Erdő Péter - Rózsa Huba: Eschatologie und Jahrtausendwende 2. Deutsch-Ungarischer Theologentag Budapest, 3. März 2000 - Studia Theologica Budapestinensia 26. (2000)
Zoltán Rokay: Die Aktualität der Geschichtstphilosophie von J. G. Fichte
Zoltán ROKAY DIE AKTUALITÄT DER GESCHICHTSTPHILOSOPHIE VON J. G. FICHTE Es ist weniger bekannt, daß H. U. v. Balthasar in seiner Rezension über K. Rahners Geist in Welt1 von Fichteschen Ethos spricht in dem Sinne einer radikalen Bindung an die Sinnlichkeit, welche als Material der Selbstverwirklichung gedeutet wird. (Balthasar hat sich auch anderswo mit Fichte auseinandergesetzt.)1 2 Aus dieser Grundhaltung der Welt gegenüber ergibt sich auch die Aufgabe der Menschen: einerseits die Beherrschung der Welt und auf der anderen, auf dem Wege derselben die „Selbstverwirklichung" der Menschen. Wo es um eine Aufgabe, um ein „Entwerfen eines Zweckbegriffs" geht, da geht es um die Geschichte. Sowohl die Geschichte des Einzehlen, als auch der der Gattung. Dieser Gedanke wird erst in der Spätphilosophie Fichtes greifbar. - Im Folgenden sollte die „Geschichtphilosophie" Fichtes an seinen drei Werken kurz dargestellt und nach ihrer Aktualität befragt werden: 1. Versuch einer Kritik aller Offenbarung (die erste gedruckte Schrift von Fichte, 1792) 2. Die Bestimmung des Menschen (die wahrscheinlich bekannteste Schrift Fichtes, 1800) 3. Die Grundzüge des gegenwärtigen Zeitalters. („Vorlesungen gehalten zu Berlin im Jahre 1804-1805") Ad 1. Fichte ordnet die a priori Kriterien eines Offenbarungsglaubens nach der Kategorientafel Kants ein (Qualität, Quantität, Relation, Modalität). - Unter Quantität fällt die Frage der Allgemeinegültigkeit einer Offenbarung. In diesem Zusammenhang kommt Fichte zum Schluß: „Wenn jemand dieses Bedürfnis (- dem Moralgesetz zu entsprechen - R.Z.) in sich nicht fühlt, wenn er auch historisch wissen sollte, daß er bei anderen vorhanden sei, so kann in dem selben nim1 ZKTh, 63 (1939) 371-379 2 Herrlichkeit, Bd. III. T. 1. S. 883; Prometheus Studien zur Geschichte des deutschen Idealismus. 1947. Über Fichte: S. 158-203. 101