Puskás Attila (szerk.): A Szent Titok vonzásában. A hetvenéves Fila Béla köszöntése - Studia Theologica Budapestinensia 32. (2003)
Fehér M. István: Pietismus und Hermeneutik
Fehér M. István 79 für ihn niemals theoretisch gesicherte Erkenntnisse dar, sondern sie dienen lediglich dem moralischen Vernunftgebrauch, derart, daß sie erst im Zusammenhang mit dem ethisch ausgerichteten, auf das moralisch Gute abzie- lende Leben, d.h. als Postulate der praktischen Vernunft,41 in Frage kommen können und überhaupt zugelassen werden dürfen. Die hermeneutische Lehre Gadamers ist freilich, wie gesagt, wesentlich de-theologisiert, obwohl Theologie mit Sicherheit eine ihrer wichtigen Quellen darstellt — das geisteswissenschaftliche Verstehen ist aber ihm ebenso belanglos ohne Gegenwarts- bzw. Praxisbezug und Anwendung. Dies mag mit dazu beitragen, die zentrale Rolle, die die phronesis in seiner Hermeneutik spielt — „Einen Text verstehen heißt immer schon, ihn auf uns selbst anwenden“, „Das Sich-wissen, von dem Aristoteles spricht, ist eben dadurch bestimmt, daß es die vollendete Applikation enthält“42 -, verständlich zu machen. Anmerkungen 41 Vgl. Kritik der praktischen Vernunft, A 238ff. 42 GW, Bd. 1, 327. Sie ist, wie es schon früher heiß, „auf die konkrete Situation gerichtet“ (ebd., 27).