K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859
13 Um das Jahr 1650 ist auch die Camera obscura von dem Neapolitaner Porta erfunden worden; in dieser Vorrichtung wird von entfernten Gegenständen durch eine Linse ein kleines Bild in der Nähe ihres Brennpunktes erzeugt, welches sich nachzeichnen lässt. 1660 vervollständigte der holländische Physiker Huyglicns Galiläis Entdeckungen über das Pendel und aus dem Princip ausgegangen, dass wegen der unveränderlichen Grosse der Schwere an dein nämlichen Orte der Erde die Schwingungen desselben Pendels in genau gleichen Zeiten geschehen, wendete er dasselbe als Zeitmass an. Er hat im Jahre 1658 die erste Pendeluhr construirt. Die an solcher Uhr angebrachten Gewichte ersetzen die Verluste, welche das Pendel bei seinen Schwingungen durch die Reibung und den Widerstand der Luft erfährt. — Huyghens lehrte auch die Schwungkraft (Centrifugalkraft) berechnen. Das Gesetz, nach welchem das Volum einer abgesperrten Luftart in demselben Verhältnisse abnimmt, in welchem der Druck zunimmt, und die Dichte der Luft in gleichem Verhältnisse mit ihrer Expansivkraft wächst, ist zuerst von Boyle in England 1660 aufgefunden und bald nachher von Mariotte in Frankreich bestätigt und nach ihm benannt worden. — Nach den neueren Untersuchungen Regnault’s aber soll das Mariottesche Gesetz für alhmosphaerische Luft, Stickstoff, Kohlensäure und Wasserstoll auch bei mässigem Drucke, zwischen 1—20 Athmosphaeren nicht vollkommen genau sein. Die Abweichungen waren jedoch nur bei der Kohlensäure beträchtlich, bei den andern drei Gasen gering. 1663 gab Gregory in England die Construction eines Spiegeltelescopes an. 1665 entdeckte der Italiener Grimaldi die Beugung der Lichtstrahlen, welche dieselben bei ihrem Vorubergange an den Kanten undurchsichtiger Körper erleiden. 1666 verbesserte Newton die Einrichtung des Gregorysehen Spiegeltelescopes. — Da aber die Metallspiegel leicht ihre Politur verlieren, so ist der Gebrauch der Spiegeltelescope sehr beschränkt; man wendet sie vorzüglich bei astronomischen Beobachtungen an um eine sehr starke Vergrösserung und eine bedeutende Lichtstärke zu erhalten. Sehr berühmt sind die vom älteren Herschel in der zweiten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts mit einem Spiegeltelescope angestelllen Beobachtungen, dessen Spiegel 1 ’/*' Durchmesser und 20/ Brennweite hatte und eine 2000malige Vergrösserung bewirkte. Bei dem grössten von Herschel ausgeführten Instrumente, welches eine fast 70Ü0malige Vergrösserung zuliess, verlor der in einer kühlen Nacht mit Dünsten überzogene und oxydirte Spiegel sehr bald seine Brauchbarkeit. Newton wies noch die verschiedene Brechbarkeit der verschiedenen Lichtstrahlen uach. Derselbe führte die Farbenerscheinungen dünner Blättchen auf bestimmte Gesetze zurück. 1669 wurde von Brand zu Hamburg der zu den stärksten Giften gehörende und schon in geringen Dosen tödtliche Phosphor im Urin entdeckt. Die Erscheinung der doppelten Brechung ist zuerst 1669 von Bertholin in Kopenhagen am Kalks- palh entdeckt worden. 1670 erfand der Engländer Morland das Sprachrohr, mit dem eine Stimme verstärkt und weit verstanden werden kann. 1675 wurde die Geschwindigkeit des Lichtes und zwar durch Beobachtungen der Verfinsterungen« von Trabanten des Jupiters bestimmt; die richtige Erklärung darüber verdankt die gelehrte Well dem Scharfsinne des dänischen Astronomen Römer. Ein anderes noch genaueres Mittel die Geschwindigkeit des Lichtes zu bestimmen bietet eine der Astronomie angehörige Erscheinung, nämlich die Aberration. 1680 fand Newton das allgemeine Gravitationsgesetz auf, laut dessen die Himmelskörper sich gegenseitig anziehen und diese anziehende Kraft in geradem Verhältnisse ihrer Masse und im umgekehrten quadratischen Verhältnisse der Entfernung steht. 1686 gab Hallei in England die richtige Erklärung der zu beiden Seiten des Aequators in der heissen Zone das ganze Jahr hindurch in nord- und südöstlicher Richtung wehenden und durch zugeftikrte kältere Luft aus den höheren Breiten die Hitze der tropischen Gegenden mildernden Passatwinde. 1687 stellte Papin in Kassel Versuche über die Elaslicität des Wasserdampfes au; indem er in einem in cylindrischen Hals auslaufenden Gefässe, in welchem sich ein dicht anschliessender Kolben auf und ab bewegen Hess, etwas Wasser über einer Spirituslampe erhitzte. So wie das Wasser in s Sieden kam. trieben die sich entwickelnden Dämpfe den Kolben gegen den Luftdruck in der cylindrischen Rohre empor. Tauchte er dann das Gelass in kaltes Wasser, so condensirten sich die Dämpfe wieder, der äussere Luftdruck bekam das Übergewicht und trieb den Kolben nieder. Dieser Versuch im Kleinen macht iru wesentlichen das Princip der Dampfmaschine im Grossen aus. 1690 ist die Vibrationslehre von dem Holländer Huyghens aufgeslelll und später durch Euler «*>