Magyar Műemlékvédelem 1973-1974 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 8. Budapest, 1977)
Sopron műemlékeivel foglalkozó tanulmányok - Szakál Ernő: Jupiter, Juno és Minerva scarbantiai szobrai a Fabricius-ház kőtárában
D r E JUPITER-, JUNO- UND MINERVA-STATUE VON SCARBANTIA IM LAPIDARIUM 1) KS FABRICIUS-HAUSES IN SOPRON Die Bedeutung der zwischen Carnuntum und Savaria Anfang unserer Zeitrechnung ausgebauten römischen Stadt Scarbantia bestimmte die vom Adriatischen zum Haltischen Meer führende Bernstein-Straße. Die Bruchstücke der Marmorstatuen hat Lajos Bella im Winter 1893/94 beim Bau des neuen Rathauses in den Nischen des Heiligtums des Kapitolinischen Tempels freigelegt. 1935 verfertigten der Wiener Kunsthistoriker Dr. Camillo Praschniker und seine Schüler eine Vermessung der Bruchstücke, wobei sie nebst den Statuen von Jupiter, Juno und Minerva auch das Vorhandensein einer Kaiserstatue voraussetzten. Praschniker hat auch die Rekonstruktionszeichnungen entworfen, auf Grund derer dann die Statuen 1936/37 im Kellergeschoß des Soproner Museums aufgestellt wurden. 1961 hatte das Museum die Übersiedlung der Statuen nach einem neuen Standort vorgesehen. Die vorbereitenden Forschungen erwiesen, daß die sog. Kaiserstatuen-Bruchstücke zur Statue der Minerva gehörten. Im Laufe der Zerlegung und neuerlichen Zusammensetzung der Statuen gelang es, auch auf Grund der Berichte von Bella und eines zeitgenössischen Situationsplans, den genauen Standort des Kapitolinischen Tempels festzustellen. Zugleich wurde auch der verwendete Marmor identifiziert. Die zuständigsten Fachgutachten dazu vermittelte der Sekretär der »Associazione Internazionale per 1'Archeológia Classica — Comiteto per lo Studio del Marino«, J. B. Ward-Perkins. Nach seiner Feststellung ist das Material ein aus dem Mäandertal in Karien stammender Marmor »aphrodisiensis«. Die größte, zugleich vollständigste Figur ist Jupiter. Seine in doppelter Lebensgröße ausgeführte sitzende Figur ist 305 cm hoch. Der Oberkörper mit dem eichenlaubgekrönten Raupt und die Thronpartie mit den Küßen bestehen aus je einem Block. Der linke Arm war verzapft eingebaut. Die Statue der Juno ist ähnlieh aus zwei großen Blöcken gehauen, mit eingezapftem linken Arm. Die Reine des Thronsessels ohne Rücklehne standen frei, wobei eine mittlere Stütze die Last trug. Die Statue der Minerva war ebenfalls aus zwei großen Blöcken verfertigt, doch mit senkrechter Gliederung. Auf der Rückseite der Thronlehne lassen sich die Sägespuren der Rlockausgestaltung erkennen. Die Fragmente der Minervastatue beweisen auf anschauliche Weise, daß einzelne kleinere Durchbräche an Ort und Stelle nicht mehr durchgeführt wurden und man die Statuen in aufstellungsfertigem Zustand nach Scarbantia gebracht hatte. Somit kann zwischen der Anfertigung der Statuen und ihrer Aufstellung in Scarbantia eine längere Zeitspanne angenommen werden. Die unversehrt erhaltengebliebenen Formen der Statuen widerspiegeln die hellenistisch-griechische Kultur und bekunden eine Kunst, die nichts mit den provinziellen römischen Kunstschöpfungen gemein hat. Die Schäden an den Marmorstatuen des Jupiter, der Juno und der Minerva sind Brandschädigungen. Wir können daher feststellen, daß die Götterstatuen des Kapitolinischen Tempels von Scarbantia, diese mit Aphrodisias in Beziehung stehenden, hochwertigen Kunstwerke, einer Feuersbrunst zum Opfer gefallen waren.