Karl Alfred von Zittel: Handbuch der Palaeontologie. 1. Abtheilung, Paleozoologie. IV. Band: Vertebrata (Mammalia) (München und Leipzig, 1891-1893)

5. Classe. Mammalia. Säugethiere - Schädel

Mammalia. Säugethiere. 11 das Capitulum zwischen zwei Wirbeln, so dass ihre vordere Hälfte noch auf das hintere Ende des Centrums des vorhergehenden Wirbels übergreift. Die hintersten falschen Rippen nehmen meist stark an Länge ab und werden zuweilen rudimentär. Hakenförmige Fortsätze (processus uncinati) wie bei Reptilien oder Vögeln kommen niemals vor. Das Brustbein (Sternum) der Säugethiere besteht nicht aus einer einfachen Knochenscheibe wie bei Vögeln und Reptilien, sondern aus einer Reihe von abgeplatteten, knorpelig verbundenen, seltener coössi­ficirten Knochenstücken, die in der ventralen Mittellinie in einer Längs­reihe hintereinander liegen. Ein vollständig entwickeltes Brustbein besteht aus dem vordersten, häufig etwas verbreiterten, zuweilen aber auch verschmälerten Endstück (Manubrium, Praesternum) , sodann aus einer wechselnden Zahl von länglichen, hintereinander liegenden Knochenstücken, welche das Mesosternum bilden und endlich aus einem hinteren, häufig knorpelig bleibenden Schlussstück (Xiphisternum). Am Manubrium befestigt sich das erste Rippenpaar, das zweite Paar an der Verbindungsnaht von Praesternum und Mesosternum und die übrigen jeweils zwischen zwei Mesosternalstücken. Das Xiphisternum trägt keine Rippen, dagegen können sich am letzten Mesosternalstück mehrere Rippenpaare anheften. Die Brustbeinplatten sind knorpelig präformirt und verknöchern meist von zwei Ossificationscentren aus, so dass sie ursprünglich aus zwei gleichen Hälften bestehen, die in der Jugend öfters noch getrennt bleiben. Bei der Fossilisation zerfällt das Brustbein in seine einzelnen Theile und wird meist gänzlich zerstört. Der Schädel (Fig. 8. 9) der Säugethiere unterscheidet sich von dem der Fische, Amphibien, Reptilien und Vögel hauptsächlich durch geringere Zahl der ihn zu­sammensetzenden Knochen, durch die unbewegliche Verbindung des Oberkiefers mit den Schädelknochen, durch die Unterdrückung des Kieferstieles und direkte Einlenkung des Unterkiefers am Schläfenbein. Der Mangel eines gesonderten Quadratbeines, Parasphenoides und die beiden Hinterhaupts-Gelenkköpfe sind weitere charakteristische Merkmale der Säugethiere. Die Form des Schädels wird wesentlich von der Grösse des Gehirns, von der Entwickelung der Kiefer, von der Anwesenheit vorspringender Kämme, Knochenprotuberanzen, Stirnzapfen etc. und von dem Vorhandensein oder der Abwesenheit von Luftzellen in der Diploe des Stirnbeins bedingt und bietet bei den verschiedenen Ord­nungen und Familien ausserordentlich grosse Abweichungen. Man unterscheidet am Kopf die eigentlichen Schädelknochen,

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