Magyar Műemlékvédelem 1961-1962 (Országos Műemléki Felügyelőség Kiadványai 3. Budapest, 1966)
DIE BAU GESCHICHTLICHEN ERGEBNISSE DER AUSGRABUNGEN IN DER GYULA-EESTUNG Eines der besterhaltenen Baudenkmäler der mittelalterlichen Ziegelbauweise in Ungarn ist die Gyula-Festung (Komitat Békés), die ungeachtet der mehrfachen Umbauten im 18. und 19. Jahrhundert ihren mittelalterliehen Charakter bewahrt hat. Die 1953 gleichzeitig mit der Wiederherstellung der Festung begonnenen und bis 1961 fortgeführten Ausgrabungen klärten in mancher Hinsicht die Baugeschichte der Gyulaer Festung. Die Forschung erstreckte sich nicht nur auf die aus dem Boden zum Vorschein gekommenen Reste, sondern auch auf die Untersuchung der noch gegenwärtig aufrecht stehenden Mauern und Gebäudeteile. Außerdem wurden die Ergebnisse mit früheren Landkarten, Grundrissen und Ansichten verglichen. Man führte die Ausgrabungen vor allem in dem auch heute noch stehenden Festungsgebäude und in seiner unmittelbaren Umgebung durch, die hauptsächlich in bezug auf die Baugeschichte der inneren Burg Aufschlüsse gaben. Die Gyula-Festung steht auf einer Insel des Überschwemmungsgebietes des Fehér-Körös. Dieser Ort war schon vor dem Mittelalter für menschliche Ansiedlungen geeignet. Darauf weisen die im Laufe der Ausgrabungen aus dem Aufschüttungsmaterial ganz sporadisch zutage gefördeten Gegenstände: skythische Tonsiegel mit Tierfiguren, Geschirrscherben, scheinbar aus der römischen Kaiserzeit, Die frühesten urkundlich beglaubigten Daten, von denen wir Kunde haben, stammen aus dem Jahre 1403. König Sigismund (1387—1437) schenkte in diesem Jahr Gyula mit den dazugehörigen 42 Dörfern dem Banus von Macsó, János Maróthi (um 1360 — 1435). In der Schenkungsurkunde ist die Festung noch nicht genannt, doch werden in einer zweiten Urkunde aus dem Jahre 1405 bereits zwei Burgvogte erwähnt. Auf Grund dieser Angaben hatte man den Bau der Festung am Anfang (les 15. Jahrhunderts begonnen. Der älteste, zu Beginn des 15. Jhs. erbaute Teil der Gyulaer Festung war ein Gebäude mit trapezförmigem Grundriß und bestand aus der Außenmauer, dem Turm und aus einem 10 X 11,5 m großen Gebäude in der Wesfecke des Festungshofes sowie aus dem Brunnen. Das Festungsgebäude war in 6 m Entfernung von einer Mauer umgeben. Etwa in der Mitte der südwestlichen und der nordöstlichen Mauern erhob sich je eine viereckige Bastei.Die Steinfundamente der Außenmauer des Festungsgebäudes waren in mit Pfählen verstärkten, gestampften grauen Lehm gelegt. Der Turm, dessen Fundamente jenen der Außenmauer ähnlich waren, war ursprünglich ein dreistöckiges Bauwerk mit einem Tonnengewölbe, das man seit Anfang des 18. Jhs. zweimal umgebaut hatte, und zwar jeweils auf fünf Schwellenniveaus. Zu dem steinumrahmten, mit einer Zugbrücke versehenen Tor im ersten Geschoß des Turmes führte von der südlichen Ecke des Gebäudes ein Korridor mit Holzbalken. Vom zweiten Stockwerk gelangte man in einen älteren als der noch heute vorhandene und mit niedrigerem Leistenwerk versehenen Schutzkorridor, und vom dritten Stockwerk auf einen kleinen Balkon. Ursprünglich hatte der Turm keine Fenster. In der Westecke des Hofes, unter dem noch heute stehenden nordwestlichen und südwestlichen Gemäuer kamen die Reste eines mit der Außenmauer und dem Turm gleichzeitig erbauten 10 X 11,5 m großen Gebäudes zum Vorschein. Im ersten Stockwerk dieses Gebäudes befand sich in der NS-Ecke in der Außenmauer des Festvingsgebäudes ein Korridor mit Tragsteinen. Die steinumfaßte, mit einem Verdachungspfeiler versehene Tür der Nordecke befindet sich in der nördlichen Ecke des Raumes Nr. 8 im gegenwärtigen Obergeschoß. Neben der Tür öffnete sich vom Korridor ein Abort. In der Nordecke des Raumes Nr. 11 im Obergeschoß konnte man durch eine Pforte zur nordwestlichen Seite der Festung gelangen. Neben dem in der Westecke des Hofes ausgegrabenen Gebäuderest befindet sich ein großes, mit der Außenmauer des Festungsgebäudes gleichzeitig erbautes gewölbtes Tor, durch das auch