Bírósági Könyv 1423-1531; A sorozat, 2. kötet - Sopron Város Történeti Forrásai (Sopron, 2005)

Die Sprache des Ödenburger Gerichtsbuches (János Németh)

z.B. charakteristisch für die Sprache des Erasmus Rueger (§ 529/2.), obwohl es in Öden­burger Texten ungewöhnlich ist. Ein Merkmal des persönlichen-Sprachgebrauchs kann die Wahl zwischen den Graphemen <a> und <o> an denjenigen Stellen sein, wo im Nhd. [o], [o], [a], [a] vorkommt und im Fnhd. (im Obd. und Md.) eine Wahl möglich ist bzw. präferiert wird (vgl. Reichmann/Wegera 1993: 38). <o> ist charakteristisch für die Sprache von Lienhart Flügel (§ 554.: goth^gob, rotc^j dose lbs, nochkummen, noch, lassen, dopey, dovon, vor) bzw. den Artikel 547. 7 Die weiteren Artikel bringen zumeist sowohl <a> wie auch <o> (oft dem heutigen Graphemgebrauch entsprechend). Individueller Graphem­gebrauch lässt sich andernorts nicht aufdecken. Der Sprossvokal (bzw. die vermutliche Restituierung des apokopierten —e) in der Sprache des Rasmus Rueger (§ 529/2.) scheint ein individuelles sprachliches Charakteristikum zu sein (chapellan, rate, egenanten, nichtes, durich). Den grammatisch-funktionalen a-Umlaut markieren § 545. und 549. (altären, war, geschafften etc.) im Gegensatz zu der üblichen Schreibweise (<e>) i.d.R. nach dem etymo­logischen Prinzip der Graphemik (<ä>). Individuumspezifisch kann ferner die graphemische Realisation von nhd. /k/ (=<k>) im Anlaut sein — bei Raphael Schottel (§ 564.) <kch> -, die Schreibung <th> an der Stelle von nhd. <t>; die Schreibung heyling (2 Belege) ist ferner in der Sprache von § 552. lexemgebunden. Allgemeine, auf den Text und zeitlichen Rahmen des GB (der Reverse) beschränkte Sprachwandeltendenzen (d.h. eine konsequente Ersetzung von Varianten oder Varian­tengruppen durch andere Varianten oder Variantengruppen) lassen sich aufgrund der Analyse der wenigen und kurzen Einträge (Reverse) nicht feststellen. Die engen Inter­pretationsmöglichkeiten erlauben jedoch die Annahme individuumspezifischen Sprach­gebrauchs — im Falle der Reverse konkreten Personen zugeordnet -, zumindest auf der Ebene der Graphemik. 8 Mit Recht erwartet man, im über den Umfang der Reverse weitaus hinausgehenden Haupttext des GB 1. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Artikeln und Artikel­gruppen aufzeigen zu können, die vermutlich von der Identität bzw. Unterschiedlichkeit der Schreiber herrühren. 9 Diese Merkmale sind voraussichtlich typische Buchstabenver­wendungen, von der üblichen Schreibweise graphemisch signifikant abweichende Le­7 An den betreffenden Stellen steht im früheren Eintrag von Martinus Söner (§ 544.) jedoch gemäß seiner Vorlage <a>. Nota bene, <a> und <o> sind Lesungen von Házi, die aber in der Tat nicht eindeutig sind. 8 Dass der Eintragende Textelemente und sprachliche Varianten von seiner Vorlage unverändert übernimmt, bedeutet keineswegs, dass die Übernahmen bezüglich der Sprache der Zeit irrelevant sind. Diese Varianten sind in den weiteren Teüen des GB genau so zu untersuchen wie die (auch) individuumspezifische Graphemik. Es geht um die Wortgruppen als Parameter, die in gewissen Gruppen von Reversen gleich realisiert sind. Im GB verdient also auch die Untersuchung von Wortgruppen besondere Aufmerksamkeit. 9 Sprachliche Unterschiede lassen sich selbstverständlich nur zwischen Artikeln/Artikelgruppen feststellen, aber nicht wie es weithin üblich ist zwischen dem tatsächlichen schriftlichen Sprachge­brauch von Artikeln/Artikelgruppen vermutlich zuzuordnenden Schreibern. Schon deswegen nicht, weü die Hüfshypothese, dass der charakteristischerweise konsequente sprachliche Unterschied zwi­schen Artikel(gruppe)n von den unterschiedlichen Verfassern herrühre, nicht bewiesen werden kann. In linguistischen und historischen Untersuchungen des GB muss berücksichtigt werden, dass die Artikeleinteüung künstlich ist und auf das Datum der Eintragungen zurückgeht, vgl. noch Anm. 4.

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