D. Szakács Anita: 16-18. századi orvostörténeti vonatkozású végrendeletek; A kora újkori Sopron város egészségügyének társadalomtörténeti forrásai (Sopron, 2008)

SONIA HORN-MONIKA GRASS: Strukturen des mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesundheitswesens. (Ein Überblick)

Berufe halten sollte und wie man sich ein „Funktionieren" dieser Berufsgrup­pen in der Gesellschaft vorstellte. Ob und wie diese Richtlinien eingehalten wurden ist allein aus normativen Quellen, beispielsweise den Baderordnungen, jedoch nicht ableitbar. Persönliche Dokumente, wie eben z.B. Testamente, ent­halten jedoch sehr klare Hinweise auf die soziale und wirtschaftliche Situation der betreffenden Person und ihres Umfeldes und sind ein wesentlicher Beitrag zu einem Gesamtbild des Gesundheitswesens. Das Problem hierbei ist, dass es einer guten Kenntnis des Kontextes des Entstehens dieser Quellen bedarf, vor allem aber ausgezeichnete sprachliche und paläographische Fähigkeiten um mit diesen Quellen arbeiten zu können. Editionen derartiger Quellen, wie sie in diesem Buch vorliegen, fehlen jedoch weitgehend und daher war die Unterstüt­zung dieser Arbeit durch die Aktion Österreich - Ungarn und durch die Archiv­fachschaft des Nationalen Kulturfonds ein sehr bedeutender Beitrag zur Weiter­entwicklung dieser Thematik. Wie oben erwähnt, ist auch die Herangehensweise an die Thematik aus­schlaggebend dafür, welches Bild sich für die historische Situation ergibt. Vor allem die Arbeiten von Roy Porter brachten neue Aspekte in die Medizinge­schichtsschreibung ein. 3 Hier wurde einerseits die Rolle der Patientinnen und Patienten in die Diskussion eingebracht, andererseits auch der Aspekt, dass medizinische Leistungen von verschiedenen „Anbieterinnen" in Anspruch ge­nommen wurden und nicht allein diejenigen von akademischen Ärzten bzw. lizenzierten Heilkundigen. In diesem Sinn wird von einem „ medical marketpla­ce" gesprochen. Roy Porter beschrieb jedoch vor allem die Situation in England, die sich von jener am Kontinent und in den habsburgischen Ländern denn doch unterscheidet. Jedenfalls ergibt sich durch diese Erweiterung der Fragestellung auch ein erweiterter Zugang zum Thema „Medizingeschichte" - nämlich dahinge­hend, dass nunmehr der „Umgang mit Gesundheit und Krankheit" diskutiert wird, was ein wesentlich breiteres Spektrum an Themen möglich macht. Ein weiterer Diskussionspunkt ist die sog. „Professionalisierung" von medizinisch Tätigen. Hierbei wird häufig vor allem die Professionalisierung des ärztlichen Standes thematisiert, gemeint sind damit jedoch meist akademische Mediziner. 4 Allerdings macht es Sinn den Begriff „Professionalisierung" auch für frühere Epochen zu thematisieren und als Frage zu formulieren. Grundsätz­lich wäre zur Frage, der „Professionalisierung der Heilkunde" eine Definition passend, die davon ausgeht, wer zu einer bestimmten Zeit und an einem be­stimmten Ort bzw. in einer Region als medizinisch so kompetent galt, dass man sich regelmäßig an diese wandte. Klarer und möglicherweise praktikabler wäre jedoch die Definition von Professionalisierung, wenn berücksichtigt wird, dass es Richtlinien für die Ausübung des Berufes, umschriebene Aufgabenbereiche 3 Vgl. dazu z. B.: PORTER, 1985, sowei PORTER-PORTER, 1988 4 HUERKAMP, 1985, dies. HUERKAMP, 1980.

Next

/
Thumbnails
Contents