Evangélikus lyceum, Pozsony, 1856

5 und eben dieser Eifer ist es, der stch in Erwägung des wieder eingetretenen Bedürfnisses zum drittenmale bewogen fühlte, diese neuen Hallen für evangelische Bildung aufzuführen, zum Beweise, wie stark sein Glaube sei, welche Früchte der Liebe er trage, wie fest seine Hoffnung stehe. Es lebt also, wahrlich es lebt noch jener Geist, der das innerste Gemüth unsrer Vorfahren entzündete und ihre. Herzen dahin lenkte, tue- erkannte Wahrheit durch Thaten und Opfer zu verkündigen; ja es lebt noch jener gottentsprossene Geist des thätigen Christenthums, und wird so gewiß fortleben, als das göttliche Wort unvergänglich ist, welches uns einzeln und insgesammt zur Ausbreitung des Gottesreiches beruft und verpflichtet. Unsere Schule ist eine christliche Lehranstalt. Wir können die Richtung unsrer gesummten Thätigkeit nicht besser angeben, verehrte Zuhörer, das ganze Wesen unsrer Schule nicht treffender bezeichnen, als wenn wir versichern, daß wir über den Namen „Christ" keinen herr­licheren, würdigeren kennen, auf den wir die innigsten Wünsche und Be­strebungen unsrer Seele lenken sollen. Und indem wir in dieser Benen­nung unsre tiefste Ueberzeugung darlegen, daß in keinem andern das Heil zu finden sei, als in dem, der uns von Gott geworden ist zur Weis­heit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und Erlösung; so entziehen wir dadurch diesen Ehrennamen durchaus Niemanden, in dessen Leben Chri­stus, der Sohn des lebendigen Gottes, sich wirksam erweiset. Solche Lieblosigkeit stimmt mit der Religion der Liebe nicht überein; ferne sei sie darum von uns! Oder könnt ihr unter den die Menschheit wahrhaft beglückenden und zierenden Gütern auch nur eines aufweisen, auf welches das Christenthum nicht vorbereitend und veredelnd eingewirkt, dessen Ver­wirklichung es mittelbar oder unmittelbar nicht ermöglicht oder gefördert hätte? Und sollte man wohl diejenigen, die sich getreulich angelegen sein lassen, diese Güter zu erwerben und zu verbreiten und in denen die Liebe, das Kennzeichen des Glaubens, vorhanden ist, aus dem Besitze des Heils gerechterweise ausschließen können? Gewiß nicht! Nun ist aber das Christenthum der Mittel- und Angelpunkt, um welchen sich unsre ganze Thätigkeit bewegt, der Grund, auf welchem alle unsre Bestrebun­gen beruhen; denn nach dem Zeugnisse unseres Bewußtseins fehlt jeder Bildung, sie mag wissenschaftlicher, künstlerischer, sittlicher oder staat­licher Art sein, ohne diesen Anfangs- und Schlußpunkt der wahre Werth. Darum umarmen wir mit brüderlicher Liebe jede Bildungs-

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