Pamer Nóra szerk.: Gerő László nyolcvanötödik születésnapjára (Művészettörténet - műemlékvédelem 6. Országos Műemlékvédelmi Hivatal, 1994)

Alois Machatschek: Die „Ruinen von Karthago” in Schloßpark von Schönbrunn

gruppé hinweg öffnet sich der Blick in eine ansteigende, früher möglicherweise terrassierte Waldschneise. 5 Den obersten Abschluß der Anlage bildet eine Herku­lesstatue, die heute kaum mehr zu erkennen ist. Hohenberg betonte den Rui­nencharakter dadurch besonders, daß er zahlreiche Blöcke auf der Erde aber auch auf der Ruine, sozusagen in Fallage, aufstellen ließ, ebenso wurde an einigen Stellen Planzenbewuchs in Stuck angebracht, der ursprünglich grün gefärbt war. Das heute sichtbare Ziegelmauerwerk war zur Gänze mit grobem Putz überzogen, der mit seinen Fugen Steinmauerwerk andeuten sollte. Heute sind nur mehr an wenigen Stellen Reste dieses Putzes vorhanden. Er dürfte, ebenso wie ein Großteil der Steinteile, verschieden gefärbt gewesen sein 6 . Auf Befehl der Kaiserin Maria Theresia verwendete Hohenberg sowohl bei der Gloriette als auch bei den „Ruinen von Karthago" Spolien des damals kurz zuvor dem Militär übergebenen Renaissanceschlosses Neugebäude in Simmering 7 . Wahrscheinlich stammen alle dekorativen Steinblöcke, Kapitelle, Säulen und Ge­bälkstücke von dort. Es wäre sicher nicht gerechtfertigt, idealistische Gründe für die Verwendung dieser Spolien anzunehmen. Mit der Ubergabe des Neugebäu­des an das Militär waren die damals rd 200 Jahre alten, sehr schön ausgeführten Steinteile dort überflüssig geworden und es lag nahe, sie bei den nauen Bauten in Schönbrunn wiederzuverwenden. Das Interesse an Ruinen war in der 2. Hälfte des 18. Jhs keine besondere Sel­tenheit, auch die Tatsache, daß es sich bei beiden Gartenkulissen um „Ruinen" der Kunst des Altertums und nicht des Mittelalters handelte. Viel früher als in der Architektur begegnen wir einer Art von „Ruinenkult" in der Malerei und Graphik des 17. Jhs., z.B. bei den sogenannten Italianisten der holländischen Malerei. Auch Architekten beschäftigten sich vereinzelt bereits am Ende des Jahrhunderts mit Ruinen 8 . Das wachsende Interesse an den Ruinen der Antike geht sicher auch auf die seit dem I7.jh zunehmende Literatur über antike Ruinen und Ruinenstätten zurück; am bemerkenswertesten sind die Kupferstiche Giovanni Battista Pirane­sis. Sowohl in seinen „Phantasien" als auch in seinen Veduten mit den antiken Monumenten Roms ist der Ruinenzustand deutlich übersteigert. Mit seinen „Magnificenze di Roma" (1751) und den „Antichitä Romane" (1756) begründete er seinen internationalen Ruhm 9 . Hohenberg könnte durchaus wesentliche An­regungen für seine Schönbrunner „Phantasiearchitekturen" von den Kupfersti­chen Piranesis empfangen haben. Jedenfalls zeigen Piranesis Blätter immer wieder ähnliche Details und Motive: große Bogenarchitekturen, Säulen, die mit ihrem unteren Teil noch tief im Erdreich stecken und die daher nur als Säulen­stümpfe wirken, aber auch Haufen von Spolien, Obelisken und malerische Fels­gruppen. In den folgenden Jahrzehnten fanden „Ruinenkult und Ruinenromatik" vor allem im Zusammenhang mit den romantischen Gärten und Landschaftsgestal­tungen weite Verbreitung in Europa, der Süden Wiens wurde sogar zu einem Zentrum dieser neuen Kunstgattung, allerdings galt die Begeisterung nun vor allem den Ruinen des Mittelalters 10 . In den rund 2 Jahrhunderten ihres Fortlebens ist die künstliche „Römische Ruine" in Schönbrunn, wie nicht anders zu erwarten und wahrscheinlich ganz im Sinne ihrer Erbauer, immer mehr zu einer natürlichen Ruine geworden. Das Mauerwerk, das tief in den Hang einschneidet, wurde durch den Erddruck, gegen den beim Bau offensichtlich keine besonderen Vorkehrungen getroffen worden waren, aber auch durch Pflanzenbewuchs verformt. Viele der von Ho­henberg malerisch postierten Steinblöcke aber auch Teile des obersten Gebälks

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