Benke István, Peter Huber: Palackba zárt bányászat (MOIM Közleményei 29; Zalaegerszeg, 2006)

BERGBAUFLASCHEN AUS DEM GEBIET DER EHEMALIGEN ÖSTERREICHISCH-UNGARISCHEN MONARCHIE

Wirkstühlen in einer Flasche oder die Darstellung einer Hochzeit. In einem Debrecener Nachlassinventar von 1780 wird beispielsweise ein Eingericht mit einem eingebauten „Wild­tierpark" angeführt. Eine der ältesten Eingerichtflaschen überhaupt ist jene mit einem eingebauten Wirkstuhl, angefertigt von J. C. Held und datiert mit 30. 5. 1719. Die Flasche befindet sich heute im Stadtmuseum Erlangen und diente einst als Stubenzeichen der Strumpfwirker. Ein sehr ähn­liches Eingericht, ebenfalls mit einem Wirkstuhl (die Flasche war ursprünglich wiederum als Stubenzeichen der Strumpfwirker über deren Stammtisch im Gasthaus angebracht), stammt vom selben Hersteller (J. C. Held), ist mit 30. 3. 1736 datiert und wird heute im Rathaus Wil­helmdorf in Mittelfranken aufbewahrt. Von den berufsbezogenen Flascheneingerichten sind die so genannten „Buddelschiffe" der Seeleute besonders bekannt, die vor allem im 19. Jahrhundert große Verbreitung fanden. Es wurden fast ausschließlich runde Flaschen verwendet und auf einem Sockel („Schaustand") liegend aufgestellt. Die älteste derartige Flasche ist mit 1784 datiert und enthält das Modell eines türkischen oder portugiesischen 3-Master-Kriegsschiffes. Der Hersteller des im Muse­um für Kunst und Kulturgeschichte der Hansestadt Lübeck befindlichen Objektes war Gio­vanni (Gioni) Biondo aus Venedig. Sehr verbreitet sind Flascheneingerichte mit religiösen Motiven (Heiligenverehrung, Lei­den-Christi-Flaschen, Darstellung der Sakramente und dergleichen). Das älteste dem Ver­fasser bekannt gewordene religiöse Eingericht stammt aus dem Jahr 1736 und wird im Baye­rischen Nationalmuseum, München, aufbewahrt. (Vom selben Hersteller wird ein ähnliches Eingericht aus 1753 in einer deutschen Privatsammlung aufbewahrt.) Hin und wieder findet sich in den Flaschen auch die Darstellung eines Kalvarienberges (es handelt sich um den Scharffenberg bei Schemnitz mit seiner barocke Anlage aus 1744-1751). Wegen der eindeutigen Herkunft aus der Bergstadt Schemnitz werden diese Eingerichte in der vorliegenden Arbeit ebenfalls berücksichtigt. 1 DIE ÄLTESTEN BERGWERKSFLASCHEN Der vielleicht älteste Hinweis auf eine Bergbauflasche findet sich in einem Kunstkammerin­ventar aus dem Jahre 1694 der ehemaligen Gottorfer Kunstkammer in Schleswig-Holstein: „Ein Glaß, oben mit einem engen Halß, worin ein Bergwerck Künstl: hineingebracht." Aus der etwas genaueren Beschreibung eines späteren Inventars (1775) geht hervor, dass in der vier­eckige Glasflasche mit schmalem Hals außer dem künstlich hinein gebauten Bergwerk auch ein lateinischen Vers und die Jahreszahl 1679 zu sehen waren. 2 Die erwähnte Bergbauflasche ging somit auf das Jahr 1679 zurück! In Michael Bernhardus VALENTINIs „Museum Museorum, Oder Vollständige Schau­Bühne Aller Materialien und Specereyen/..." (2. Auflage, Frankfurt, 1714, 3. Teil, Seite 77) findet sich folgende Textstelle: „Er schneidet auch curieuse Sachen von Holtz I und setzet solche

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