Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

Philipp Schäfer: Veränderungen in der genenwärtigen Eschatalogie

sehe Aussagen werden weithin vermieden. Es werden nicht mehr „Sachen" verhandelt - wie etwa das Feuer in der Hölle oder im Fe­gefeuer oder ob die Schau Gottes durch eine Spezies geschieht.12 „Gott ist das 'Letzte Ding' des Geschöpfs. Er ist als Gewonnener Himmel, als Verlorener Hölle, als Prüfender Gericht, als Reinigender Fegefeuer. Er ist Der, woran das Endliche stirbt und wodurch es zu Ihm, in Ihm aufersteht. Er ist es aber so, wie er der Welt zugewendet ist, nämlich in seinem Sohn Jesus Christus, der die Offenbarkeit Got­tes und damit der Inbegriff der 'Letzten Dinge' ist."13 Von dieser bei den großen Theologen immer schon vorhandenen Einsicht - wenn auch teilweise durch ontologische und kosmologische Vorstellungen verstellt - stellt Balthasar Christus in seinem Tod und in seiner Auf­erstehung als den Bezugspunkt für alle einzelnen Themen heraus. Von da kommt er schon damals zu den oft wiederholten Ansätzen um Unterwelt und Hoffnung auf Allversöhnung. Er bemerkt: „Im Augenblick, da die Theologen (gewiß bona fide und vermeintlich im Glaubensgehorsam) mit einer 'Glaubensgewißheit' über den Ge­richtsausgang verfügen zu müssen meinen, sind unversehens eine Anzahl Dinge vorentschieden, die sich zwangsmäßig bis in den scheinbar fernsten theologischen Traktaten auswirken. Diese theologi­schen Konsequenzen, die unausweichlich sind, entfernen sich nun aber deutlich von der biblischen Heilsaussage und offenbaren damit ihren Charakter als einer fragwürdigen theologischen Konklusion. Das Verfügen über den Gerichtsausgang (im Sinne sicheren Wissens, daß der Richter verdammen wird) hat mindestens dreierlei Folgen (die alle logisch in dem historischen Augenblick in die Theologie ein- dringen, wo die Eschatologie diese Grundgestalt annimmt, nämlich bei Augustinus): 1. Man muß sich, entgegen dem stets positiv gefaßten (offenlas­senden) Prädestinationsbegriff der Schrift mit einer Lehre von der doppelten Prädestination belasten, gleichgültig ob ante oder post praevisa merita, mit dieser furchtbaren Verfinsterung des christlichen Glaubens, unter der der mittelalterliche und reformatorische, aber auch noch der gegenreformatorische Mensch - ganz im Gegensatz 12 „Quid sit ignis in purgatorio?" oder „Utrum visio Dei sit per speciem?" mit Verweis auf Yves Congar, in RevScPhTh (1949) 463. 13 U. von BALTHASAR, ebd. 407/408 mit Verweis auf Jean Danielou. 92

Next

/
Thumbnails
Contents