Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - 2. Unterclasse. Placentalia - 12. Ordnung. Carnivora. Fleischfresser - 2. Unterordnung. Fissipedia

Carnivora. Fissipedia. Canidae. Amphicyoninae. 665 Augenhöhlen fast geschlossen werden. Die Jochbogen entspringen fast rechtwinkelig und ragen weit vor. Der Unterkiefer fügt sich mit seinem queren Condylus in eine Glenoidgrube des Schädels ein, die vorne und hinten durch erhabene Knochenleisten begrenzt wird. Das Skelet der Feliden vereinigt zierliche schlanke Form mit beträcht­licher Stärke. Die Extremitäten sind lang; die Metapodien aufgerichtet, die grosse Zehe am Hinterfuss verkümmert, der Daumen kürzer als die übrigen Finger. Die zwei inneren Metapodien schieben sich mit ihren oberen Gelenkflächen namentlich an den Hinterfüssen weit in die Fuss­wurzel hinein. Die Endphalangen sind kurz zugespitzt, von scharfen, meist retraktilen Krallen umgeben, welche sich in kragenförmig umge­schlagene Knochenlamellen am proximalen Ende der Phalangen einfügen. Die jetzt lebenden Feliden nehmen eine isolirte Stellung unter den übrigen Carnivoren ein. In eigenthümlicher Specialisirung von Gebiss und Schädel kommen ihnen auf der einen Seite nur die Hyaeniden, auf der anderen Seite die Bären gleich. Ihre Herkunft und Abstammung lässt sich schwierig ermitteln, da schon die eocaenen Vorläufer wenigstens theilweise (.Aelurictis , Eusmilus) das Felidengepräge in ausgesprochenster Weise besitzen. Einiges Licht auf die Entstehung der Katzen wirft die Gattung Proaelurus aus dem unteren Miocaen, welche Merkmale der Viverriden und Feliden vereinigt und welche in der jetzt in Madagaskar lebenden Gattung Cryptoprocta wahrscheinlich noch einen direkten Nachkommen auf die Jetztzeit überliefert hat. Es spricht diese Thatsache für die von englischen Forschern stets und neuerdings wieder von Mivart und Scott betonten verwandtschaftlichen Be­ziehungen der Katzen und Viverriden. Doch dürfte diese Annahme nur für die Unterfamilie der Felinae gelten. Die säbelzähnigen, erloschenen Machairodinae bilden ohne Zweifel eine besondere Formenreihe, welche mit Proaelurus wenig gemein hat. Sie sind, wie Osborn mit guten Gründen nachzuweisen sucht, wahrscheinlich direkt aus der Creodontierfamilie Palaeonictidae her­vorgegangen. Jedenfalls lässt sich eine diphyletische Entstehung der jetzt unter der Bezeichnung Felidae zusammengefassten Raubthiere nicht ohne Weiteres von der Hand weisen. Die Feliden lassen sich in drei Unterfamilien (Proaelurinae , Machai­rodinae und Felinae ) zerlegen. 1. Unterfamilie. Proaelurinae *). Zahnformel : 1 ] 4j j,. Unterer Beisszahn mit starkem, schneidendem Talon. Schädel gestreckt. Unterkiefer schlank , vorne verschmälert , mit gebogenem Unter­rand. Extremitäten hochbeinig. Vorder- und Hinterfüsse semidigitigrad, fünfzehig. Die Stellung dieser kleinen Gruppe, welche vermuthlich in der leben­den Gattung Cryptoprocta gipfelt, ist strittig. Flower und Milne Edwards x) Filhol, H., Observations sur le genre Proailurus. Bull. soc. d. sc. phys. et nat. de Toulouse 1880. Milne-Edwards, A. et Grandidier, Observ. anatomiques s. quelques Mammif. de Madagascar (Cryptoprocta). Ann. Sc. nat. 5. ser. VII. Zool. S. 314.

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