Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)
Auswertung
Medaillon kacheln lediglich eine Grobdatierung (15. Jahrhundert) vorliegt 390 , wurde die Neuenburger Serie ins Jahr 1454, die Hallwilsche in die Zeit 1464-66 datiert. 391 Authentischer scheinen die Daten aus Wädenswil (1458-1460) 392 und aus Zürich - Lindenhof zu sein. Im letzteren Fall hat Rudolf Schnyder die allzu frühe Datierung von Emil Vogt (um 1400) 393 erfreulicherweise korrigiert: die Medaillonkacheln sind spätestens bis 1474 in die Aufschüttung des Lindenhofes geraten, der neue Musterschatz der zürcherischen Hafnerwerkstätten hat sich nach dem Alten Zürichkrieg, in den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts herausgebildet. 394 Seither gilt die Datierung um 1460 als allgemein anerkannt. 395 Anders verhält es sich mit den Medaillonkacheln, deren Meister auf die Kacheln des erwähnten Fundhorizontes oder auf gemeinsame Vorbilder zurückgegriffen haben, deren Relief aber im Vergleich zu diesen Vorlagen bereits bedeutendere Unterschiede aufweist (Marienkacheln aus Bosenstein, Köln und aus dem Elsaß, usw.). Sofern ihre Zeitstellung überhaupt angegeben ist, werden sie z.T. ans Ende des 15. Jahrhunderts, z.T. ins 16. Jahrhundert eingestuft. Gerade mit dieser größeren chronologischen Distanz lassen sich die besagten Abweichungen in der Verzierung erklären. Die Datierung der Medaillonkacheln von Buda paßt nur schwerlich mit der absoluten Chronologie ihrer schweizerischen Analogien zusammen. Sich auf historische Ereignisse (das seit 1469 bestehende Bündnis des Ungarnkönigs Matthias mit den bayerischen Herzögen) und auf die Wappendarstellungen (bayerisches und württembergisches Wappen) beziehend hat nämlich Imre Holl den Dreikönige-Ofen in die Jahre zwischen 1469-73 oder höchstens zwischen 1469-85 gesetzt 396 ; seine Datierung wurde auch von der jüngeren ungarischen Forschung übernommen. 397 Welcher Widerspruch zwischen der Herleitung der Budaer Medaillonkacheln unmittelbar aus einer schweizerischen Werkstatt und ihrer zeitlichen Einordnung besteht, wollen wir etwas später erörtern. Nach dieser kritischen Schilderung der bisherigen Forschungsergebnisse, die hinsichtlich der Herstellungstechnologie, der Verbreitung, des Ursprungs und der Chronologie erreicht wurden, sind wir noch die Zusammenfassung der Schlußfolgerungen schuldig, die sich aus unserer Arbeit ergaben. Die allerwichtigste davon ist, daß wir während der gründlichen typologischen Vergleiche unter den zumeist ungeheuer ähnlichen Typen und Varianten nie zwei Kacheln in der einen bzw. anderen Region fanden, deren Verzierung bis ins kleinste Detail übereingestimmt hätte, oder die unmittelbar voneinander kopiert worden zvären. Neben dieser Beobachtung sprachen weiterhin die unterschiedliche Machart der nebeneinander gestellten Kacheln aus den beiden Regionen, die hie und da erfaßbaren Eigenarten der Thematik, die regional und zugleich auch sozial geprägte, abweichende Struktur der Motivenwanderung innerhalb der einzelnen Kachelkreise, die bei den Versuchen zur Feststellung der Priorität in der Entwicklung aufgetretenen technologischen und chronologischen Probleme und schließlich die Unterschiede des sozialen Hinterlandes und des organisatorischen Rahmens der Kachelproduktion dafür, daß in den beiden großen geographischen Regionen je eine selbständige Enhvicklung vonstatten gegangen ist. Sowohl in der Gruppe der mit der Werkstatt des Ofens mit Rittergestalten verwandten Kacheln als auch in der der Medaillonkacheln haben zxvischen dem süddeutschen und dem ungarischen Raum nur indirekte Verbindungen bestanden; alle von uns analysierten Motive, und Kacheltypen haben parallel hier ivie auch da eine jeweils unabhängige Entwicklung durchlaufen. Keine der schweizerischen Kacheln stammt unmittelbar von einer ungarischen ab und umgekehrt; die schxveizerischen Exemplare müssen in der Schweiz, die ungarischen^^ in Ungarn hergestellt worden sein, was leider nur im ersten Fall mit Werkstattfunden bekräßigt werden konnte. Selbst die entsprechenden Kacheltypen