Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)

József Török: Die erste Jahrtausendwende in Ungarn

József TOROK DIE ERSTE JAHRTAUSENDWENDE IN UNGARN Die romantischen Geschichtsschreiber des XIX. Jahrhunderts stell­ten diejenigen, die die erste Jahrtausendwende als Zeitgenossen er­lebten, als Opfer von schreckenvollen Weitende-Erwartungen dar, aber es brauchte keine hundert Jahre, dass sich dieses Bild bedeutend veränderte. Der Chronist des Jahres „Eintausend", Radulphus Glaber spricht zwar von Naturkatastrophen und Hungersnöten, aber viel­mehr feiert er die unzählbaren Erscheinungsformen der göttlichen Barmherzigkeit: die tröstende Kraft der neu entdeckten Reliquien, die strahlend weißen, neuen Kirchen, den Frieden zwischen den Herr­schern und vor allem die Bekehrung neuer Völker zum christlichen Galuben. Die westeuropäische Geschichtsschreibung der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts, innerhalb deren die Gemeinschaft der sich um die französischen Annales Gruppierenden, veränderte das negative Bild nach vorurteilsfreier Untersuchung der Quellen, und beachtete die von Rudolphus Glaber auch erwähnten positiven Er­scheinungen, darunter auch die im Leben des ungarischen Volkes er­folgte Zunahme. Beim ersten Millennium ist deshalb über keine Wen­de zu sprechen, sondern über eine Zunahme, denn das, was um das Jahr 1000 herum, ein wenig davor und auch danach dem im Karpathenbecken angekommenen, sich dort eine Heimat zwischen 896-900 erobernden, dann aber ein Vaterland gründenden (das Wort „Vaterlandsgründung" ist eine Ausdrucksweise des ungarischen Kir­chenhistorikers János Karácsonyi) ungarischen Volk passierte, ist eher ein beisammen von langen Prozessen als eine Kette von kurzen Er­eignissen. Im Interesse einer Untersuchung des langen Prozesses, ei­ner Dauer, ist die Erwähnung des Monotheismus des Kasarenvolkes von Wichtigkeit, denn die ungarischen Stämme lebten Anfang des IX. Jahrhunderts in der Nachbarschaft des Kasarenreiches, dann nahmen auch drei kasarische Stämme zusammen mit den sieben ungarischen an der Landnahme, an der Vaterlandsgründung teil. Die Ungarn be­gegneten also monotheistischen Ideen beinahe 200 Jahre vor der Jahr­tausendwende. Das byzantinische Christentum war auch bestrebt, die 53

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