Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)
5. Classe. Mammalia. Säugethiere - 2. Unterclasse. Placentalia - 12. Ordnung. Carnivora. Fleischfresser - 2. Unterordnung. Fissipedia
664 \ Vertebrata. entepicondyloideum,. Füsse digitigrad, die vorderen mit fünf , die hinteren (in der Regel) mit vier Zehen. Penisknochen klein. Die Feliden sind gegenwärtig über die ganze Erdoberfläche mit Ausnahme von Australien verbreitet. Ihre fossilen Vorfahren finden sich im Tertiär und Diluvium des gleichen Gebietes und beginnen im oberen Eocaen. Unter allen Raubthieren besitzen die Katzen das reducirteste, aber zugleich specialisirteste , zum Zerreissen und Zerschneiden von Fleischnahrung geeignetste Gebiss. Die J stehen meist in einer Reihe, sind klein, conisch oder spateiförmig. Die starken, hinten und vorne meist zugeschärften Eckzähne nehmen im Oberkiefer zuweilen säbelförmige Gestalt an und ragen als mächtige Hauzähne weit über den Unterkiefer vor, der in diesem Falle hinter der abgeplatteten Symphyse eine Einbuchtung und öfters eine nach unten vorragende Erweiterung erhält. Der obere Reisszahn ist mächtig gross, langgestreckt, die schneidende Aussenwand ausser den beiden Hauptzacken noch mit einem dritten Vorderzacken versehen; der Innenhöcker meist kräftig und am vorderen Ende des Zahnes gelegen. Der untere Reisszahn besteht aus zwei grossen, schneidenden, seitlich abgeplatteten, etwas divergirenden Zacken und einem kleinen schneidenden Talon , der bei den specialisirtesten Formen, wie die stets sehr schwache Innenspitze verkümmert. Hinter den Reisszähnen steht oben und unten je ein einziger, winziger Höckerzahn, wovon der obere häufig auf die Innenseite des P 4 gerückt erscheint. Von den P fehlen fast immer ein oder zwei, zuweilen sogar die drei vorderen; die hinteren sind ziemlich gross, seitlich zusammengedrückt, ihre Hauptspitze schräg nach hinten geneigt und meist eine hintere Nebenspitze und ein starker Basalwulst vorhanden. Der Schädel hat bei den älteren Formen noch gestreckte Form und namentlich besitzt die Hirnhöhle ansehnliche Länge, während die Schnauze stets verkürzt erscheint; bei den jüngeren Katzen wird der Schädel kurz, breit und insbesondere die Hirnhöhle nimmt beträchtlich an Breite zu. Die Schädelbasis zeigt grössere Verschiedenheiten als in irgend einer anderen Familie und erweist sich zur systematischen Verwerthung ungeeignet. Während alle lebenden und pleistocaenen Feliden hoch gewölbte, durch ein Septum getrennte Gehörblasen mit weit geöffnetem , nicht verlängertem Gehörgang besitzen, an welche sich der Processus paroccipitalis und mastoideus dicht anlegen, sind letztere bei den älteren fossilen Formen ebenso kräftig, wie bei Caniden oder Musteliden entwickelt. Bei den modernen Katzen vereinigt sich das Foramen condyloideum mit dem Foramen lacerum und dem Carotiscanal. Das Foramen postglenoidale und der Alisphenoidcanal fehlen; bei Proaelurus und den meisten fossilen Machairodinen sind alle Foramina und der Alisphenoidcanal vorhanden und fast wie bei den Caniden beschaffen. Bei der Gattung Machairodus verhalten sich die amerikanischen Arten wie die recenten, die europäischen wie die älteren fossilen Katzen. Die Orbita bleiben hinten bei den fossilen Feliden meist weit offen, bei den recenten verlängern sich die Postorbitalfortsätze des Stirnbeins und nähern sich einem vom Jochbogen aufsteigenden Fortsatz, so dass die