Wagen in den Hof einfahren konnten. Die gleiche Höhe der Bauhorizcnte des Festungsgebäudes und der die Festung umgebenden Mauer beweist, daß sie gleichzeitig erbaut worden waren, und die darüber befindliche Lehmaufschüttung legt Zeugnis ab, daß das mittelalterliche Gangniveau um 60 — 70 cm höher war. Außerhalb und innerhalb der Mauer bestand ein großer Niveauunterschied, in dessen Folge sich die Mauer auf der nordwestlichen und südöstlichen Seite nach außen geneigt hatte. Zu ihrer Stütze wurden später auf der südöstlichen Seite zwei breite Stützpfeiler errichtet. Der Nordteil der nordwestlichen Mauer wurde aber durch Vormauerung bis zu 250 cm verdickt. Auf der Mauerkrone lief eine Brustwehr und von innen ein auf Balken errichteter Schutzgang herum. Zu Beginn des 15. Jhs. waren nur die Hauptmauern der Gyulaer Festung fertiggestellt. Der Besitzer, János Maróthi, hielt sich wenig in Gyula auf. Er gestaltete die Gyula-Festung im Anfang des 15. Jahrhunderts nicht als feudalen Wohnsitz aus, sie sollte vielmehr das administrative Zentrum seiner Gyulaer Besitzungen werden. Die aus dem Bauniveau des Festungsgebäudes freigelegten Geschirrscherben beweisen gleichfalls, daß der Bau am Anfang des 15. Jahrhunderts begonnen wurde. Nach dem Tode von János Maróthi (1435) begann um 1440 sein Sohn, László Maróthi, die Festung umzubauen. Ein Beweisstück für diese Bautätigkeit ist die Urkunde über die Weihe der Festungskapelle im Jahre 1445. Die in der Urkunde erwähnte Kapelle wurde mit dem Raum Nr. 1 im west-südwestlich vom Turm gelegenen Gebäudeteil identifiziert. Das Gangniveau der Kapelle wurde im 18. und 19. Jahrhundert gesenkt und ein großer Teil der mittelalterlichen Gräber vernichtet. Deshalb fanden sich nur acht Gräber in stark zerstörtem Zustand. Aus dem Grab Nr. 3 kam ein mit einer stilisierten Lilienblüte geschmückter Ring zum Vorschein, der in das 16. Jahrhundert datiert- werden kann. Gleichzeitig mit der 1445 geweihten Kapelle wurde der südwestlich vom Türm befindliche Gebäudeteil erbaut, Damals hatte man auch das Gebäude vom Anfang des 15. Jahrhunderts in der westlichen Ecke des Hofes abgerissen, doch einen Teil seiner nordwestlichen Mauer benutzte man als den nordöstlichen Abschluß des neuen Gebäudetraktes und im Laufe der späteren Bautätigkeit als die Scheidewand der Räume Nr. 8 und 9. Von da an bestehen die Wände des nordwestlichen Gebäudeteiles aus stärkeren Ziegeln. Bei dem Raum Nr. 9 wurde die Bautätigkeit für kurze Zeit unterbrochen, denn in den Ziegeln der Hofwand sieht man eine vertikale Absonderung, und an dieser Stelle verschmälert sich die Ziegelwand von 150 cm auf 80 cm. Der den Hof abgrenzende Gebäudeteil wurde Mitte des 15. Jahrhunderts bis zur östlichen Ecke des Festungshofes fertiggestellt. In einigen Räumen fand man die Reste von gewölbten oder mit Tragsteinen versehenen Kaminen. Gleichzeitig mit der Errichtung der Gebäudeteile im Festungshof baute man auf der äußeren Mauerkrone der Festung einen gleich hohen, mit Leistenwerk versehenen Schutzkorridor. In die vier Ecken der das Gebäude umgebenden Mauer sowie in die Mitte der nordwestlichen und südöstlichen Mauern baute man fünfeckige Basteien, an denen schlüssellochförmige Schießscharten angelegt, waren. Nach dem Aussterben der Familie Maróthi gelangte die Gyulaer Festung 1476 in den Besitz des Königs Matthias, der sie 1482 Johannes Corvinus (1473 — 1504) schenkte. Unter Johannes Corvinus wurde der Gebäudeteil zwischen dem Turm und der östlichen Ecke, der mit Stützpfeilern verstärkte Korridor auf dem Hofe und das große westliche Rondell erbaut. Nach dem Tode des Johannes Corvinus gelangte die Gyulaer Festung in den Besitz Georgs, Markgraf von Brandenburg. 1529 wurde die Ostecke des Burggebäudes mit einem großen Stützpfeiler vestärkt. Vermutlich noch zur Zeit des Markgrafen Georg (vor 1530) oder unmittelbar nach 1552 errichtete man nach dem Muster des westlichen großen Ziegelrondells an der nördlichen und östlichen Ecke des Festungsgebäudes runde Erdwälle.