Cenner Mihály: Nizsinszkij Budapesten - Budai séták 1. (Budapest, 1993)

Waslaw Nijinskij kam durch seine Heirat mit Budapest in Verbindung. Das durch Sergej Diaghilew geleitete Russische Ballettensemble trat im März 1912, am Ende vom Dezember 1912 und am Anfang 1913 in Budapest auf. Der leitende Tänzer des Ensembles war der damals schon weltberühmte Nijinskij. Romola Pulszky war von der Genialität und dem Weltruf Nijinskijs ganz fasziniert. Ihr Vater, Károly Pulszky war Kunsthistoriker von europäischem Ruf, die Mutter, Emília Márkus die erste dramatische Heroine des ungarischen Theaters. Durch ihre Verbindungen schaffte es Romola vom Ballettmeister des Ensembles, Enrico Cecchetti als Schülerin aufgenommen zu werden, und so konnte sie mit der Truppe herumfahren. Sie hatte Nijinskij damals noch nicht persönlich gekannt. Im Frühherbst 1913 brach das Ensemble - ohne Diaghilew - zu einer südamerikanischen Tournee auf. Am Bord des Schiffes lernten sich Romola und Nijinskij kennen, der Tänzer bewarb sich um die Hand des ungarischen Mädchens, und am 10. September 1913 hatten sie in Buenos Aires geheiratet. Nach der Tournee fuhren sie nach Budapest, damit Nijinskij Romolas Familie kennenlerne. Da erfuhren sie, das Diaghilew keine Ansprüche mehr auf die Mitwirkung von Nijinskij erhob. So begründete Nijinskij sein eigenes Ensemble. Am 16. Juni 1914 wurde ihr erstes Kind, Kyra in Wien geboren. Mit dem Baby fuhren sie nach Budapest, um nach St.Petersburg weiterzufahren und die Familie Nijinskijs zu besuchen. Hier erfuhren sie vom Ausbruch des ersten Weltkrieges, und so wurden sie als russische Staatsbürger in der Villa von Emília Márkus interniert. Die Internierung wurde erst nächstes Jahr, im Frühling aufgehoben - dann gingen sie nach Wien, und dann kam wieder eine amerikanische Tournee. In 1918 siedelten sie sich in der Schweiz an. Nijinskij benahm sich immer seltsamer und merkwürdiger, bis im 1919 Professor Breuler Schizophrenie feststellte, die in einer Heilanstalt behandelt werden musste. So kam er in das Nervensanatorium in Kreuzlingen. Am 14. Juni 1920 kam ihr zweites Kind, Tamara in Wien zur Welt. Nijinskij verbrachte damals mit seinen zwei Töchtern und ihren Ammen mehrere Monate in der Villa von Emília Márkus. Nach 20 Jahren, vom Sommer 1940 an lebte er endgültig in Budapest - teils in der Villa, teils im Sanatorium. Er starb im Jahre 1950 in London. Nijinskij und Budapest 46

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