Endrei Walter szerk.: Textilipari Múzeum Évkönyve 8. 1995 (Budapest, 1995)

Katalin E. Nagy: Das Grundgewebe des ungarischen Krönungsmantels (Eine Gewebeanalyse)

In der Bestimmung des Herkunftsortes und Alters von Samiten können wir uns ausser auf künstlerische Darstellungen in erster Linie auf das erhalten­gebliebene und bestimmte Denkmalgut stützen. Bis zum 9.-11. Jahrhundert war eines der charakteristischsten Muster der byzantinischen Gewebe das vierblättrige Rosettenmotiv. Ein ähnlicher, ob­wohl für älter gehaltener Stoff wird in der Kollektion des Museo Sacro Va­ticano aufbewahrt [18], ein den Halsausschnitt der Glockenkasel vom Hl. Ulrich säumender Stoff aus der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts der im Augsburger Dom aufbewahrt wird, und dessen Muster mit dem des Gewe­bes vom ungarischen Krönungsmantel nahezu identisch ist [19]. Eine einfa­chere Variante des Hauptmotivs vom Mantel ist auf einem Gewebefragment im Kestner-Museum Hannover zu sehen [20]. Diese Gewebe sind stets in zwei Farben gemustert, am häufigsten ist der Grund bläulichschwarz und das Muster purpurrot, oder der Grund ist gelblich und die Musterung eben­falls purpurrot. Auf Geweben mit anderen Motiven kommt auch rotgrüne Farbenzusammenstellung vor, wie auf dem ungarischen Krönungsmantel. Die Charakteristiken der Gewebeanalyse zeitgenössischer byzantinischer Stoffe stimmen mit denen des Grundgewebes vom ungarischen Krönungs­mantel überein. Den Musterrapport kennen wir nicht immer, doch bei der Hl. Ulrich Kasel beträgt die H: 4-4,2 cm und die B: 3,4-3,7 cm. Die Stoff­breite der aus dem 11.-12. Jahrhundert stammenden Glockenkaseln (220­260 cm) weist auf Hofmanufakturen hin [22]. Auf dem ungarischen Krö­nungsmantel gemessen beträgt diese Breite 226 cm. Das hohe Niveau des Mustergefüges und die Gewebeanalyse bekräftigen unserer Ansicht nach die auch bisher vermutete byzantinische Herkunft der Gewebe des Krönungsmantels. Das ausgereifte, auf hervorragende Meister hinweisende Muster deutet auf eine byzantinische Manufaktur. Aufgrund des Mustergefüges, der künstlerischen Darstellungen und selbstverständlich aufgrund des Schenkungsdatums ist die Herstellungszeit des Mantels in das erste Viertel des 11. Jahrhunderts anzusetzen.

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