Magyar Műemlékvédelem 1967-1968 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 5. Budapest, 1970)

Tanulmányok - Sedlmayr János: A visegrádi lakótorony helyreállítása

való felállítására nem volt mód, mintán a mai újjáépített gótikus árkád nem egyezik a kútházhoz tartozé) hát­fallal, tömege pedig a reneszánsz kút mellett nem is fért volna el. A kútház felállítását a Bizottság ideiglenes jelleggel javasolta a Lakótoronyban, távlatban azonban a Palota területén építendő új kiállítási térben lenne helyes fel­állítani. Rekonstrukcióját Szakái Ernő készítette, munka­társai Birkmayer János és Kőfalvi Imre voltak. DIE REKONSTRUKTION DES WOHNTURMES VON VISEGRÁD Das Schicksal und die Art der Wiederherstellung der Visegráder Denkmäler, vor allem des Wohnturmes, die mit dem wundervollen Panorama des Donauknies eng verbunden sind, beschäftigt die Fachleute, aber auch das breite Publikum, seit nahezu hundert Jahren. Die Bedeu­tung dieser Aufgabe der Denkmalpflege wird auch da­durch erhöht, daß ein seit nahezu hundert Jahren aktuel­les Problem der Lösung harrt, ferner, daß ein Großteil der etwa 500 000 Besucher, die alljährlich die Visegrá 1er Denkmäler besichtigen, bei dem Betrachten dieser Rekon­struktion erstmalig etwas über die heutigen Richtlinien des Denkmalschutzes erfahren. Der um die Mitte des III. Jh. ausgeführte sechseckige königliche Wohnturm, der zugleich die Straße von Eszter­gom nach Buda zuverlässig bewachte, erfuhr den ersten Umbau bereits im Mittelalter. Die Wiederherstellung des in der Mitte des 16. Jh. zerstörten Bauwerks begann im Jahre 1871 unter der Leitung von Imre Henszlm um und wurde nach den Plänen von Frigyes Schulek fortgesetzt. Die stilgemäße Restaurierung wurde indessen 8 Jahre später (1878) abgebrochen. Am Ende der 20er Jahre des 20. Jh. tauchte zwar der Gedanke ihrer Fortsetzung bzw. Vollendung erneut aid", doch wurde die Restaurierung nach den Plänen von János Schulek nur provisorisch zum Abschluß gebracht. Im Sommer 1950 zerstörte eine Feuer­brunst die Holzkonstruktionen des Inneren sowie des Mordgangs, ferner die Planken wand der Südseite nahezu vollständig. Nach dieser tragischen neueren Zerstörung wurde der Gedanke einer endgültigen Rekonstruktion des Wohnturmes erneut aufgenommen. Das Rekonstruktionsprogramm war bereits vor der jetzigen Planung gegeben. In den beiden unteren Räumen sollte der nahezu 6 m hohe Anjou-Zierbrunnen aus dem Mathiasschloß untergebracht werden. In den darüber befindlichen drei Sälen sollten auf Baudenkmäler bezüg­liche Ausstellungen Unterkunft finden, während die obere Terrasse ausschließlieh dazu beistimmt war, Aussicht und Erholung zu gewähren. Die Untersuchimg des Denkmalwertes der originalen mittelalterlichen Teile sowie der neueren, bei der Restau­rierung hinzugefügten Ergänzungen des Turmes hatte ebenfalls stattgefunden. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse wurden die wichtigsten Rekonstruktionsprin­zipien folgendermaßen festgesetzt: 1. sämtliche ursprünglichen mittelalterlichen Werkteile sollen unversehrt und sogar betont zur Schau gestellt werden ; 2. entscheidend für die Einschätzung der aus den ver­schiedenen Restaurierungen stammenden Werkteile, für ihre Beseitigung bzw. Erhaltung sei ihre Authen­tizität (ihre völlige Abtragung wäre schon aus wirt­schaftlichen Gründen unausführbar); 3. die Erhaltung und würdige Darbietung der Original­Teile müßte gegenüber den Forderungen der neuen Funktion — falls diese im Widerstreit stünden ­bevorzugt werden. Bei den aus Restaurierungen stammenden Teilen soll dieses Prinzip weniger aus­seh laggebend sein ; 4. die