1100 Jahre österreichische und europäische Geschichte in Urkunden und Dokumenten des Haus-, Hof- und Staatsarchivs (1949)
1100 Jahre österreichische und Europäische Geschichte - Transkriptionen und Erläuterungen
her/scheften und auch gerichten, mautten, zollen, mfmssen, walden und allen rechten lehen und verlehenten güt, die / zü dem vorgeschriben herczentúm ze Charaden gehörnt, swie die genant sint, verlihen und verleihen ze rechtem lehen mit / allen vorgenanten rechten, freyungen, gewonheiten und zügehorung, als ez von alter und auch nu herbracht ist und beste/tigen auch den selben Otten und seinen brúder Albrechtén die vorgeschriben herezogen und ir erben mit unserm keiserlichem / zepter an den vorgenanten lehen mit billicher und gewonlicher Schönheit und darzü gehöret. Und dez ze / einem urchund geben wir in disen brief versigelten mit unserm keiserlichem insigel, der geben ist / ze Lyncz an dem eritag nach sand Walburgen tag, do man zalt von Christus gebürt driuzehen / hundert iar, darnach in dem fümften und dreizzigstem iar, in dem ainen und zweinczigstem iar unsers / riclis und in dem achten dez keisertüms. Siegel des Kaisers an Seidenfäden. [Coreth] 19. 1356 Januar 10, Nürnberg. Kaiser Karl IV. erläßt die ,,Goldene Bulle“. Orig.-Perg. (Mainzer Exemplar) in Buchform 72 Blätter: (15-5 hx 23 h), Blatt 4' und 5r. — Faksimile verkleinert. Drucke: Karl Zcumer, Die Goldene Bulle Kaiser Karls IV. Zweiter Teil: Text (Weimar 1908), S. 5ff. (Quellen und Studien zur Verfassungsgeschichte des Deutschen Reiches in Mittelalter und Neuzeit, 2. Bd., Heft 1). —Zcumer, Quellensammlung S. 192 n. 148. liegest: Böhmer-Huber, Regesta Imperii VIII., S. 193 n. 2397 und S. 207 n. 2555b. Vgl.: Zeumer, Die Goldene Bulle a. a. O. Erster Teil. Der erste Teil der Goldenen Bulle (c. 1—23) wurde am 10. Jänner 1356 zu Nürnberg und der zweite Teil (c.24—32) am 25. Dezember 1356 in Metz verkündet. Die Urkunde ist in sieben Originalausfertigungen überliefert, und zwar: 1. Das sogenannte Böhmische Exemplar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien (B), 2. Das Kölner Exemplar in der Bibliothek zu Darmstadt (C), 3. Das Exemplar der Stadt Frankfurt im Frankfurter Stadtarchiv (F), 4. Das Mainzer Exemplar im Haus-, Hof- und Staatsarchiv zu Wien (M), 5. Das Nürnberger Exemplar im Reichsarchiv zu München (N), 6. Das Pfälzer Exemplar im Geheimen Staatsarchiv zu München (P), 7. Das Trierer Exemplar im Staatsarchiv zu Stuttgart. Prunkabschrift, vollendet 1400 für König Wenzel (Wien Nat.-Bibl. Cod. Vind. Pal. 338) Die Bezeichnung „Goldene Bulle“ stammt von dem an der Urkunde befindlichen goldenen Hängesiegel. —- Die Goldene Bulle enthält die reichsgesetzliche Festlegung des vornehmlich seit der Mitte des 13. Jahrhunderts entwickelten Gewohnheitsrechtes und die endgültige Regelung der deutschen Königswahl und der kurfürstlichen Rechte. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts haben sich aus dem Kreise der Fürsten sieben als die allein kürenden hervorgehoben und damit eine Stellung erlangt, die nicht nur mit besonderen Vorrechten verbunden war, sondern auch in steigendem Maße die äußere und die innere Politik des Reiches in ihre Hände bekam. Diese Entwicklung wurde in der Goldenen Bulle reichsgesetzlich festgelegt. Die in der Goldenen Bulle genannten sieben Kurfürsten sind die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Die in die Goldene Bulle aufgenommene Wahlform bestand in der feierlichen Abstimmung, bei der Trier zuerst stimmte, der Mainzer aber, der von jeher die Wahl geleitet hatte, die Stimmen abfrug und als letzter seine Stimme abgab, womit er bei Uneinigkeit der übrigen den Stichentscheid erhielt; diese Form blieb im wesentlichen bis 1792 rechtens; auf den Papst und die päpstliche Krönung wird in der Goldenen Bulle kein Bezug genommen. — Durch die Goldene Bulle erlangten die Kurfürsten, soweit sie dieser Rechte noch entbehrten, Münzrecht, Zollrecht, Judenschutz und Bergregal, das privilegium de non evocando und de non appellando; Vergehen gegen sie wurden zum crimen laesae maiestatis erklärt; sie erhielten damit die Verbriefung der Rechte, auf denen sich die Landeshoheit aufbaute. Die Goldene Bulle enthält außerdem auch Bestimmungen über Fehde und Landfrieden, Bündnisse von Untertanen und Pfahlbürger (vgl. Schwerin, Grundzüge der deutschen Rechtsgeschichte 1941, S. 165ff., 200f.). In nomine sancte et individue Tri/nitatis feliciter amen. Karolus / quartus divina favente clementia Romanorum / imperator semper augustus et Boemie rex. Ad per/petuam rei memoriam. Omne regnum in se / ipsum divisum desolabitur, nam principes eius / facti sunt socii furum, ob quod Dominus miscuit in / medio eorum spiritum vertiginis, ut palpent in me/ridie sicut in tenebris, et candelabra eorum mo/vit de loco suo, ut ceci sint et duces cecorum; / et qui ambulant in tenebris, offendunt et / ceci mente scelera perpetrant, que in divi/sione contingunt. Dic, superbia, quomodo in Lucifero / regnasses, si divisione auxiliatricem non / habuisses ? Dic, Sathan invide, quomodo / Adam x) de paradiso eiecisses, nisi eum ab obedientia di/visisses ? Dic, Luxuria, quomodo Troyam de/stru- xisses, nisi Helenam a viro suo di/visisses ? Dic, Ira, quomodo Romanam rem publicam de/struxisses, nisi in divisione Pompeium / et Julium sevientibus gladiis ad intesti/na prelia concitasses ? Tu quidem, Invi/dia, Christianum imperium a Deo ad instar sancte / et individue Trinitatis fide, spe et carita/te, virtutibus theologicis roboratum, / cuius fundamentum super Christianissimo re/gno feliciter stabilitur, antiquo veneno velut / serpens in palmites imperiales et mem/bra eius propinquiora impio scelere vo/muisti, ut concussis columpnis to[tum editicium ruine subiceres. .. ] [BennaJ Goldbulle (Schnüre nicht mehr vorhanden). q Reklamant am linken unteren Blattrand: de paradiso.