Leopold Auer - Manfred Wehdorn (Hrsg.): Das Haus-, Hof- und Staatsarchiv (2003)

Bestände - I. Zeitreise

Zeitreise 89 6 Die 95 Thesen Martin Luthers 1517, Leipzig Dr. Martin Luther lädt zu einem theologischen Disput über die Praxis des Ablaßhandels ein Einblattdruck, Papier, latéin Einblattdrucke 1 51 7 Mit seinen 95 Thesen wollte der Wittenberger Theologieprofessor Dr. Martin Luther zu einer Diskussion über kirchliche Mißstände seiner Zeit einladen, insbesondere über die Praxis des Ablasses, also die Möglichkeit, sich durch eigene Leistungen, beispielsweise Stiftungen zugunsten der Kirche, den Nachlaß der Strafen für begangene Sünden erkau­fen zu können. Martin Luther wollte aber keine Spaltung der Kirche. Dazu kam es erst, nachdem Luther mit dem Kirchenbann bedroht und 1521 von Kaiser Karl V. auf dem Reichstag von Worms mit der Reichsacht belegt worden war, da er sich weigerte, seine Ansichten zu widerrufen. Aus Luthers Anliegen war binnen kurzem eine „Volksbewegung" geworden, die von den kirchlichen und weltlichen Autoritäten regel­recht kriminalisiert wurde. Anders als sein kaiserlicher Bruder erkannte Ferdinand I. jedoch sehr bald, daß eine Reform der Kirche dringend notwendig war. Bei den im Haus-, Hof- und Staatsarchiv aufbewahrten 95 Thesen handelt es sich um eines von nur drei erhalten gebliebenen Exemplaren des ältesten Nachdrucks der Thesen. Vermutlich ist es zusammen mit den Akten des Reichstags von Worms als eines der gegen Luther verwendeten „Beweisstücke" nach Wien gelangt. Ernst Petritsch

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