Judit Tamás: Verwandte typen im schweizerischen und Ungarischen kachelfundmaterial in der zweiten hälfte des 15. jahrhunderts (Művészettörténet - műemlékvédelem 8. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,1995)
Übersicht - II. Medaillonkacheln - p. Turnierreiter auf nach links galoppierendem Pferd
Ein näher nicht bestimmbares Bruchstück mit einem der Drei Könige (SLM 26 421-6; Abb. 142) verdient dabei besondere Aufmerksamkeit, denn es muß als einer der ersten Versuche der Polychromie — zwar vorläufig mit Bleiglasuren — bewertet werden. Wie es aus dem oben Dargelegten ersichtlich wird, fanden sich alle drei Vertreter der Dreikönige-Reihe zusammen ausnahmslos in Hallwil. In Ungarn waren sie völlig unbekannt. p. Turnierreiter auf nach links galoppierendem Pferd Die Kacheln mit reitenden Ritterfiguren führen uns zur Gruppe der Medaillonkacheln zurück, die mit profanen Motiven verziert sind. Sie müssen im Ofen als Paarstücke eingebaut worden sein 252 , neben einer nach links reitenden Figur stand eine nach rechts haltende, damit sie die beiden miteinander kämpfenden Teilnehmer des ritterlichen Turnierspiels darstellen. In bezug auf gewisse Teile der Komposition - vor allen Dingen die Modellierung des Pferdes - sind sie sowohl mit den Falknern als auch mit den Drei Königen verwandt. Die meisten Varianten dieser mit eingelegter Lanze ihrem Gegner nach links zusprengenden Ritter sind Einzelfunde. Variante A ist nur in Untervaz (GR) belegt, selbst wenn dort drei Exemplare gefunden wurden (Abb. 143). Eines davon könnte am Ende des Herstellungsvorganges entstanden sein, als die Preßform bereits verschmutzt war, weshalb sein Relief nicht mehr so scharf ist. Variante C (Abb. 145) hat sich nur in Wädenswil (ZH) gefunden, und D wird von einem einzigen aus der Limmat bei Zürich stammenden Stück vertreten (Abb. 146). Allein B kommt an zwei Fundorten vor, wobei sich beide in Zürich befinden (Abb. 144). Ihre Verzierung ist mit A bis ins letzte Detail identisch, ihre Ausmaße sind im allgemeinen kleiner; von einer unmittelbaren Kopie kann man dennoch nicht sprechen, da die Brennschwindung völlig ungleichmäßig ist. Auch zwischen B und C gibt es hinsichtlich der Machart und des Reliefs eine vollkommene Ubereinstimmung, trotzdem konnte zwischen ihnen kein unmittelbarer Zusammenhang aufgedeckt werden. Die vergleichbaren Details von C sind nämlich um durchschnittlich 10% kleiner, wobei sich aber von 0 bis 25 Prozent allerlei Daten herausgestellt haben. Vergleichen wir nun Variante C mit A, so kommen wir zum selben Ergebnis, die Brennschwindung ist wiederum unproportioniert. D zeigt in ihrer Verzierung ebenfalls bedeutende Unterschiede. Wenn auch nicht das Negativ, aber das Positivmodell von A, B und C muß identisch gewesen sein, von dessen entsprechendem Teil auch der Ritter D - jedoch nur die Reiterfigur selbst - abgenommen wurde. Die Zuger Bruchstücke waren typologisch nicht näher zu bestimmen. Wir halten sie anhand des Tones für örtliche Produkte, obwohl die Form des Rumpfes in dem einzigen Fall, wo er sich überhaupt erhalten hat, mit dem einiger Kacheln aus Zürich und Umgebung übereinstimmt. Auch die publizierten Reiterkacheln sind für uns von größtem Interesse, umso mehr, da auf der zum ersten Mal veröffentlichten Medaillonkachel eben ein nach links reitender Ritter abgebildet ist. Bezüglich der Verzierung und des Ausmaßes steht sie der Variante B (ganz genau der Kachel SLM AG 441) am nächsten und war in der ehemaligen Sammlung Figdor aufbewahrt. 253 In der Hallwilschen Sammlung wird dieser Typ von zwei Exemplaren repräsentiert 254 , auf deren typologische Einordnung wir verzichten mußten. (Sicher ist jedoch, daß Variante D nicht in Frage kommt.) Das trifft auch für die Reiterkacheln aus dem Schloß zu Neuenburg 255 , zu Valangin (NE) 256 und zu Burgdorf (BE) 2d7 , weiter-