Das Österreichische Staatsarchiv (1988)
Kurt Peball: Das Österreichische Staatsarchiv
gen, weil bei immer mehr zu übernehmenden Archivalien sehr bald Platzmangel eintrat. Bis zum Ende der Donaumonarchie blieb es als Archiv des Justizministeriums im Gebäude desselben und übersiedelte 1924 in den Justizpalast, hatte aber weiterhin Außendepots. Nach dem Brand des Justizpalastes im Juli 1927, bei welchem es große Verluste erlitten hatte, übersiedelte es in das Palais Ferstel in der Plerrengasse, von wo es dann 1932 in die Stiftkaserne, in den Gebäudekomplex unmittelbar neben dem Kriegsarchiv übersiedelt wurde. 1938 kam es dann dorthin, wo es sich noch heute befindet, in die Wallnerstraße 6 a, in das 1809-1813 erbaute Palais Palffy. Dieses war mehrfach umgebaut worden und hatte bis 1938 mehreren Institutionen als Arbeitsstätte gedient, so bis 1934 der Parteileitung der Sozialdemokratischen Partei für Niederösterreich, der Versicherung Phönix und anderen. Das Flaus war für Archivzwecke adaptiert worden. 1944 beschädigten zwei Bombentreffer das Archiv schwer, und die Aufbauarbeiten dauerten bis weit in die fünfziger Jahre. Dabei wurde an Stelle des früheren Kassensaales, der bis 1944 dem Archiv als Benützer- raum gedient hatte, ein Aktenspeicher errichtet. Weiterhin mußten aber Außendepots unterhalten werden. Die Raumnot wurde um so größer, je mehr in den späteren Jahren Archivgut von den Ressorts übernommen werden mußte. Außerdem mußten Räume des Archivgebäudes auch anderen Dienststellen des Bundes zur Mitbenutzung überlassen werden. Nach der Abgabe der Archivalien der Ministerien und des Bundeskanzleramtes der Ersten und Zweiten Republik Österreich an die Staatsarchivabteilung Archiv der Republik 1987/88 umfaßt es noch etwa 55.000 Archivalieneinheiten Archivgut, dabei mehrere tausend Pläne. Es dokumentiert insbesondere die österreichische Innenpolitik, das Bildungs- und Justizwesen sowie Genealogie und Heraldik. Das Archiv für Verkehrswesen wurde als Archiv der Eisenbahnhoheitsverwaltung, des k. k. Eisenbahnministeriums, gegründet und in der Republik Österreich zum Archiv für das Verkehrswesen ausgestaltet. Es war bis 1947 dem Bundesministerium für Verkehr als Facharchiv der Österreichischen Bundesbahnen angeschlossen. Mit rund 12.000 Archivalieneinheiten dokumentiert es die Geschichte des modernen Verkehrswesens in Österreich, namentlich der Eisenbahnen. Auch das Verkehrsarchiv ist mehrfach übersiedelt und hat bis heute keinen für Archivzwecke geeigneten Bau. 1897 war es im Kopfgebäude des Franz-Josefs-Bahnhofs in Wien 9 untergebracht, mußte aber schon 1903 wegen Platzmangels in das Provisionsfondhaus in der Althanstra- ße 1 -3 übersiedeln und dann aus denselben Gründen 1924 in das Gebäude des ehemaligen Reichskriegsministeriums, in Wien 1, Stubenring 1. Nachdem sich dort deutsche Wehrmachtsdienststellen rasch ausweiteten, kam das Verkehrsarchiv 1940 in das ehemalige Direktionsgebäude der Aspangbahn, Wien 3, Aspangstra- ße 33. Dieses war 1898—1902 als Bürogebäude gebaut worden. Nach Abschluß der Übersiedlung der Altbestände des Allgemeinen Verwaltungsarchivs in den Neubau, wird das Archiv für Verkehrswesen diesem als selbständige Organisationseinheit angeschlossen werden. Das Archiv der Republik wurde 1984 als neue Organisationseinheit für das Massenschriftgut der Zentralstellen der Ersten und Zweiten Republik Österreich seit 1918 und 1945 eingerichtet, das aus den anderen Teilarchiven herausgelöst wurde. Seit 1984 übernimmt es in der Organisationseinheit Zwischenarchiv laufend Akten von den Zentralstellen der Zweiten Republik Österreich zur Zwischenlagerung und zur Aufbereitung für die endgültige Archivierung. Der derzeitige Umfang des Archivguts beträgt etwa 140.000 Archivalieneinheiten. 13