Ergänzung des Turmkörpers und die erforder­lichen Ersatzteile sollen in deutlich abweichender Form bzw. aus abstechendem Material ausgeführt werden, ohne aber den Effekt der originalen Teile zu beeinträchtigen; 5. die durch die neue Funktion erforderten, unum­gänglich notwendigen Bauteile sollen in zeitge­mäßer, einfacher Form ausgeführt werden. Bei der Planung bedeutete die Ergänzung des süd­lichen ausgebrochenen Eekteils das schwierigste Problem. Die früheren Entwürfe bzw. deren Kritik leisteten in­dessen gewisse Hilfe. Joseph Szanyi hatte 1958 mehrere Varianten für diese Ergänzung ausgearbeitet, hauptsäch­lich mit leichten Raumabgrenzungs-Konstruktionen : Glaswände, Eisenbetonlamellen sowie mit einem, die Wendeltreppe umhüllenden Glaszylinder. Anstatt dieser Konzeption entschlossen wir uns schließlich zu einer Ergänzung mit massiven Betonwänden, die eine moderne Außenfläche bieten und sich den gewichtigeren Formen des Turmes besser anpassen, zugleich leichter ausführbar sind und sich einfacher instandhalten lassen. Statt Glas und Stahl zu verwenden, trachteten wir durch die Flächen­bearbeitung der massiven Mauern, durch die Anordnung und die Proportionen der Offnungen eine moderne Wir­kung zu erzielen. Die horizontale Gliederung der Flächen wurde zur Vermeidung häßlicher Arbeitsfugen, ferner zwecks besserer Anpassung an die Steinquaderflächen angewendet. Die Fortsetzung der Schulekschen Wendeltreppe ergab sich von selbst, insbesondere nach dem Einbau der Decken. Auch hier unterscheidet sich der neue Teil wesent­lich vom alten, denn im Ergänzungsteil setzt sich die Wendeltreppe nicht in einem steinummauerten Zylinder, sondern frei fort. Die Spindel wurde aus Eisenbeton weitergebaut, die vorgefertigten Treppenstufen ragen konsoienartig aus ihr hervor. Der neue Treppenabsatz führt bis zum Niveau des einstigen Mordgangs bzw. des neuen Umgangs. Die Besucher können die Aussicht auf die herrliche Landschaft nicht nur von der obersten Terrasse bewun­dern, sondern auch von dem Umgang, der in der Höhe des Mord ganges aus Eisenbetonplatten erbaut wurde. Statt des von János Schulek aus Holz konstruierten, zer­störten »Mordgangs« errichteten wir einen leichten, durch­brochenen Umgang, dessen Ausgestaltung in erster Linie auf die neue Funktion hinweist. Die Andeutung des rekonstruierten Gewölbes im IV. Stockwerk war eines der interessantesten Probleme der Denkmal Wiederherstellung. Auf die erste Schwierigkeit stießen wir bereits bei der theoretischen Rekonstruktion des < íewölbi'Syst ems und der Ermittlung seiner ursprüng­lichen Form. Doch auf Grund der genauen Vermessung der Gewölbeansätze, ferner durch genaue Beobachtung der Schlußsteine! war es gelungen das Gewölbesystem eindeutig zu rekonstruieren. Die Gewölbekappen wurden mit von der neuen Eisenbetondecke herabhängenden, der Form der Kreuzgewölbekappen folgenden Eisennetzen angedeutet, ohne die Rippen und ohne das eindeutig nicht mehr rekonstruierbare Stützensystem bzw. die Scheide­wände wiederherzustellen. Einen wesentlichen Teil der inneren Rekonstruktion des Wohnturmes bildeten die zeitgemäße Installation der Ausstellung und die Anordnung der auszustellenden Objekte;. Die Wiederherstellung kann erst dann als völlig ab­geschlossen betrachtet werden, wenn auch der nördliche Torturm restauriert sowie die durch die Ausgrabungen ermittelten äußeren Niveaus wiederhergestellt und das Terrain in der Umgebung geregelt sein werden. Der Weg vor dem Turm soll, auf die ursprüngliche Strasse zurück­verlegt, künftig nur dem Fußgängerverkehr dienen.

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