Magyar Műemlékvédelem 1961-1962 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 3. Budapest, 1966)

abweichende Züge aufzeigen, die sich vor allem durch die unterschiedlichen Verhältnisse erklären lassen. In West­und Mitteleuropa kam es bis in die jüngste Zeit nie zu so völligen und anhaltenden Verheerungen wie in Ungarn, so daß die überwiegende Mehrzahl der alten Bauwerke in der ursprünglichen oder in einer mehr oder weniger veränderten Form und Konstruktion erhalten geblieben ist. Es versteht sich von selbst, daß unter diesen Umstän­den die archäologische Forschung nicht die gleiche Rolle innehaben, nicht in dem gleichen Maße zur zwangsweisen Quelle der Kenntnisse werden konnte wie in Ungarn. Nicht daß im Auslande weniger Ausgrabungen durchge­führt wurden. Im Gegenteil, die Ausgrabungen wurden früher begonnen und in größerer Zahl geführt als in Ungarn. Doch ein erheblicher Teil der ausländischen Freilegungen verfolgte das Ziel, die einheimische Urzeit, die Antike oder die Hinterlassenschaft der Völkerwande­rungszeit zu klären. Vor allem war es das Bestreben der englischen, französischen und deutschen Archäologen, die Kultur der großen Völker des Altertums an Ort und Stelle, in Südeuropa, Afrika oder im Nahen Osten zu erforschen. Der Untersuchving ihrer eigenen mittelalter­lichen Baudenkmäler maßen sie eine weit geringere Bedeutung zu. Weder die Notwendigkeit noch das Interesse motivierten eine derartige Tätigkeit. Die schweren Prüfungen und Verheerungen, von denen im zweiten Weltkrieg ganz Europa heimgesucht wurde, brachten auch in dieser Hinsicht tiefgehende Wandlungen. Der deutsche, französische, englische, italienische, hol­ländische und polnische Denkmalbestand erlitt empfind­liche, häufig unersetzliche Verluste. Eine der Hauptaufga­ben der nach dem Kriege in gewaltigem Tempo einsetzen­den Wiederherstellungsarbeiten fiel der Archäologie zu. Die Enttrümmerung führte notgedrungen zu Ausgrabun­gen. Unter den zusammengestürzten Baudenkmälern kamen in vielen Fällen die Beste älterer Gebäude zum Vorschein. Die Oberflächen der schadhaften Mauern bargen ebenfalls die Denkmäler früherer Perioden. Es erwies sich, daß die in ihrer jetzigen Form gotischen Baudenkmäler häufig einen romanischen, sogar präroma­nischen oder antiken Kern enthalten. Das Interesse richtete sich bald auf dieses neue, erfolgversprechende Forschungsgebiet. In ganz Europa setzte eine archäologi­sche Erschließung mit diesem Ziel und in dieser Richtung ein. Gegenwärtig führen die Archäologen nicht nur in den beschädigten, sondern auch in den intakten Objekten eine emsige Forschungstätigkeit durch, denn deren große kunst geschieht liehe, kulturgeschichtliche und histo­rische Bedeutung für eine richtigere und restlosere Er­kenntnis sowohl der allgemein-europäischen als auch der Vergangenheit des betreffenden Volkes läßt sich ja nicht bezweifeln. Als Beispiel diene die karolingische Archi­tektur, deren Entfaltung, gerade im Ergebnis dieser, sich auf etwa zwei Jahrzehnte erstreckenden neuen Forschungstätigkeit, heute wesentlich genauer, detaillier­ter vor uns steht als früher. Interessante Daten kommen auch darüber zutage, in welchen Epochen die Umbauten, Erweiterungen oder Neubauten vornehmlich erfolgten. In der kirchlichen Architektur, der im Mittelalter eine so große Bedeutung zukam, waren im allgemeinen die Spätantike (4. und 5. Jh.), die Karolingerzeit (8. und 9. Jh.) die frühe und späte Romanik (10. und 11. bzw. 13. Jh.) sowie die Früh- bzw. Spätgotik (13. und 14. Jh., Ende des 15. Jhr.) die Epochen der charakteristischen Perioden Wechsel, obwohl sich in einigen konkreten Fällen naturgemäß Abweichungen nachweisen lassen. In der weltlichen Architektur setzte die Entwicklung im 11. und 12. Jh. ein, und sie erfuhr im 13. Jh. einen gewaltigen Aufschwung. Im 14. und 15. Jh. kam es wieder zu größeren Wandlungen, die beim Bau von Burgen, Schlössern und Bürgerhäusern gleicherweise von der reinen Zweckmäßig­keit und vom Verteidigungscharakter zum erhöhten Anspruch auf künstlerische Ausführung und zu dem Bedürfnis nach Bequemlichkeit führten. Das Gesagte sei auf Grund der zugänglichen Fach­literatur und der an Ort und Stelle gemachten Erfahrun­gen an einigen Beispielen von Denkmalwiederherstellun­gen im Ausland erläutert. Zunächst