Ciszterci rend Nagy Lajos katolikus gimnáziuma, Pécs, 1856

22 ­dem einzigen Grunde als segensreich erscheinen muss, weil das jugendliche Gemüth, in welchem die Leidenschaften schon frühzeitig erwachen, von den, durch Beispiele verkörperten Wahrheiten ergriffen, unwillkührlich zur Liebe, Bewunderung und Annahme jener Religion, die so viele edle Männer bildete, hingerissen wird. Die Bildung des Geimithes, und durch dies der Vernunft zugleich , kann auch sehr befördert werden durch die Erklärung der kirchlichen Ceremonien, welche die übernatür­lichen Wahrheiten dem Zöglinge veranschaulichen. Darum sind diese Ceremonien, welche für das jugendliche Gemüth so viel anziehende Kraft besitzen, mit den Religionswahrheiten in enge Verbindung zu bringen; denn nur so wird der Religionsunterricht dem Zöglinge interessant und angenehm gemacht, und während die äusseren Ceremonien sein Gemüth wohlthuend ergreifen, werden auch die damit verbundenen Dogmen tief dem Gedächtnisse eingeprägt bleiben, folglich Vernunft und Gemüth gleich­zeitig gebildet. — ln den obern Klassen ist vorzüglich die Vernunft, und durch diese das Gemüth zu bilden. Hier muss der Schüler vor Allem von der Nothwendigkeit der Religion überwiesen, die Quelle derselben, sammt ihrem göttlichen Ursprung anerkennen, welches auch keinesfalls durch todtes Herzählen, sondern durch, die Vernunft sowohl als das Herz ergreifende Beispiele, deren in den obern Klassen vorzutragende Kirchengeschichte so reichhaltig ist, bewirkt werden kann. Kurz der Religionslehrer hat ein jedes, mit den schlagendsten Texten befestigtes Dogma durch geschicktes, gemiithliches, liebevolles Katechisiren auf bestimmte Fälle anzuwenden, und so demselben in seiner Anwendung auf die Moral in Beispielen erst Form und Leben zu geben. Einem solchen Religions­unterrichte geben endlich gute, planmässig auf die Bedürfnisse der Schüler berechnete und sorgfältig ausgearbeitete, recht ins Detail gehende Exhorten die wahre Begründung, Vollendung und Weihe. Auf die Bildung eines edlen männlichen Characters wirkt auch sehr einflussreich das Studium der griechischen und lateinischen Sprache, wie dies auch im Organisationsentwurfe: „Zweck der Gymnasien ist: eine höhere allgemeine Bildung unter wesentlicher Benützung der alten classischen Sprachen und ihrer Litteratur zu gewähren“ deutlich ausgedrückt ist. — Diese zwei Literaturen müssen noch immer als die Mutterbrüste, an denen die neuere Kultur grossgesäugt wurde, betrachtet werden; in diesen zwei Literaturen ist die lebendige immer frische Quelle enthalten, an welcher sich alle gebildeten Völker Europas noch immer festhalten, nur von der Behandlung derselben hängt es ab, ob sie dem vorgestreckten Zwecke im gehörigen Masse entsprechen werden. — In den untern Klassen, wo die harte herbe Schale durch zu nagen ist, um einst in den obern Klassen zu dem edlen Kern zu gelangen, ist die lateinische sowohl, als die griechische Grammatik eine, für den jugendlichen Geist ganz passende Verstandesübung. Doch kann hier dem Lehrer nicht genug Umsicht empfohlen werden, damit nicht die benannte Verslandesübung durch blosses, ermüdendes Auswendig­lernen abgefertigt, der Unterricht zu einem armseligen Räderwerk ohne Erfolg, zum tormentum me­moriae herabgewürdigt, schon gleich im Anfänge Apathie gegen diese Lehrgegenstände dem Zöglinge einflösse. Die trockene Formenlehre ist dem Zöglinge durch Veranschaulichung zu erleichtern, und angenehm zu machen; dies wird geschehen, wenn eine jede Regel derselben kurz und leichtfasslich vorgetragen, gleich praktisch durch die, auf die Tafel geschriebenen, von den Zöglingen nachher leicht erlernbaren Beispiele, erleuchtet und veranschaulichet dem Gedächtnisse tief eingeprägt wird. Diese 3Icthode, von passenden , den vorgetragenen und richtig aufgefassten Regeln angemessenen schriftlichen Uibungen unterstützt, wird einerseits die Neigung und Liebe des Zöglinges, ohne wel­che kein Erfolg zu erwarten ist, diesem Lehrgegenstande gewinnen, die Wissbegierde und Fleiss erwecken; anderseits allmählig ohne Anstrengung und Mühe dem Zöglinge einen solchen Wörter­reichthum beibringen, der ihm dieses Sprachstudium interessant macht, und die Lectüre der Klas­siker ungemein erleichtert. — In den obern Klassen, wo die Resultate des früher Erlernten zur all­seitigen praktischen Anwendung, zur grammatischen Richtigkeit, und Aneignung des klassischen Stils zu gelangen haben, hat der Lehrer nicht mit diesem allein die Lehrstunden seinen Schülern peinlich zu machen, sondern hauptsächlich die Beispiele der schönsten Tugenden, deren die Schriften der

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