Erde nieder zu leiten. Im Juni 1752 liess er bei einem herannahenden Gewitter in der Nahe von Philadelphia einen Drachen, an welchem ein aufrecht stehender zugespitzter Draht befestigt war, emporsteigen. Das letzte Ende der Schnur, welches er in der Hand hielt, war von Seide, und an der hänfenen Schnur selbst war ein Schlüssel angehängt. Anfangs bemerkte er keine Spur von elektrischen Erscheinungen und fing schon an an dem Erfolge zu verzweifeln. Als aber eine Gewitterwolke sich mehr und mehr genähert hatte, da nahm er wahr, dass einige lose Fäden an der hänfenen Schnur sich emporslräubten, und als er nun durch diese Erscheinung ermuthigt, dem Schlüssel dein Finger näherte, erhielt er elektrische Funken, welche noch lebhafter wurden, nachdem der herabfallende Regen die Schnur nass und so zu einem bessern Leiter gemacht hatte. Bald darauf richtete Franklin an seinem Wohnhause in Philadelphia eine isolirte eiserne Stange mit vergoldeter Spitze auf, an welcher er öfters bei Gewittern, welche über die Stadt zogen, elektrische Erscheinungen und häufiger negative als positive Elektricität wahrnahm. — Aelinliche Versuche mit einer isolirten eisernen Stange wurden nach Franklin’s Vorschlägen, einen schon Monat früher, im Mai 1752 (jedoch ohne dass Franklin hiervon eine Nachricht erhalten hätte) von französischen Physikern und seitdem vielfachst von verschiedenen Beobachtern