möchte ich die Lage in Polen untersuchen, da dort die außerordentlich großen Kriegsverwüstungen eine der ungarischen ähnliche Lage schufen, andererseits hatte aber dort die großangelegte archäologische Forschung vor allem zur Klärung und besseren Kenntnis der frühen polnischen Architektur in bedeutendem Maße beigetragen. Die wichtigsten Erschlie­ßungen erfolgten in den königlichen Zentren. Im Zusam­menhang mit der Wiederherstellung der Poznaner und Gnieznoer Kathedralen wurden die romanischen Vorgän­ger dieser Baudenkmäler freigelegt. Ebenso kam auch die Trzemesznoer Basilika aus dem 12. Jh. ans Tageslicht. Auch die Fundamente der frühromanischen Rundkirchen in Przemysl und im Krakauer Wawel wurden erforscht. Die ältesten einschiffigen Kirchen in Tum und Wislica deuten gleichfalls auf das 11. Jh. In Wroclaw fand man die aus dem 11. und 12. Jh. stammenden Mauerreste der Piasten. Auch in der DDR werden großangelegte archäolo­gische Forschungen geführt. Im Magdeburger Dom kam der Steinsarg Kaisers Otto des Großen zum Vorschein. Archäologische Grabungen großen Ausmaßes klärten auch den Grundriß .des Zisterzienserklosters und der Kirche in Altzella. Ähnliche Ausgrabungen nahm man auf der Ostseeinsel Hiddensee vor, um den Grundriß des ehemaligen Zisterzienserklosters zu klären. Die Arbeit der deutschen Forscher erstreckt sich auch auf die archäologische Erforschung der mittelalterlichen Dorf­kirchen. In der Südwest-Slowakei untersuchte man die Rund­kapelle in Bina (Bény)und fand eine noch ältere, gleichfalls runde Kapelle. Neben Levice (Léva) fand man die Reste der zerstörten Martinskirche des Dorfes Barátka. In der Tschechoslowakei wurden die größten Ausgrabun­gen in der Umgebung von Mikulcice und Stare Mesto vorgenommen, wo sich im 9. Jh. ein wichtiges Zentrum des Groß-Mährischen Reiches befand. Die bisherigen Ergebnisse dieser Forschungen sind schon deshalb beson­ders wertvoll, weil in diesem Gebiet fast alle wichtigen Grundrißformen der mittelalterlichen Dorfkirchentypen zu finden sind. In Teplice fand man die dreischiffige Krypta der ebenfalls dreischiffigen Benediktinerkirche aus dem 12. Jh. Bedeutende Ausgrabungen werden in der Moldau, in den Burgen Suceava, Neamti und Scheia, den ältesten fürstlichen Residenzen geführt. In Siebenbürgen legt das rumänische Denkmalamt gleichfalls großen Wert auf die Ausgrabungen. Im Zuge dieser Arbeiten wurde in Cluj (Kolozsvár) das zur kalvinistischen Kirche gehörige Kloster und das Schiff der Sebeser (Szászsebes) Kirche freigelegt. Unter den österreichischen architekturgeschichtlichen Forschungen ist die Erschließung der Salzburger Kathe­drale besonders wichtig, da die Grabungen die Grund­mauern der auf einen antiken Ursprung deutenden früh­und spät romanischen Basilika ans Tageslicht brachten. Aus der Mitte des ersten Jahrtausends u. Z. stammt auch die erste Fassung der Imster und Pfaffenhofher Kirchen. In Eisenstadt fand man in dem langen Chor der spätgoti­schen Pfarrkirche die Grundmauern einer einschiffigen Kirche aus dem 12. Jh. Besondere Beachtung verdient auch die Forschungstätigkeit im Zusammenhang mit der Wiederherstellung der Linzer Martinskirche. Im Laufe dieser Arbeiten wurde die gesamte Architekturgeschichte dieses Baudenkmals von der römischen Zeit an geklärt . Ungemein wichtig sind auch die Denkmalsforschungen in Westdeutschland, Frankreich und Holland, in Ländern, die große Kriegsschäden erlitten haben. In Köln gelang es, den Ursprung des Doms und der St.-Gereons-Kirche zu klären. In Trier fand man unter dem mittelalterlichen Dom und unter der Liebfrauenkirche den Kaiserpalast aus dem 4. Jh. Vorbildlich sind die Ausgrabungen und die Dokumentation der Xanthener Viktorskirche und der Eßlingener Dyonisiuskirche. Unter den holländischen archäologischen Forschungen sind die Grabungen neben den gotischen Kirchen in Arnheim und Delft, ferner in der Umgebung des Utrechter Doms hervorzuheben. An die vier Seiten des Doms schlössen sich die den Aposteln Petrus, Paul und Johannes sowie der Mutter­gottes geweihten romanischen Kirchen in einer Anord­nung an, die einen unmißverständlichen ikonographischen Inhalt verrät. Die in Kreuzform angeordneten Kirchen erinnern an jene Kreuze aus dem 10. und 11. Jh., in

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