Siklódi Csilla szerk.: Sport Anno (A Sportmúzeum Kincsei 1. Budapest, 1993)

Vermes Lajos a „gáncsos lovag" (Siklóssy László)

Stimme und Feder den Sieg davontragen. Dies gelang ihm jedoch nicht. Allerdings hatte er immer noch die Möglichkeit, damit zur Geltung zu kommen, wo sei­ne eigentlichen Werte waren: sein Sportwissen. Die Klausenburger gaben im Jahre 1890 das KAC­Jahresbuch heraus, in welchem Vermes die Liste der hervorragendsten Meister schloss. Mit den schönsten Worten wurde er bedacht und sogar eine Photographie von ihm wurde publiziert. Über alles schrieb man. was man von ihm wusste und glaubte. Die „Vermesiade" rutschte selbstverständlich auch in dieses Jahrbuch hi­nein. Wir lesen zum Beispiel, dass Vermes eifrig die Geschichte des ungarischen Athletiks forschte. Das ist glaubwürdig. Das Folgende jedoch können wir nur mit Argwohn aufnehmen: „Vermes deckte das Ren­nen im Gehen zur Zeit des Königs Matthias auf, sowie Wesselényi's Durchquerung des Plattensees." Letztere Angabe hat mit Sicherheit Vermes erfunden, denn Wesselényi hat den Plattensee niemals überquert, und er hat dies auch nicht verbreitet. Die braven, gutgläubigen Klausenburger mit ihrer ehrlichen Sportbegeisterung begrüssten Vermes, der sich jahrelang in ihren Kreisen betätigte, mit offenen Armen. Er erhielt auch eine offizielle Stellung: er wur­de Turnlehrer an der Klausenburger Universität und am Unitarischen Gymnasium. Sie Herz jedoch zog ihn nach Subotice und Palics zurück. Seine Rückkehr geschah mit kleinerer Propa­ganda, als man es von ihm erwartet hätte. Die zeitge­nössischen Blätter erfuhren erst später von seinen neunen Tätigkeiten. Zu dieser Zeit eroberte die Athle­tik grösseren Raum unter den Jugendlichen. Allein in der Hauptstadt wusste man nicht genau, wie viele Sportvereine eigentlich bestanden, da die Anzahl stän­dig stieg. Von all diesen Sportvereinen besass jedoch kein einziger eine halbwegs befriedigende, dem Ziel entsprechende Rennbahn, wo die Mitglieder in den verschiedenen Sportarten trainieren konnten. In Pa­lics, dem Mekka des athletischen Sports, geschahen grosse Dinge, obwohl im vorigen Jahr die berühmten nationalen Wettkämpfe von Palics nicht stattfanden und der berühmsteste Wettkampfovgani. )r und ewige Sportler Vennes sich etwas zurückgezogen zu haben schien, zusammen mit seinen 200 Medaillen, 50 Pokalen. Titeln und Fahrrädern. Davon war jedoch nicht die Rede. Im Gegenteil, erst jetzt wurde er zum grossen Sieger. Nun hielt er keine Reden (obwohl er dies gerne tat), sondern handelte: Er liess die erste Rennbahn in Ungarn bauen. Die Asphaltbahn mass 500 Meter (elyptisch) und war 4 Meter breit. Jetzt überwand er sich zur grössten Tat. Er erbaute die Palicser Asphaltrennbahn. Gamäss der Uberliefe­rung betrugen sich die Kosten auf lOO'OOO,- Forint, inklusive diversen Sportbegünstigungen, Preisen, usw. Tatsache ist, dass diese Unkosten Vermes' Sportbe­geisterung arg erschütterte. Uber die Rennbahn erfah­ren wir im Pester Nachrichten blatt Nr. 99 aus dem Jahre 1892 folgendes: „Lajos Vermes übertrieb oft in Sachen Sportagita­tion und deshalb wird er - vorallem von der jüngeren Generation - belächelt. Tatsache jedoch ist und ble­ibt, dass „die Exzellenz" (wie ihn seine Freunde aus Scherz nennen) Ungarns erste und prächtigste Renn­bahn aus eigenen finanziellen Mitteln erstehen liess. Diese Asphaltbahn hat nur einen Fehler und zwar den, dass sie zu Zeit der eher harmlos fahrenden Fahrräder erbaut wurde und den Ansprüchen der heutigen Ge­schwindigkeiten nicht mehr entspricht. In Ungarn gibt es keinen erstklassigen Radler, Athleten oder Schwimmer, der nicht auf Vermes' Palicser Bahnen angetreten war. Allem Anschein nach ist neben der Extravaganz des gastfreundlichen Gastgebers doch eine gewisse Anziehungskraft vorhanden, denn im­mer nehmen einige erstklassigen Sportler an seinen Sportveranstaltungen teil, und man sagt nur mit ei­nem gewissen Scham: „Ich war noch nie in Palics." Es ist wohl kaum notwendig zu erklären, warum Lajos Vermes eine derart wichtige Rolle zur Zeit der Entstehung des ungarischen Wettkampfsportes spielte.

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