Haris Andrea szerk.: Koldulórendi építészet a középkori Magyarországon Tanulmányok (Művészettörténet - műemlékvédelem 7. Országos Műemlékvédelmi Hivatal,)
Szatmári Imre: Gyula középkori ferences temploma és kolostora
Die mittelalterliche Kirche der Franziskaner und ihr Kloster in Gyula Imre Szatmári Die Überreste des einst so berühmten Franziskanerklosters und seiner Kirche in Gyula wurden 1931 von József Implom freigelegt. Die zusammenfassende Bearbeitung der Grabungsergebnisse konnte nicht vollendet werden. Nicht nur der größte Teil des zum Vorschein gekommenen Fundmaterials fiel 1944/45 dem Krieg zum Opfer, sondern auch sämtliche während der Erschließung gemachten Beobachtungen wurden vernichtet. Auf dem Gelände wurden seitdem Wohnhäuser erbaut. Nur die Umgebung des Chores der Kirche wurde als kleines Ruinenfeld gestaltet. Die vorliegende Studie versucht, mit der Absicht, Vollständigkeit zu erreichen, die sich auf das Ordenshaus beziehenden, noch auffindbaren, aber zerstreuten Daten zu sammeln und auf diese Weise diesem fast völlig unbekannten mittelalterlichen Gebäudekomplex neue Achtung zu verleihen. Aus der Zusammenfassung geht hervor, daß die auch in Südungarn begüterte Familie Maróthy zwischen 1420 und 1452 dem strengeren Zweig der Franziskaner in Gyula eine neue Kirche erbauen ließ, deren langes, rechteckförmiges Schiff mit Strebepfeilern versehen war und über einen langen, mit drei Seiten eines Achteckes abschließenden gotischen Chor verfügte. Neben der äußeren Südwestecke des Chores stand abgesondert ein Glockenturm. An der Südseite der Kirche schloß sich das Kloster an. Das Ordenshaus wurde in der ersten Hälfte des 16. Jhs. umgebaut und erweitert, der Chor der Kirche verlängert und an der Südostseite des Klosters ein aus 16 Zellen bestehender, in der Mitte durch einen Gang getrennter, Gebäudetrakt angebaut. Durch die Invasion der Türken und die Eroberung der Stadt Gyula 1566 wurde auch das Schicksal der Franziskaner und ihres Ordenshauses in Gyula besiegelt. Die Geschichte des Gebäudekomplexes paßt organisch zu dem Prozeß, der mit der steigenden Popularität des Zweiges der Observanten unter den Franziskanern in Verbindung gebracht wird und infolgedessen es seit Beginn des 15. Jhs. von Bosnien her zu einer Ausschwärmung der grauen Fratres in die inneren Gebiete Ungarns kam. Abbildungen 1. Kloster und Kirche der Franziskaner in Gyula (nach József Implom und Ferenc Scherer) 2. Gyula im Jahre 1566 (Stich von Matthias Zündt) 3. Freigelegte Grundmauern nach der ersten Woche der Ausgrabung (1931) 4. Freigelegte Grundmauern nach der zweiten Woche der Ausgrabung (1931) 5. Die Freilegung des Chores (1931) 6. Die Grabung 1962 und Vermessung der Rekonstruktion (nach Nóra Pamer) 7. Lageplan der Ausgrabung im Jahre 1985